Erstes Konzert der Duisburger Philharmoniker in der wiedereröffneten Mercatorhalle Das große Aufatmen

Duisburg · Bravo-Rufe und lang anhaltender Applaus bei der Wagner-Gala gestern Abend. Die Saisoneröffnung der Duisburger Philharmoniker war ihr erstes Konzert im Großen Saal der Mercatorhalle nach vier Jahren Sanierungsunterbrechung.

„Endlich wieder hier“: Anja Kampe, Giordano Bellincampi, die Duisburger Philharmoniker und irgendwie auch das klatschende Publikum selbst baden im Applaus in der „teuren Halle“.

Foto: Zoltan Leskovar

"Für den Anfang war's doch schon ganz gut", lächelt ein sichtlich euphorischer Philharmoniker-Intendant Alfred Wendel nach dem Konzert. "Ein komplett anderes Instrument", sagt Generalmusikdirektor Giordano Bellincampi und meint die Mercatorhalle. "Ein Saal ist ein Instrument", sagen auch die Musiker, und die Mercatorhalle ist eine Stradivari. Klingt die Halle denn anders als vorher? Bellincampi hat vor der Schließung nur ein Programm hier dirigiert, noch bevor er Chef der Philharmoniker wurde. "Ehrlicherweise muss ich sagen, dass ich mich nicht so genau erinnere." Aber auf jeden Fall freut er sich, dass er jetzt seine letzte Spielzeit als Duisburger GMD im volltönenden Konzertsaal verbringen kann: "Wir müssen uns über die nächsten Monate noch hier einspielen. Man kann hier viel leiser spielen als im TaM, viel mehr Farben erzeugen."

Lauter spielen geht auch sehr gut, wie die Philharmoniker etwa mit dem "Walkürenritt" bewiesen. Von Anfang an hört auch der Laie: Hier klingt's anders. Die Kontrabässe zum Beispiel: vollmundig, dunkel und kräftig. Im Ausweichquartier Theater am Marientor klangen sie wie Campari, hier klingen sie wie Bordeaux.

"Kein Vergleich", sagt Solocellist Friedemann Pardall. Was ist denn der Unterschied zwischen TaM und Mercatorhalle? "Dass sie klingt." Ein Saal ist ein Instrument, sagt auch Pardall, aber um es zum klingen zu bringen, müsse es — also der Saal — auch so gebaut sein. Das TaM sei für elektronisch verstärkte Musik gebaut worden, "aber wir wollen 'unplugged'." Im Vergleich zum TaM "kostet es hier halb so viel Kraft, um durchzudringen." Doch die Mercatorhalle ist auch eine Herausforderung: "Das Zusammenspiel ist schwieriger", erklärt Pardall, "im TaM hat man die anderen Instrumente besser gehört." Aber: "Zusammenspiel kann man üben."

Anja Kampe, die Sopranistin im Sängerstartrio, hat schon in den teuersten Hallen der Welt gesungen, Mailänder Scala, Bayerische Staatsoper, Wien, Berlin ... In der Mercatorhalle war es "sehr angenehm für mich, zu singen. Es kommt viel vom Saal zurück, man hört sich selbst sehr gut." Man müsse eben die Balance finden, um nicht vom Orchester hinter sich von der Bühne geblasen zu werden. Das hat ausgezeichnet geklappt, mit den Duisburger Philharmonikern versteht sich die Sängerin bestens; 2011 hat sie mit dem Orchester und dem künftigen Chef der Berliner Philhrmoniker Kirill Petrenko bei der Ruhrtriennale mit Wagners "Tristan und Isolde" Triumphe gefeiert. "Es war ein tolles Wiedersehen!" Sie meint das Orchester, doch der Satz taugt auch als Überschrift für den Abend.

Info: WDR 3 hat das Konzert mitgeschnitten und sendet es am Montag, 12. September, ab 20.04 Uhr in der Reihe "Städtekonzerte NRW".

(Niederrhein Verlag GmbH)