Der Donnerstag beginnt um 12 Uhr wieder mit einem äußerst Duisburg-affinen Thema: In „Cargo“ konfrontieren Barbara Kasper und Lothar Schuster ihre 2012 auf einem Containerschiff gedrehten Aufnahmen mit Fotografien, Dias, Super-8-Filmen und Erzählungen von Seeleuten aus den 1960er Jahren. Auch Filmemacher Lothar Schuster selbst fuhr 1968 zur See.
Um 14.30 Uhr gibt es ein „Extra“: Gabriele Voss befragt Hans-Dieter Grabe, einen der ganz Großen des deutschsprachigen Dokumentarfilms. „Lieber weniger als viel“ ist das Gespräch überschrieben; Grabes Filme sind genau und sparsam, konzentrieren sich meist auf einzelne Menschen. Grabes jüngster Film „Raimund – ein Jahr davor“ erlebt am Mittwoch um 12 Uhr seine Uraufführung bei der Duisburger Filmwoche .
Um 20 Uhr am Donnerstag möchten die Protagonisten „Striche ziehen“: Anfang der 80er auf der Berliner Mauer, als Kunstaktion und jetzt unter ihre Geschichte und die des vereinten Deutschlands. Und Gerd Kroske wird vom Regisseur immer wieder zum Mediator.
Der Freitag beginnt um 10 Uhr mit einer Gratwanderung: „Der NSU-Prozess. Das Protokoll des ersten Jahres“. Soleen Yusef hat die Protokolle des ersten Jahres vom Prozess gegen den „Nationalsozialistischen Untergrund“ nachsprechen lassen und quasi ein Kammerspiel inszeniert. Nicht nur für die wieder zahlreich angereisten Filmstudenten ist das eine spannende Erfahrung über eine besondere Möglichkeit, dokumentarisch zu erzählen – weit entfernt von dem Nachspiel-Quatsch, mit dem TV-Doku-Formate ihr Publikum verblöden.
„Magischer Realismus“ kommt um13 Uhr in „Riding My Tiger“ zum Tragen: Filmemacher Ascan Breuer hat sich nach Java in das Haus seiner Großeltern begeben. Dort geht angeblich ein Tigergeist um. Dem ist mit dem filmischen Apparat allein nicht beizukommen, weshalb sich Breuer auf die alte javanische Kunst des „Wayang Kulit“ besinnt.
„Städtebewohner“ von Thomas Heise um 15 Uhr erzählt vom Alltag junger Männer in einem Gefängnis in Mexiko-Stadt.
Vierzig Staatsgrenzen machen die Umkurvung des Schwarzen Meeres zu, gelinde gesagt, einer Herausforderung. Stanislaw Mucha hat sie für „Tristia – eine Schwazmeer-Odyssee“ (20 Uhr) unternommen. Er hat sich auf die Suche gemacht nach so etwas wie einer geistigen Heimat. Und am Anfang stand die Frage: „Besser links herum oder rechts?“
„Ruina“ am Samstag um 13 Uhr erzählt von der Besetzung eines verlassenen Bankhochhauses in Caracas. Und stellt entscheidende Fragen: Wie wollen wir leben? Wem gehört die Stadt?
Im Wortsinne zum Ende kommt das Programm der 38. Duisburger Filmwoche am Samstag um 16 Uhr mit „Hier sprach der Preis“. Die Insolvenz einer Baumarkt-Ketten am Beispiel einer Filiale in der Heimatstadt der Filmemacherin Sabrina Jäger: Wut und Ohnmacht bei den Angestellten und motzende Kunden auf Schnäppchenjagd. Alles muss raus.
Um 20 Uhr werden dann die Preise verliehen: der Arte-Dokumentarfilmpreis, dotiert mit 6.000 Euro; der 3sat-Dokumentarfilmpreis für den besten deutschsprachigen Dokumentarfilm, ebenfalls dotiert mit 6.000 Euro, der Nachwuchspreis des Landes NRW „Carte Blanche“, dotiert mit 5.000 Euro für das nächste Projekt des Preisträgers, der außerdem von einem erfahrenen Filmemacher begleitet wird; der Förderpreis der Stadt Duisburg, dotiert mit 5.000 Euro; und der Publikumspreis der Rheinischen Post für den beliebtesten Film, dotiert mit 1.000 Euro und von einer engagierten Leser-Jury vergeben, die eigentlich immer eine gute Wahl trifft.
Nach der Preisverleihung werden zwei kurze Filme des in diesem Jahr verstorbenen Filmemachers Harun Farocki gezeigt. Am Sonntag wird mit einer Lesung des ebenfalls verstorbenen Peter Liechti gedacht. Farocki, Liechti und dem ebenfalls in diesem Jahr verstorbenen Michael Glawogger ist die diesjährige Filmwoche gewidmet; von Glawogger werden im Grammatikoff fotografische Arbeiten gezeigt.
Um 15 Uhr am Sonntag werden ausgewählte Preisträgerfilme noch einmal im Filmforum gezeigt, außerdem ist der Eröffnungsfilm „Göttliche Lage“ am Sonntag um 18 Uhr sowie am 10., 12. und 14. November um 18 Uhr und am 11. November um 20.30 Uhr nochmals im Filmforum zu sehen.