Doch selbst setzen sich nur sehr wenige dafür ein. Der Respekt vor körperlicher sowie mentaler Belastung und der Mangel an Zeit stellen für die Meisten ein Hindernis dar.
Die zehnte Woche des bürgerschaftlichen Engagements steht vor der Tür. Deutschlandweit soll sie zur Motivation freiwilligen Engagements und zur Beteiligung an der demokratischen Gesellschaft beitragen. Auch in Duisburg soll sie bewegen. Doch wie engagiert sind die Duisburger eigentlich?
Der Großteil der Duisburger scheint das Ehrenamt zwar zu begrüßen, selbst jedoch nicht aktiv zu sein. Keiner der von uns Befragten hat sich bisher gesellschaftlich engagiert und sogar nur wenige kennen ehrenamtliche Helfer. So auch Renate Hoppe aus Duissern, die eine solche Leistung sehr bewundert, aber selbst nie im Ehrenamt aktiv war.
Die 72-Jährige könne sich nicht dazu überwinden, da sie die Arbeit sowohl als psychisch als auch körperlich belastend einstufe. "Allerdings habe ich mehrere Bekannte, die sehr engagiert sind. Wie eine gute Freundin, die bei der Tafel arbeitet. Ich versuche mein schlechtes Gewissen damit zu beruhigen, Sachen beispielsweise an Fifty-Fifty zu spenden", erzählt sie. Ähnlich ergeht es auch dem 28-jährigen Richard Scheider, der zwar Altkleider spende, aber ansonsten noch nicht ehrenamtlich tätig war. Er sei beruflich und als Familienvater vollkommen ausgelastet und habe deshalb keine Zeit dafür. "Aber ich kann mir gut vorstellen, dass ich mich später einmal engagieren werde, wenn ich in Rente gehe. Dies ist auf alle Fälle eine gute Tat und trägt sehr viel zu einer intakten Gesellschaft bei." Diese Ansicht teilen viele junge Duisburger, die bei unserer Umfrage angaben, momentan nicht ausreichend Zeit zu haben, sich später aber aktiv für das Wohl des Gemeinwesens einsetzen zu wollen.
"Engagierte Mitbürger sind sehr wichtig für die Gesellschaft! Ich selbst zähle nicht dazu und kenne leider auch niemanden, der sich engagiert", sagt die Buchholzerin Petra Gielißen. Doch Kleider- und Sachspenden seien für sie selbstverständlich. So spende sie regelmäßig an das KadeDi und manchmal auch Geld — beispielsweise an Flutopfer. "Ich habe im Krankenhaus selbst erlebt, wie hilfreich die Unterstützung der 'Grünen Damen‘ war." Die sogenannten "Grünen Damen" bzw. "Grünen Herren" sind freiwillige Helfer in Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen. Alle Befragten waren äußerst positiv auf die Freiwilligen zu sprechen und schätzen deren Arbeit sehr — vor allem, wenn sie die schon selbst einmal in Anspruch genommen haben.
Im Ehrenamt aktiv zu sein, "ist dankenswert und gleichzeitig undankbar", meint Herbert Hoppe, 78, aus Duissern. Das bedeute, dass engagierte Menschen eine in jeder Hinsicht äußerst anstrengende Tätigkeit ausüben und dafür einfach nicht genug Anerkennung bekämen. "Ich bewundere diese Helfer sehr. Einer meiner Freunde ist mit seinen 70 Jahren auch ehrenamtlich aktiv und leistet wirklich beachtenswerte Arbeit. Er begleitet einen Blinden, fährt ihn spazieren, liest ihm vor und ähnliches." Wegen der "undankbaren" Arbeit vollbringe er selbst aber nur kleine gute Taten, indem er mit seiner Frau an die Duisburger Tafel oder an das Friedensdorf Oberhausen spende.
Die meisten von uns Befragten, insbesondere die Älteren, erklärten, aufgrund von Krankheiten
und zu hoher körperlicher Belastung unfähig zu sein, ein Ehrenamt auszuüben.