„Einen wunderschönen guten Tag!“ Kölsch spricht er nicht, aber der rheinische Zungenschlag ist unüberhörbar. Das Kapitel BAP hat er abgeschlossen – „irgendwann ist es ja auch mal gut“ – und die alten Hits aus seiner Feder werden am Freitag auch nicht aufgewärmt. „Das wäre ja ungerecht gegenüber unserem Sänger, der Wolfgang (Niedeken) ist der Wolfgang.“ Und der jetzige Sänger Thomas Heinen ist zwar auch in Köln geboren, fühlt sich aber mit englischen Texten am wohlsten. Die er übrigens selbst schreibt. „Die Sprache ist ja auch ein Instrument“, sagt Major Heuser, „und an den Melodien arbeite ich schon sehr hart.“
Geht denn Major Heuser musikalisch sozusagen back to the roots? „Back ... ich weiß nicht. Ich habe mir einfach gedacht, warum soll ich nicht die Musik machen und spielen, die ich am besten kann?“ Und die ist betont handgemacht. „Gitarrensoli gibt es heute praktisch gar nicht mehr. Aber mir macht das halt Spaß.“ Als Dino fühlt er sich deswegen nicht. „Klar, dauernd kommen Nachrichten, dass wieder einer von den Großen tot ist. Und es gibt Tage, an denen ich nur Musik von verstorbenen Musikern höre.“ Das sei eben der Lauf der Dinge. „Wir konnten uns ja damals auch nicht vorstellen, dass die Rolling Stones mal über 70 sein würden.“
Sein eigenes Alter hat Klaus beim letzten Album zum Titel gemacht, aber als Programm war das nicht gemeint. „Ich hatte eine Platte von Adele gehört, und die benennt ihre Alben immer nach ihrem Alter. Und dann tauchte dieses alte Case auf, das jetzt auf dem Cover ist, und da stand ’57’ drauf. Das war noch von einer BAP-Tournee, die Roadies haben die Kisten immer durchnummeriert. Das passte gut zum Alter und meinem Geburtsjahr. Aber mittlerweile bin ich auch schon 58, da siehst Du, wie die Zeit vergeht ...“
Doch was soll’s: „Fußballer sind mit 30 schon fertig, da bin ich als Musiker besser dran.“ Und Musiker sein, Musik machen, das hat für Klaus nach wie vor mit einem bestimmten Lebensgefühl zu tun. „Ich bin ja früher jedem hinterhergerannt, der gut Gitarre spielen konnte. Gitarre spielen, das war ein Statement, Musik war eine politische Stellungnahme.“ Ewig hat Klaus über seine Lieblingsgitarristen diskutiert, „das waren große Helden“, Clapton, Rory Gallagher. „Da musste man unfassbar viel üben, um so gut zu sein.“ Und geübt hat Klaus Heuser. Der Major ist vermutlich einer der wenigen deutschen Rockgitarristen, dessen Name nicht nur Musikspezialisten etwas sagt. Nur die klassische Gitarre musste er aufgeben, wegen einer Nervenerkrankung im Mittelfinger der rechten Hand. „Ich habe mein halbes Leben klassische Gitarre gespielt, das ist schon traurig. Aber ich kann ein Plektron halten, da ist alles gut.“ Und der Spaß am Musikmachen ist ungebrochen.
„Ich will einfach viel spielen. Also, der Grönemeyer zum Beispiel, der spielt zwölfmal in Stadien, und das war’s dann. Mir gefällt die Idee des Musikantendaseins.“ Und das lässt sich vielleicht am besten in mittleren und kleineren Clubs ausleben. „Sonst brauchst du gleich wieder so einen großen Apparat, dann haste 38 Angestellte, dann musste viel Eintritt nehmen, da hatte ich keine Lust mehr drauf. So wie es jetzt ist, ist es am schönsten: Herausgehen, spielen. Das macht mir einfach unglaublich Spaß.“
Was auch daran liegt, dass er offensichtlich die richtigen Mitstreiter gefunden hat. „Das war eigentlich ein großer Zufall. Man kennt halt Musiker, und die kennen wieder andere.“ Drummer Marcus Rieck ist über zwanzig Jahre jünger als der Major, und genau wie Bassist Sascha Delbrouck hat er Jazz studiert. „Das ist ja eine ganz andere Richtung, aber das macht es unglaublich spannend. Ich bin ja ein großer Verfechter von Bands.“ Und das bedeutet, dass der Major zwar die Musik und Sänger Thomas Heinen darauf die Texte schreibt, dann aber im Proberaum alle Musiker quasi ihre Biografien mit reinschmeißen. Keyboarder Matthias Krauss macht Musik für Film und Fernsehen und ist auch als Produzent aktiv. „Größere Acts stellen sich ihre Band ja meistens nur noch für eine Tour zusammen, andere treten nur noch alleine auf, weil es schwer ist, eine Band zu finanzieren. Bei uns steht ganz einfach der Spaß im Vordergrund. Klar träumt man immer noch ein bisschen davon, die Welt zu erobern, aber es ist gut, dass keiner von uns erwartet, mit dieser Band reich zu werden.“
Jetzt also Duisburg. Vor vier Jahren hat er mit Blues-Gitarrist Richard Bargel im Grammatikoff gespielt, das damals noch Hundertmeister hieß. Hin und wieder kommt er hier durch, wenn er seine Schwester in Mülheim besucht. „Ich weiß, dass es in Duisburg einen schönen Zoo gibt.“ Und den MSV, den kennt er natürlich auch. „Ich hab ja früher Fußballbilder gesammelt, da waren natürlich auch immer Spieler vom Meidericher SV dabei. Ich komme ja aus Leverkusen, das war damals noch nicht in der Bundesliga. Und da war es immer etwas besonderes, wenn ein Spieler vom Meidericher SV zu Bayer wechselte. Das ist ein paarmal vorgekommen.“
Jetzt kommt der Leverkusener nach Meiderich, mit einem optimal zusammengestellten und bestens eingespielten Profikader. Frei nach Franz: Geht’s raus und spielt’s Musik!