Das vierjährige Mädchen leidet an Diabetes Typ 1 und lernt gerade, wie das mit dem Spritzen funktioniert. Als Unterstützung hat sie nicht nur ihre Mama dabei, sondern auch ihre Puppen und Stofftiere. Gut, dass Stift deren Sprache spricht und Flocke ihren "Bööör" mitgenommen hat. Sofort beginnt ein Schlagabtausch zwischen dem Stoffbären und der Babypuppe. "Das Baby hat gesagt, du bist doof", übersetzt Stift. "Du bist selbst doof", entgegnet Flocke im Auftrag des Bären. Enya verfolgt das Ganze mit großen Augen, erst erstaunt, dann kichernd und schließlich herzhaft lachend, als Bär laut in Richtung Stift ruft: "Und du bist ein, ein.... KOTELETT!" Während nun "Beleidigungen" wie Blaubeermuffin und Plastikeimer durch den Raum fliegen, scheint Enyas Angst vorm Krankenhaus verflogen.
"Wir improvisieren und schauen worauf das Kind anspringt. Hier hat 'das Kotelett' das Eis gebrochen", erzählt uns später Iris Held, die als "Stift" in mehreren Kinderkliniken unterwegs ist. Gemeinsam mit Silke Eumann als "Flocke" und Holger Voss als "Schlatge" sorgt sie seit beinahe 16 Jahren auch im Bethanien dafür, dass die Kinder im Klinikalltag "mal etwas anderes erleben". Einmal die Woche besuchen immer zwei der Clowns die kleinen Patienten auf der Station von Chefarzt Dr. Michael Wallot. "Es geht gar nicht darum 'nur' zu lachen. Wir wollen eine neue Welt in die Krankenzimmer bringen", fasst Flocke zusammen. Die Klinikclowns sind Schauspieler und verfügen über eine pädagogische Ausbildung. Sie sind als eingetragener Verein organisiert und arbeiten eng mit Ärzten, Psychologen und Schwestern zusammen.
Die gerade in den Fokus der Öffentlichkeit gerückten Horror-Clowns hätten bisher noch keinen Einfluss auf ihre Arbeit, es gäbe aber hin und wieder Kinder, die mit dem Begriff "Clown" die Figur "Pennywise" aus Stephen Kings "Es" verbinden. Die Klinikclowns hoffen daher, dass durch die aktuelle Situation nun nicht vermehrt solch negative Assoziationen entstehen: "Mit der Angst von jemanden anderem zu spielen ist krankhaft. Wir Clowns wollen Ängste nehmen." Die Klinikclowns unterscheiden sich daher auch äußerlich von den "doch oft zu aufdringlichen Bühnenclowns", an denen sich die "Horror-Clowns" orientieren: "Es ist wichtig, dass wir unser Gesicht zeigen", erklärt Stift. Das schaffe Vertrauen.
Ebenso wie das berühmte Zauberpflaster, welches die Clowns immer dabei haben. Dank einer leicht betäubenden Wirkung lassen sich so Nadeleinstiche schneller vergessen. "Die Klinikclowns leisten auch einen wichtigen Beitrag zum Behandlungserfolg", weiß Barbara Schirner von der Bethanien-Pressestelle. Umso wichtiger, mal klarzustellen, dass die Horror-Clowns, über die derzeit jeder spricht, keine Clowns sind. Sondern nur Spinner!
Die Arbeit der Klinikclowns wird durch Spenden finanziert:
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