Kirchliche Flüchtlingshilfen

Mitarbeitende der evangelischen Kirchengemeinden des Kirchenkreises Moers diskutierten einen Abend über Flüchtlingshilfen und -politik.

Aus der Region.

Es gibt umfangreiche Hilfen und Projekte für Flüchtlinge im Kirchenkreis Moers. Organisiert werden sie von den 28 evangelischen Kirchengemeinden zwischen Alpen und Friemersheim, der Grafschafter Diakonie gGmbH – Diakonisches Werk Kirchenkreis Moers und der Erwachsenenbildung im Neuen Ev. Forum Kirchenkreis Moers.

Am 23. Oktober trafen sich abends Gemeindevertreter im Kamp-Lintforter Lutherhaus, um sich gegenseitig über ihre Projekte auszutauschen. Außerdem ging es darum, sich über aktuelle Entwicklungen und politische Einschätzungen der Flüchtlingspolitik in Deutschland sowie über die rechtliche Regelungen des Kirchenasyls zu informieren.

Mitarbeitende aus Baerl etwa berichteten über Hausaufgabenhilfe, Sachspenden, Nachbarschaftsfeste, Frauengruppen, die gute Zusammenarbeit mit der Stadt Duisburg. Am Tisch der Freiwilligenzentrale Moers konnten Interessierte erfahren, wie sie Kontakte knüpfen können, um gezielt ehrenamtliche Hilfe zu gewinnen. Von der Diakoniedienststelle in Neukirchen-Vluyn wurde über die Koordination, Beratung und Begleitung der Flüchtlingsarbeit berichtet. Das Neue Ev. Forum stellte Angebote vor für Flüchtlinge, die Deutsch lernen wollen, aber auch für Einheimische, die Deutsch unterrichten möchten und Fortbildungen mit wichtigen Informationen für Ehrenamtliche, die Flüchtlinge bei der Integration unterstützen wollen. Aus der Rheinhauser Diakonie erzählten Mitarbeitende und Ehrenamtliche von Integrationspatenschaften.

In einem Vortrag warf Gerhard Greiner, ehemals Flüchtlingspfarrer in Dinslaken und 23 Jahre lang in der Flüchtlingsberatung tätig, einen kritischen Blick auf die deutsche Flüchtlingspolitik. In Deutschland werde der Westbalkan als sichere Herkunft bezeichnet. So erhielten „Flüchtlinge aus Syrien einen Schutzstatus in 89,4 der Fälle, aus Eritrea in 55,2 der Fälle, aus Afghanistan 46,7, aus Somalia 25, aus dem Irak 74 und aus dem Westbalkan zwischen 1,9 bezogen auf Albanien und 0,1 bei Flüchtlingen bezogen auf Serbien.“ In anderen Ländern der EU bekamen mehr Flüchtlinge vom Westbalkan Schutz, in Großbritannien z. B. 19, der Schweiz 31, Italien 45 und Finnland 42. „Der Punkt ist: Es gibt in den Ländern des Westbalkan viele Menschen, die der Minderheit der Roma angehören, die in die EU fliehen. Diese Menschen fliehen vor massiver Diskriminierung in vielen Lebensbereichen. Und Diskriminierung in kumulativer Form ist durchaus ein Asylgrund“, sagte Greiner.

Außerdem fragte er, warum nicht die Bedürfnisse von Flüchtlingen in den Blick genommen würden. Menschen auf der Flucht wollen gern dorthin, wo ihre Familien bereits wohnen. Darauf könne man Rücksicht nehmen, statt sie nach Quoten auf Länder zu verteilen. „Ist denn die Zusammenführung von Familien ein nicht nachvollziehbarer Grund?“ Die konkrete Arbeit der Kirchen vor Ort lobte Greiner, wies aber auch darauf hin, dass die Kirche Anwalt der Flüchtlinge sein müsse.

Rechtsanwalt Michael Gödde erklärte, dass Kirchenasyl keinen Bruch des Rechtsstaates bedeutet. Es soll bewirken, dass eine behördliche Entscheidung, die nach Einschätzung eines Presbyteriums, dem Leitungsorgan einer ev. Kirchengemeinde, nicht korrekt ist, neu verhandelt wird. In den meisten Fällen sei in den letzten Jahren das Kirchenasyl aus gutem Grund gewährt worden, denn die Flüchtlinge hätten schließlich bleiben dürfen.

In der anschließenden Diskussion wurde kritisiert, dass Abschiebungen nicht mehr angekündigt werden sollen. Denn damit wird Kirchengemeinden die Möglichkeit genommen, Kirchenasyl zu gewähren.

Informationen (werden noch vervollständigt) zu den kirchlichen Flüchtlingshilfen finden sich unter www.kirche-moers.de/fluechtlinge

(Niederrhein Verlag GmbH)