„Der Frieden“ im Schlosstheater Moers Mistkäfers Himmelfahrt

Moers · Das Schlosstheater Moers zeigt als erste Schauspielproduktion der Spielzeit „Der Frieden“ nach Aristophanes - zweieinhalbtausend Jahre alt, immer noch aktuell. Am Samstag, 25. Oktober, ist Premiere.

Schauspielerin Clara Pinheiro Walla - sie spielt die Tochter des Trygaios -, Regisseur Daniel Kunze und Bühnen- und Kostümbildnerin Sophie Leypold (v. l.) im Bühnenbild des Friedens ... Foto: Sandra Höhne/STM

Foto: Sandra Höhne/STM

Was soll der Krieg zwischen Athen und Sparta? Das wissen wohl allein die Götter. Also macht sich der kriegsmüde Weinbauer Trygaios auf, Zeus zur Rede zu stellen. Um in den Himmel zu kommen, braucht’s einen Mistkäfer, das hat Trygaios bei Äsop gelesen. Die Götter aber haben sich in noch entferntere Gefilde aufgemacht, weil sie den Kriegslärm nicht mehr ertragen. Und die Friedensgöttin? Hat der Kriegsgott in eine Schlucht geworfen. Zurück auf der Erde und dem Boden der Tatsachen erfährt Trygaios, dass es „den“ Frieden gar nicht gibt, jedenfalls haben seine Mitbürger von der Korbflechterin bis zum Sensenschmied ihre ganz eigenen Vorstellungen davon, wie der Frieden zu sein habe - immerhin 17 der 21 Figuren haben Bearbeitung bzw. Strichfassung übriggelassen, die jetzt von Catherine Elsen, Matthias Heße, Florian Kager, Rose Lohmann und Clara Pinheiro Walla verkörpert werden. Übrigens: Geredet wird wie meistens durcheinander und aneinander vorbei, gesungen aber gemeinsam: „Wir haben ein sehr musikalisches Ensemble“, sagt Regisseur Daniel Kunze, „die singen einen fünfstimmigen Purcell, dass einem die Tränen kommen.“ Die Pressekonferenz war übrigens am 85. Geburtstag von John Lennon; auch Beatles-Songs studiert Musiker Peter Winking mit den Schauspielern ein.

„Das kennen wir ja gerade auch aus privaten Gesprächen, dass immer sehr starke Positionen aufeinandertreffen“, sagt Dramaturgin Sandra Höhne. Aristophanes‘ märchenhafte bis absurde Komödie biete dagegen die Möglichkeit, sich zurückzulehnen. „Hier wird nicht gleich alles auserzählt“, sagt Daniel Kunze, für den es als einer von zwei neuen Theaterchefs der Einstand am Schlosstheater ist. „Radikale Zeitgenossenschaft“ haben er und Co-Chef Jakob Arnold der Spielzeit als Motto verordnet, das klappt auch mit einem Stück aus dem Jahre 421 vor Christus. Zum einen, weil schon Aristophanes radikal zeitgenössisch war und jede Menge Tagespolitik ins Stück packte. Aber auch, weil in „radikal“ radix steckt, lateinisch die Wurzel, bei der ein so aktuelles wie menschheitsumfassendes Thema gepackt werden will. Und dann muss der Mistkäfer auch noch mit Scheiße gefüttert werden ...

Auf einem sandigen Boden will Bühnen- und Kostümbildnerin Sophie Leypold mit wenigen Elementen Natur und Kultur und das Heilige und Profane einander gegenüberstellen, überspannt von einem Plastikfolienhimmel (wie das Meer bei Fellini oder in der Augsburger Puppenkiste). Ein einsamer Weinausschank steht in der Gegend und dafür ein, einen Rest Zivilisation zu erhalten. Und alle warten sie wie bei Beckett, dass endlich Frieden einkehrt.

„Der Friede“ nach Aristophanes und einer Bearbeitung von Antoine Vitez, Premiere im Schloss am 25. Oktober, weitere Aufführungen am 31. Oktober sowie 1., 2., 6., 8., 14., 16., 23. und 29. November
www.schlosstheater-moers.de