„Familien auf Zeit“ gesucht

Niederrhein · Wenn Kleinkinder aufgrund von Notsituationen nicht mehr bei ihren leiblichen Eltern bleiben können, brauchen sie "Pflegeeltern auf Zeit". Diese werden dringend in unserer Region gesucht.

Kinder zwischen 0 und 3 Jahren sollten nach dem Landesjugendamt nicht in einem Heim untergebracht werden. "In dieser Entwicklungsphase ist es wichtig, dass das Kind eine feste Bezugsperson hat, zu der es eine sichere Bindung aufbauen kann. Das geht nicht bei der Schichtarbeit im Heim", erklärt Sarah Haurand vom Fachdienst Familiäre Bereitschaftsbetreuung (FFB) des Kinderheim Kastanienhof. Die Krefelder Einrichtung ist Ansprechpartner für zahlreiche Jugendämter vom Niederrhein, wenn es darum geht, die Kleinen während der sogenannten "Klärungsphase" bei Bereitschaftspflegeeltern unterzubringen. "Wir sagen lieber 'Pflegeeltern auf Zeit'", so Bettina von Bihl vom FBB, "denn das Kind bleibt nur so lange bei ihnen, bis entschieden ist, ob es zurück zu seinen leiblichen Eltern geführt werden kann oder eine Dauerpflegefamilie übernehmen muss." Im Normalfall solle die Klärungsphase sechs Monate nicht überschreiten, kommt es jedoch zu einem gerichtlichen Verfahren kann sie in Einzelfällen auch länger dauern.
Momentan hat der FBB 30 Pflegeeltern auf Zeit. Doch der Bedarf sei so groß, dass man mindestens 50 bräuchte - aufgrund des großen Einzugsgebiets gerne auch aus der Umgebung von Krefeld, "denn ein Krefelder Kind könnte auch bei einer Duisburger Familie untergebracht werden", erläutert Bettina von Bihl. Gesucht werden daher Personen, die sich vorstellen könnten, einem kleinen Kind in einer schweren Zeit einen Schutzraum zu geben, in dem es zur Ruhe kommen kann. Das ist eine Herausforderung. "Wir suchen Eltern mit Herz, die das Kind lieben wie ihr eigenes. Aber denen auch bewusst ist, dass die gemeinsame Zeit begrenzt ist, auch wenn es nach der Pflegezeit durchaus Möglichkeiten gibt, weiter in Kontakt zu bleiben", spricht Sarah Haurand den Spagat an, den die Pflegeeltern gedanklich und emotional machen müssen. Alleine gelassen werden sie dabei aber nicht, denn die intensive Zusammenarbeit mit dem Fachdienst ist eine Grundvoraussetzung, um ein Kind aufzunehmen. Fortbildungen und Gesprächskreise werden unterstützend angeboten.
Bereits ein eigenes Kind zu haben sei von Vorteil, wissen die Expertinnen beim Fachdienst, dieses sollte über drei Jahre alt sein. Außerdem verpflichtet man sich, die Beziehung zwischen dem Kind und den leiblichen Eltern durch eine wertschätzende Grundhaltung zu unterstützen und Kontakt zu ermöglichen.
Ob man als Bereitschaftspflegeperson in Frage kommt, entscheidet der Fachdienst nach ausgiebiger Prüfung. Und das ist gut so, schließlich geht es hier um das Wohl des Kindes.