Volker Kuinke und sein 800. Himmelsritt Faszination Gasballon

Niederrhein · Lautlos in den Himmel steigen, stundenlang über der Erde schweben, nur getrieben vom Wind und nicht wissen, wo es einen hinweht: "Gasballonfahren ist ein faszinierendes Gefühl", sagt Volker Kuinke. Und das glaubt man ihm sofort.

Bilderstrecke: Die 800. Gasballonfahrt von Volker Kuinke.
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"Aus meinen Ballonfahrten schöpfe ich Kraft für den Alltag. In dem Moment, wo ich in den Korb steige und mich von der Erde entferne, verlieren Probleme und Sorgen an Bedeutung", erzählt Volker Kuinke, der kürzlich seine 800. Fahrt unternahm. Bei dieser trieben günstige Winde Volker Kuinke und sein Team, zu dem u.a. der Niederrheindichter Christian Behrens gehörte, über seine Heimat - den Niederrhein: "Das hat mich besonders gefreut."

Der Gasballon ist im Gegensatz zum Heißluftballon leise, da man keinen Brenner braucht, und er kann wesentlich länger oben bleiben. Die Höhe bestimmt man, indem man sich des mitgeführten Sandes entledigt oder Gas ablässt - bei 2.000 Meter ist man meist schon über den Wolken, in der Regel befindet man sich zwischen 300 und 1.000 Metern. Wo genau es hingehen soll, kann man allerdings nicht planen, denn der Wind entscheidet, wie schnell es wohin geht. Gasballonfahren bedeutet also auch loszulassen.

Weltweit gibt es nur noch etwa 80 Gasballone, einer davon gehört der Sparkasse am Niederrhein; der zuständige Pilot ist Volker Kuinke. Schon als Kind war der Leiter der Bibliothekszweigstelle in Repelen von der Ballonfahrt fasziniert, schaute sehnsüchtig in den Himmel, wenn die "stillen Kugeln vorbei schwebten." Ein Besuch bei einem Ballonwettbewerb war sein Schlüsselerlebnis: "Als ich sah wie die Ballone in den blauen Himmel entschwanden, wusste ich: Ich will Pilot werden." 1977 fährt der damals 15-Jährige erstmals mit, mit 18 beginnt er die Ausbildung zum Ballonpiloten. Seitdem ist er beim Düsseldorfer Aero-Klub e.V. Als Ballonsportler gehörte Volker Kuinke zur Nationalmannschaft, hat an allen großen Wettbewerben teilgenommen und zahlreiche Erfolge gefeiert. Inzwischen fährt er jedoch nur noch, "um zu genießen, ohne den Druck eines Wettkampfes."

15 bis 20 Fahrten unternimmt Volker Kuinke im Jahr. Die Planungen für eine Tour beginnen etwa eine Woche zuvor, vier bis sechs Leute gehören zum Team. Doch egal wie gut die Vorbereitungen laufen und wie ausgiebig man sich mit Meteorologie und Thermik beschäftigt hat: Das Wetter kann jederzeit einen Strich durch die Rechnung machen. "Sicherheit steht über allem", bekräftigt der Pilot, der lieber eine Fahrt ausfallen lässt, als ein Risiko einzugehen.

Seine längste Tour dauerte zwei Tage und zwei Nächte und ließ Volker Kuinke nach 1.200 km kurz vor der russischen Grenze in Polen landen. 1987 wurde er gar im ehemaligen Jugoslawien nach der Landung für einen Spion gehalten, da zunächst niemand vor Ort war, der die in englisch verfasste Einreisegenehmigung übersetzen konnte. "Ballonfahren ist auch immer ein kleines Abenteuer, jede Fahrt ist anders", betont Volker Kuinke und fügt hinzu: "Alle diese Erlebnisse haben mich sehr reich gemacht."

Wer Interesse am Ballonsport hat, kann sich beim Düsseldorfer Aero-Klub e.V. informieren: www.ballon-duesseldorf.de. Fürs Mitfahren gibt's nur eine Voraussetzung: Man muss körperlich fit sein.

Fotos: Christian Behrens