Man hätte es nicht für möglich gehalten. Beim ersten „Endspiel“ daheim beginnen die Zebras im Tiefschlaf. Ganze 47 Sekunden dauert es, da erreicht ein langer Ball den Karlsruher Offensivmann Torres, der überlupft Ratajaczak, der MSV liegt 0:1 hinten. Schlechter hätte es nicht beginnen können.
Andererseits: 89 Minuten Zeit, das Spiel zu drehen. Das ist dem MSV seit Jahren nicht gelungen, und es sieht auch jetzt nicht danach aus. Kein kontrollierter Spielaufbau, laufend landet der Ball, durch Fehlpässe oder „blinde“ Ballweiterleitungen ins Nichts, beim Gegner.
Eigentlich das schlimmste: Der Karlsruher SC tut nicht mehr als nötig. Es scheint, als seien die Badener schon nach einer Viertelstunde davon überzeugt, das 1:0 sicher über die Zeit retten zu können.
Erst zehn Minuten vor Ende der ersten Halbzeit gibt es mal ein paar Warnschüsse aufs Tor. Eine Direktabnahme von Grote an der Strafraumgrenze geht nur knapp am KSC-Tor vorbei. Kurz darauf bringt Grote trotz viel Zeit nur eine Rückgabe zustande. Eine Hereingabe von Neuzugang Tomané, der bei den Zebras heute noch den besten Eindruck macht, kann Grote kurz vorm Halbzeitpfiff nicht aufs Tor drücken.
Immerhin, Ilia Gruev reagiert diesmal bedeutend früher als in Bielefeld. Nach 40 Minuten bringt er Chanturia für Scheidhauer, den die Fans mit hämischem Applaus geradezu vom Platz bellen. Zum Halbzeitpfiff gellende Pfiffe von den 14.000 im Stadion.
Halbzeit zwei beginnt wieder schwach. Nach anderthalb Minuten foult Wolze, 20 Meter vorm MSV-Kasten eine gute Freistoßdistanz für den KSC, doch der Schuss geht knapp über den Querbalken.
So etwa nach zehn Minuten kommt der MSV etwas besser ins Spiel, doch Karlsruhe setzt immer wieder zu gefährlichen Kontern an und hätte sich nach dem Spiel, wäre es anders ausgegangen, den Vorwurf gefallen lassen müssen, zu fahrlässig mit seinen Möglichkeiten umgegangen zu sein. Um die Mitte der zweiten Halbzeit wird es etwas hektischer, die Fouls häufen sich, nach einer Rudelbildung holt sich Bajic die fünfte Gelbe ab. Iljutcenko, der im Winter eigentlich abgegeben werden sollte, kommt in der 68. für Bröker. Zehn Minuten später schafft es der MSV mal in den KSC-Strafraum, doch Iljutcenko trifft die Latte aus Abseitsposition. Ein paar Minuten, mit lautstarker Unterstützung der Zebra-Fans, sieht es nach MSV-Schlussoffensive aus; Gruev löst die Viererkette auf und bringt Onuegbu für Feltscher. So was wie Gefahr für den KSC resultiert aber allenfalls aus ruhenden Bällen. Fünf Minuten vor Schluss sieht es nicht einmal mehr nach Ausgleich und damit Punktgewinn, der auch zu wenig wäre, aus. Die ersten Zuschauer verlassen das Stadion, die anderen bleiben, um nach dem Schlusspfiff weiterzupfeifen. Soll’s das gewesen sein? Fünf Punkte Abstand zum Relegationsplatz, acht (wenn Düsseldorf heute nicht in Freiburg punktet) zum rettenden Ufer, 13 verbleibende Spiel, davon sechs zuhause. Anvisiert waren 25 Punkte aus den Spielen nach der Winterpause ... Am kommenden Freitag müssen die Zebras in Fürth ran, zum nächsten Heimspiel am Sonntag, 28. Februar, kommt St. Pauli. Da ist dann immerhin Stimmung garantiert.