Die Out4fame-Macher legen die Latte bei Festival Nummer zwei noch höher And the winner is: Samy Deluxe

NIEDERRHEIN · Was im vergangenen Jahr noch ein wenig wie ein wahr gewordener Traum für alle Hip-Hop-Fans aus der Region anmutete, scheint tatsächlich zur etablierten Realität zu werden. Am Wochenende stand Ausgabe zwei des Out4 fame-Festivals an der Schwarzen Heide an.

Zwei Mal Out4fame, zwei Mal Mobb Deep. Queens’finest war auch in diesem Jahr wieder live beim Festival an der Schwarzen Heide dabei.

Foto: Foto: privat

8500 Zuschauer waren da und damit gut 1500 mehr als bei der Premiere im Vorjahr. Festival Nummer drei steht jedenfalls schon in den Startlöchern.

Wie weit der Ruf des Festivals über die grünen Wiesen des Niederrheins schallt, konnte man schnell am Parkplatz feststellen. Aus dem ganzen Bundesgebiet waren die Hip Hop-Fans angereist, um das zu sehen, was die beiden Veranstalter Carlos Wind und Mario da Costa unter "More Real Rap" firmieren lassen. Und so gab es wieder eine spannende Mischung aus US-Legenden wie Busta Rhymes, Mobb Deep, Mos Def und dem legendären Wu-Tang Clan sowie eine ganze Reihe deutscher Rapper wie Samy Deluxe, Curse, Eko Fresh, Afrob, Azad und den Old Schoolern von Too Strong.

Über den Auftritt von Busta Rhymes vom Freitagabend wurde am Folgetag auf dem Festival heftig diskutiert. Was war das nun? Ein großartiger Auftritt des High Speed Double Time-Rappers. Oder eher doch ein wenig fantasievoll und lieblos aneinander gepapptes Medley seiner (unbestritten) etlichen Hits. Aber es ist wohl anscheinend so, dass in den USA bei den großen Namen kein Lied länger als 30 Sekunden laufen gelassen wird. Was irgendwie schade ist. Denn immer dann, wenn das Publikum gerade bereit war, richtig auszurasten, war schon wieder Schluss und der nächste Song kam. .Schade auch, dass Foxy Brown ihren Auftritt kurzfristig wegen eines verpassten Fluges absagen musste. Und schade, dass der Wu-Tang-Clan nur in Minibesetzung (und ohne seine Anführer) kam.

Schade, dass Clan und Mobb Deep ihre Positionen tauschten. Umso besser, dass sie überhaupt da waren und viele Zuschauer nun endlich sagen können, dass sie den Clan mal live gesehen haben.

Der sehr subjektive Eindruck des Autors ist der, dass die Deutsch-Rap-Fraktion am Wochenende gewonnen hat. Gerade was Samy Deluxe da am Samstag auf die Bühne gebracht hat, war schlichtweg phänomenal. Der Mann ist technisch so weit vorne. Und ein Live-Biest. Bühnenpräsenz, Publikumsansprache, Attitüde — alles top. Dazu noch ein astreiner Querschnitt seines Schaffens — inklusive der berühmten grünen Brille, Füchse, Let's Go und einer abschließenden ASD-Session mit seinem Kumpel Afrob. Der im Übrigen auch mal richtig amtlich abgeliefert hat und trotz des frühen Termins große Teile der Publikums auf seine Seite zog (Ich sag nur "Schwerer Anschlag"). Positiv überraschen konnte auch Curse. Natürlich gibt es bei einem jungem Festival wie dem Out4 fame noch ein paar kleine Kinderkrankheiten. Die Organisation der Ticketabgabe müsste beispielsweise noch optimiert werden. Aber: Das Festival punktet eindeutig mit kurzen Wegen, überschaubarer Größe, freundlichem Personal und coolen Organisatoren, sehr entspannter und friedlicher Stimmung und einem Line-Up, was seinesgleichen in der Szene sucht. Für das kommende Jahr ist im Übrigen schon angerichtet. Kool Savas, sicher eines der ganz großen Highlights aus dem Vorjahr, hat bereits zugesagt. Und Carlos Wind hat schon etwas nebulös verkündet, dass sie sich wohl "etwas in Richtung Westküste" orientieren werden. Dazu kommt, dass das Ganze an drei Tagen über die Bühne gehen wird. So oder so. Das Hip-Hop-Märchen am Niederrhein geht weiter. Und das alleine ist eigentlich schon Grund genug, glücklich und zufrieden zu sein.

(Niederrhein Verlag GmbH)