Auf den ersten Blick erscheint Eugen Hinkemann als ein Bild von einem Mann: groß und gut gewachsen. Ein Arbeiter. Ein junger Mann, der darauf vorbereitet wurde, für sein Vaterland zu kämpfen. In Wirklichkeit leidet er an einer Verwundung der besonders schrecklichen und entwürdigenden Art: Er kehrt aus dem 1. Weltkrieg zurück, in dem man ihm seine Männlichkeit im wahrsten Sinn des Wortes weggeschossen hat. Hinkemann, 1923 uraufgeführt, ist ein “Woyzeck des 20. Jahrhunderts„. In einer Welt der Verlierer, die von Armen und Depressiven bevölkert ist, in der jedermann nach kurzen Augenblicken der Ablenkung giert, ist Hinkemann zu allem bereit, um sich und seiner Frau Grete den Lebensunterhalt zu sichern und von ihr respektiert zu werden. Wenn ihm das nicht gelingt, so denkt er, was bleibt ihm dann noch? Er verdingt sich als schrilles Kuriosum auf dem Jahrmarkt, wo er gegen gutes Geld lebendigen Ratten den Hals durchbeißt und ihr Blut trinkt. Verborgen in der Masse sensationslüsterner Zuschauer schauen ihm seine Frau und ihr Liebhaber Paul, Eugens bester Freund, dabei zu.
„Hinkemann“ im Theater
Am kommenden Donnerstag und Freitag, 13. und 14. November, jeweils um 19.30 Uhr, ist das Düsseldorfer Schauspielhaus in Koproduktion mit den Salzburger Festspielen mit Ernst Tollers Tragödie „Hinkemann“ zu Gast im Theater Duisburg.
09.11.2014
, 00:00 Uhr