Debatte um Gesamtschulerweiterung Schulstreit: Ampel äußert sich
Mönchengladbach · 2021 beschloss die Ratsmehrheit aus SPD, Grünen und FDP, die Gemeinschaftshauptschule Kirschhecke und die Katholische Hauptschule Neuwerk ab dem Schuljahr 2022/23 jahrgangsweise auslaufend aufzulösen. Das Ziel: Mehr Gesamtschulplätze sollen geschaffen werden. Daraufhin regte sich Protest in Teilen der Eltern- und Schülerschaft. Jetzt äußerte sich die Ampelkoalition.
Anlässlich des am Freitag gestarteten Anmeldeverfahrens der Gesamtschulen in Mönchengladbach – und sicherlich auch angesichts der bereits über 14 000 gesammelten Unterschriften für das Bürgerbegehren „Bündnis für Schulvielfalt“ – sahen sich die Fraktionsspitzen von SPD, Grünen und FDP veranlasst, über die Hintergründe des aktuell bestehenden Beschlusses zu Gesamtschulerweiterungen im Schuljahr 2022/2023 zu informieren. Dabei betonten sie, dass bereits in der vergangenen Wahlperiode die damalige Groko angesichts der zahlreichen Absagen an Eltern mit Gesamtschulwunsch geplant habe, die bestehenden Gesamtschulen zu erweitern, konkret: die Gesamtschule Volksgarten und die Gesamtschule Rheydt-Mülfort jeweils auf sechs Züge auszubauen. Das jedoch konnte die hochverschuldete Vitusstadt nicht finanzieren.
Einen neuen Anlauf habe die Ampel daher im Jahr 2021 unternommen, als sie beschloss, die Hauptschulen Kirschhecke und Neuwerk auslaufen zu lassen, um die Kapazitäten zur Erweiterung der Hans-Jonas-Gesamtschule und der Gesamtschule Rheydt-Mülfort um jeweils zwei Züge zu schaffen. Warum gerade diese beiden Hauptschulen weichen sollen? Nach dem Anmeldeverfahren habe sich herausgestellt, dass die Hauptschule Kirschhecke und die Katholische Hauptschule Neuwerk aus eigener Kraft die notwendigen zwei Klassen, die für die Genehmigung durch die Bezirksregierung notwendig sind, nicht bilden könnten, erklären die Ampelpolitiker.
Folglich gehe es auch weder um eine Bewertung der Qualität der Arbeit an den beiden Hauptschulen, noch um eine vergleichende Wertung der beiden Schulsysteme Hauptschule und Gesamtschule, wie FDP-Fraktionsvorsitzende Nicole Finger betont. Stattdessen gehe es darum, Eltern die Entscheidungsmöglichkeit zu bieten, auf welche weiterführende Schule ihr Kind wechseln soll. Finger macht deutlich: „Unser Beschluss gefährdet die Schulvielfalt in Mönchengladbach nicht. Nach Umsetzung wird weiterhin jedes Kind, das den Wunsch nach einem Hauptschulplatz hat, diesen an einer der vier dann noch bestehenden Hauptschulen bekommen. Die Zahl der Kinder, die entgegen ihres ausdrücklichen Wunsches keinen Gesamtschulplatz bekommen, wird dagegen deutlich sinken.“
Auch für Grünen-Fraktionssprecherin Ulla Schmitz steht die Frage nach den Bedarfen über allem: „Der Wunsch nach Gesamtschulen, als einer Schulform des gemeinsamen längeren Lernens, hat in den letzten Jahrzehnten enorm zugenommen. Diese Entwicklung wird sich langfristig fortsetzen.“ Daher bekräftigt Schmitz auch, dass eine siebte Gesamtschule im Stadtgebiet dringend erforderlich sei.
„Wenn es zu wenige Gesamtschulplätze gibt, um dem Wunsch der Eltern und Kinder gerecht zu werden, dann gibt es einen klaren Auftrag für uns: mehr Gesamtschulplätze anbieten. Für das jetzige Anmeldeverfahren stellen wir den Eltern durch unseren Beschluss mehr Plätze zur Verfügung. So wollen wir den Überhang an Gesamtschulanmeldungen bereits zum kommenden Schuljahr abmildern“, begründet auch der SPD-Fraktionsvorsitzende Janann Safi den Schritt der politischen Ampel. Mit Blick auf das aktuelle Bürgerbegehren zum Erhalt der beiden Hauptschulen zeigt Safi durchaus auch Verständnis für die Position der Gegner des Ampel-Beschlusses: „Wir erkennen, dass das für einige eine emotional schwierige Situation ist.“ Dennoch sehen SPD, Grüne und FDP nach wie vor Argumente für die bislang bestehende Beschlusslage.