Eines ist auch in 2018 wieder deutlich zutage getreten - die Traumzeit ist ganz weit weg von dem, was sie früher mal dargestellt hat. Weltmusik und Jazz war früher - heute ist es „mainstreamiger“. „Das war 2012 ein schmerzvoller Trennungs- und Wandlungsprozess - und das ist es heute teilweise auch noch“, gibt Festival-Leiter Frank Jebavy unumwunden zu. Aber: Mit Weltmusik und Jazz wäre das Festival heute vermutlich passé. „Wir mussten das Festival neu erfinden. Es gab Zeiten, da haben wir nur 200 Tickets verkauft“, erinnert sich Jebavy bei der Festival-Eröffnung leicht schmunzelnd - nur um dann nachzulegen, dass man in diesem Jahr wohl den Zuschauerrekord knacken würde. Und so kam es dann auch. Ein nahezu ausverkaufter Freitag plus ein komplett ausverkaufter Samstag bescherten der 21. Traumzeit mit satt über 20.000 verkauften Tickets einen neuen Besucherrekord. Aber noch mal kurz zurück zur musikalischen Ausrichtung: „Mainstream“ wird dem Festival nicht wirklich gerecht. Klar, mit „Faber“ und „Mighty Oaks“ kannst du Masse machen. Über „Mogwai“, „Jesus and mary chain“ und „Slowdive“ freut sich der etwas ältere, und damit der größere, Teil des Traumzeit-Festival-Publikums.. Aber Bands wie die zauberhaften „Lilly among clouds“, die Indy-Pop-Ikonen „Nordmann“ und „Parcels“, meine persönlichen Gewinner des Wochenendes, würde ich jetzt per se nicht zwingend in die Mainstream-Schublade packen - alte Traumzeit-Jünger der Anfangsjahre sehen das aber vermutlich anders. Wie auch immer: „Mighty Oaks“ legten Samstagabend einen recht seltsamen, weich gespülten und blutleeren Auftritt hin; „Faber“ aber präsentierte sich in Bestform. Gepusht und schön durchgespült vom Schweizer WM-Sieg am Nachmittag legten Julian Pollina und seine Band ein intensives Bläser-, Polka-,Folk-, Balkan-Gewitter auf die Bühne am tollen Cowperplatz - und scherten sich auch nicht um irgendwelche Zeitlimits. Die Band des Wochenendes: „Parcels“. Im Disco-Funk-Look der 70er - inklusive Schnörres, Lametta und Prinz-Eisenherz-Frisen - machten sie dem Gießhallen-Publikum Beine. Es wurden fleißig Hüften geschwungen, gejubelt und geklatscht wie bei keinem anderem Act am Wochenende. Die Parcels wirkten nicht nur beim Abschied sympathischerweise ganz erschlagen ob der Liebesbekundungen der Besucher - das wäre den „Jesus and mary chain“-Ikonen ganz sicher niemals passiert...
Funk und Hüftschwünge in der Gießhalle
Duisburg · Es braucht immer ein wenig, bis man die geballten Eindrücke eines ausgedehnten Traumzeit-Festivalwochenendes in Zeilen packen kann. Zu viele Eindrücke, zu viele verschiedene Musik-Stile, zu viele schöne Bilder...
26.06.2018
, 13:53 Uhr