Herzinfarkt Netzwerk Niederrhein: Optimierte Abläufe, mehr Patienten retten Beim Herzinfarkt zählt jede Sekunde

moers · Druckgefühl auf der Brust, Luftnot, Schmerzen, die in den linken Arm strahlen – die Symptome des Herzinfarktes zu erkennen, ist der erste Schritt für eine erfolgversprechende Behandlung.

Geballte Chefarzt-Kompetenz zu Gast in Moers: Prof. Dr. Stefan Möhlenkamp vom Bethanien Moers (l.) und seine Kollegen vom Herzinfarkt Netzwerk Niederrhein.

Foto: Foto: KBM

Beim Herzinfarkt zählt jede Sekunde. Diesen schon so oft gehörten Satz kann man gar nicht oft genug wiederholen. Der Patient ist hierbei bis zum sogenannten FCM (First medical contact) gefordert, die Symptome zu deuten und sich an den Notruf zu wenden. Von da an liegt seine Gesundheit in den Händen der Medizin.

Das Herzinfarkt-Netzwerk Niederrhein hat sich im August diesen Jahres zusammengefunden, um den zeitlichen Ablauf der Infarktversorgung zu optimieren. Das Bethanien Krankenhaus in Moers gehört zu den Gründungsmitgliedern dieses Netzwerkes. Dr. Stefan Möhlenkamp, Chefarzt der Kardiologie im Bethanien, hatte nun seine Kollegen zu einem ersten Symposium nach Moers eingeladen.

Das Netzwerk beschäftigt sich mit dem „Stemi“ (ST-Hebungsinfarkt), der akutesten Form des Herzinfarktes, die ein hohes Sterberisiko mit sich bringt. Hierbei müssen die Herzkranzgefäße geöffnet werden, um die Sauerstoffzufuhr zum Herzmuskel wieder herzustellen.

Erstes Glied in der Rettungskette ist der Notarzt, der beim Patienten mittels eines 12-Kanal-EKG diagnostiziert, um welche Art des Herzinfarktes sich handelt. Liegt ein Stemi vor, muss der Patient in die schnellst möglich erreichbare Klinik gebracht werden, die über ein zu diesem Zeitpunkt verfügbares Herzkatheterlabor verfügt. Während der Patient dorthin gebracht wird, muss diese Klinik ihr Herzkatheterteam benachrichtigen, so dass man beim Eintreffen des Notarztes eine sofortige Übergabe vom Wagen ins Labor gewährleisten kann. Diese Daten werden nun mit Hilfe des bundesweit etablierten FITT-STEMI-Projektes (Feedback-Intervention and Treatment Times in ST-Elevation Myocardial Infarction) dokumentiert, um Schwachstellen aufzudecken und Zeiten zu verbessern. „Die Zeit vom FMC bis zur Gefäßöffnung liegt durchschnittlich bei 90 Minuten. Ideal sind 60, 120 die oberste Grenze. Mit jeder Verzögerung der Gefäßwiedereröffnung um eine Stunde steigt die Sterblichkeit beim Herzinfarkt um 10 “, so Prof. Dr. Heinrich Klues, Chefarzt im Helios Klinikum Krefeld.

„Wir leben noch nicht in der perfekten Herzinfarktversorgungswelt“, weiß auch Dr. Möhlenkamp, der die Aufgabe des Netzwerkes darin sieht, mit einer verbesserten Versorgungsqualität mehr Infarktpatienten am Niederrhein zu retten. Das gehe nur, wenn sich die Krankenhäuser zusammen tun, gemeinsam standardisierte Abläufe entwickeln und auch mal Kompromisse eingehen. Außerdem dürfen Stadt- und Kreisgrenzen keine Grenzen in den Köpfen sein. „Dann können wir die Zeiten verkürzen“, ist sich Bethaniens Chefarzt sicher.

Der Zusammenschluss zum Netzwerk ist freiwillig. „Wir wollen Standards auf den Weg bringen. Doch jedes andere Krankenhaus ist eingeladen mitzumachen!“, so Dr. Klaus-Dieter Winter, Hermann-Josef-Krankenhaus Erkelenz. Bis jetzt sind es knapp 20 Kliniken, die sich an dem Netzwerk beteiligen.

Nun liegt es also an Ihnen, die Symptome richtig zu deuten und sich an einen Arzt zu wenden – auch an den Feiertagen, denn dort neigen die Deutschen erfahrungsgemäß Schmerzen zu ignorieren, um den Feierlichkeiten keinen Abbruch zu tun.

(Niederrhein Verlag GmbH)