Der zweiwöchige Therapieaufenthalt auf Curacao hat einiges verändert: Marcel ist lockerer, kontrollierter und kommunikativer geworden. Jeden Tag wurde dafür hart bei den zweistündigen Einheiten gearbeitet. Diese begannen mit einer halben Stunde "Trocken-Übung". Danach ging's zur Delfindame Chabelita, die sich nicht nur rührend um Marcel kümmerte, sondern mit der auch Kunststücke geübt wurden.
"Man merkt, dass die Delfine ein Gespür dafür haben, mit wem sie es zu tun haben", berichtet Mutter Anja. Sie selbst darf einmal mit in die abgetrennte Bucht vom Meer: "Mit Marcel ging Chabelita viel sanfter und vorsichtiger um als mit mir." Marcel erlernt ein Handzeichen, bei dem die Delfindame zu singen beginnt. Noch abends beim Essen trainiert er es. Überhaupt überrascht er alle mit seinem Lernfleiß: Eigentlich nehme man Erfolge, wenn welche eintreten, erst am 3. oder 4. Tag wahr, aber Marcel zeige schon ab den 2. Tag, was in ihm stecke, erklären die Therapeuten in einem der Gespräche, die jeden Therapietag beenden.
Den beeindruckendsten Moment erlebt die Familie am letzten Tag: Marcel wird auf "alle Viere" auf eine Matte gestellt, die der Delfin durchs Wasser zieht. Eine Praktikantin stützt ihn leicht, aber Mutter Anja kann es kaum glauben, was ihr Sohn leistet: "Ich war fassungslos und unendlich glücklich zugleich."
Den Unterschied machen jedoch nicht nur die Delfine sondern auch die Therapeuten. Sie holen Marcel jeden Tag aus dem Rollstuhl. Zeigen ihm, dass er mehr kann. "Marcel und Rolli waren immer eins. Indem sie ihn aus dem Rollstuhl rausgenommen haben, ist Marcel auch aus sich herausgewachsen", ist sich die Mutter sicher. Auch die Übungen, die an Land gemacht wurden, brachten ungeahnte Fähigkeiten ans Licht: Marcel bekommt eine Stirnlampe auf. Auf einer Wand werden dann Bilder projiziert. Der Therapeut sucht sich ein Bild aus, beschreibt es und Marcel muss mit dem Licht das gesuchte Bild anleuchten. Klappte prima!
Einige Erfolge aus Curacao nimmt Marcel mit nach Moers: Die Beine sind nicht mehr so stark gekreuzt, die Hände sind offener. "Es ist so, als hätte er erst dort begonnen, seine Hände wahrzunehmen. Auch jetzt noch sind sie viel weicher", freut sich Mutter Anja darüber, dass die Erfolge auch in den Alltag Einzug erhalten haben: "Zudem möchte er mehr Fragen gestellt bekommen, da er nun deutlicher 'ja' und 'nein' sagen kann." Von den Therapeuten aus Curacao gibt es Empfehlungen für die weitere Behandlung. Doch schon das Rausheben aus dem Rollstuhl lässt sich bei den 25-Minuten-Einheiten schwer realisieren. Im Moment geht Marcel zusätzlich zu der unzureichenden Kassenleistung einmal die Woche zur tiergestützten Therapie in den Therapiepark Düsseldorf. Eine große Hilfe. Doch die Therapie ist teuer und die vom Förderverein tiergestützter Kindertherapie e.V. finanzierten Einheiten laufen aus. Dabei wäre es wichtig, dass Marcel den eingeschlagenen Weg weiter gehen darf - wo er doch jetzt auf die Frage, ob er wieder zu den Delfinen wollen würde, deutlich mit "ja" antworten kann.
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