„Was das nu wieder kostet“, mag vielleicht der eine oder die andere unter den Passanten gedacht haben, die am Donnerstagmorgen vorm Schloss die aufstiegsbereiten Arbeitsbühnen sahen und sahen, dass es ums Moers-Festival ging. „Was wir schon alles erleben durften“, freute sich dagegen Bürgermeister Christoph Fleischhauer, der immer mehr Spaß an Isforts ausgefallenen Ideen für die Pressekonferenzen hat und diesmal mit Isfort und Leticia Carrera abheben durfte. Und der Spaß geht völlig in Ordnung, denn er kostet den Steuerzahler keinen Cent. Die Firma Gerken aus Duisburg stellte zwei Scheren- und zwei Lkw-Arbeitsbühnen kostenlos zur Verfügung. Das Unternehmen hat schon häufiger mit Isfort zusammengearbeitet, als er noch Traumzeitleiter war etwa oder beim Duisburger Platzhirschfestival. Etwa in Dachfirsthöhe kommt Isfort zu der Erkenntnis: „Hier oben ist es viel stiller als bei Euch da unten.“
Die Perspektive wechseln, das hält geistig jung und fit und das macht das Jazzfestival Moers auch zu einem politischen Festival in nicht nur „kulturell wackeligen Zeiten“, wie Isfort im nicht ganz wackelfreien Korb am langen dünnen Kranauslegerärmchen sagt. Dass Moers nicht nur einen Beitrag zur musikalischen, sondern auch zur Demokratiebildung leistet, das macht das Festival so unbedingt förderwürdig, sagt Hildegard Harwix, Dezernentin für Kunst- und Kulturförderung bei der Bezirksregierung Düsseldorf, später im Schlosskeller auf der „Bau“-Bühne. Ob man nicht aber doch auch mal Mainstream-Musiker einladen sollte, fragen sie sich im Aufsichtsrat der Moerskultur-GmbH immer wieder, berichtet dessen Vorsitzender Mark Rosendahl, und dass sie sich immer wieder dagegen entscheiden, einerseits aus Budgetgründen, aber vor allem: weil Moers das Besondere ist.
250 Künstler aus 20 Nationen sind beim 54. Moers-Festival vom 6. bis 9. Juni dabei und spielen allein 35 Konzerte im Hauptprogramm. Der Rodelberg ist diesmal nicht dabei, aber dafür das Freibadgelände des Solimare. „Wir glauben, dass das von der Atmosphäre her genauso funktioniert“, sagt Rosendahl, und wir haben den Vorteil, dass die Wege kürzer sind.“ Im Zentrum steht die Festival- bzw. Enni-Eventhalle. Das Festivaldorf drumherum ist wieder kostenfrei zugänglich, und mit dem „Pay what you want“-Modell, wonach sich Besucher für Festivaltickets für 40, 80, 120, 160 oder 300 Euro entscheiden können, „ist es jetzt auch möglich, mit kleinem Geld überall dabei zu sein“, so Claudia van Dyck, die stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Moerskultur. „Diese Ballung von Musikextremist-innen“, sagt Isfort und meint: extrem verschiedene Musiker - „die gibt es so nur in Moers. Demnächst mehr zum Programm!
„Es ist grandios, dass wir dieses Festival haben“, sagt Bürgermeister Fleischhauer und wünscht bzw. verkündet: „eine gute Zukunft für alle, die jetzt damit beginnt“ - nämlich mit Trompete und Geige und: Stille.