Im Gedenken Todestag des „Vaters der Stadtgründung“

Meerbusch · Der 30. April 1970 war für die erst vier Monate zuvor offiziell aus der Taufe gehobene Stadt Meerbusch ein trauriger Tag: Nach schwerer Krankheit starb der als Vordenker, Wegbereiter und „Vater“ der Stadtgründung hoch geschätzte Dr. Franz Schütz. Am heutigen Mittwoch jährt sich sein Todestag zum 55. Mal.

Franz Schütz‘ Begegnung mit Konrad Adenauer (l.) beim Besuch des Kanzlers im Böhler-Werk im Jahr 1954.

Foto: Stadtarchiv Meerbusch

Schon an der ihm so wichtigen konstituierenden Sitzung des Meerbuscher Stadtrates vier Tage vor seinem Tod hatte der 70-Jährige Frank Schütz nicht mehr teilnehmen können. In der Sitzung wurde der einstimmige Beschluss gefasst, Schütz zum ersten und bis heute einzigen Ehrenbürger der Stadt Meerbusch zu ernennen. Jetzt legte Bürgermeister Christian Bommers gemeinsam mit den Vorsitzenden der Ratsfraktionen, des Verwaltungsvorstandes und Angehörigen der Familie im Rahmen einer Gedenkstunde zum 55. Todestag einen Blumengruß der Stadt an Schütz‘ Grab auf dem Büdericher Friedhof nieder.

Ratsmitglied der Gemeinde Büderich 1946 bis 1970, Kreistagsabgeordneter 1946 bis 1952, Landtagsabgeordneter 1947 bis 1970, Büdericher Bürgermeister 1964 bis 1970 – die politischen Stationen aus der Vita des Franz Schütz lesen sich trocken. „Dahinter steckt, wie wir wissen, viel mehr – unter anderem auch ein Stück Meerbuscher Stadt- und Heimatgeschichte, die Schütz maßgeblich mitgeschrieben hat“, so Christian Bommers.

Nach Kriegsende im Mai 1945 gehörte Franz Schütz gehörte zu den „Männern der ersten Stunde“, die Mitverantwortung für einen politischen Neuanfang übernahmen und die ersten Schritte auf dem Weg in die junge deutsche Demokratie bereiten wollten. Er fiel positiv auf: Um eine ordnende Hand ins kommunalpolitische Nachkriegschaos zu bringen, ernannte ihn die britische Militärregierung zum „Gemeinde-Beigeordneten“. Schütz machte Nägel mit Köpfen, gründete in Büderich und auf Kreisebene die CDU mit. Im Gemeinderat schätzte man seinen Sachverstand, seine Heimatliebe und seinen Pioniergeist. Bis 1970 blieb er Ratsmitglied, die letzten sechs Jahre davon als ehrenamtlicher Büdericher Bürgermeister. Parallel dazu legte Schütz im Büdericher Böhler-Stahlwerk eine märchenhafte Karriere vom Lehrling bis zum Werkleiter und späteren Aufsichtsrat hin.

Wichtig für das spätere Meerbusch: Schon Mitte der 50er Jahre machte sich der Vordenker Franz Schütz erste Gedanken um eine Verwaltungs- und Kommunalreform, schmiedete frühe Ideen für einen Zusammenschluss der Gemeinden Büderich, Osterath und Lank-Latum zur Großgemeinde. Diese Großgemeinde, so Schütz‘ Forderung, müsste in der Lage sein, sich aus eigener Kraft den Eingemeindungsgelüsten der umliegenden Großstädte zu widersetzen. Es vergingen fast zehn Jahre, bis 1966 auf Einladung von Schütz ein erstes Gespräch mit Vertretern der drei Gemeinden Büderich und Osterath sowie des Amtes Lank zustande kam. Intensiv wurde verhandelt, wie ein möglicher Zusammenschluss aussehen könnte. Weitere zwei Jahre später wurde der Vertrag zur Stadtgründung ratifiziert. NRW-Innenminister Weyer berief Franz Schütz zum „Beauftragten für die Wahrnehmung der Aufgaben des Rates und des Bürgermeisters der neuen Stadt Meerbusch“. Diese Aufgabe sollte er übernehmen, bis sich der erste Rat der Stadt konstituiert hat. Zum 1. Januar 1970 erfüllte sich Franz Schütz‘ Wunschtraum: Meerbuschs Stadtgründung wurde feierlich besiegelt. Die Trutzburg gegen die Eingemeindungspläne der großen Nachbarn war Wirklichkeit.

„Hinter der spannenden Vita steckt eine beeindruckende Persönlichkeit und ein ganz besonderer Mensch“, so Bürgermeister Bommers. Franz Schütz sei rheinisch-bodenständig, volksnah und verlässlich, heimatverbunden und humorvoll gewesen. Auch in den Momenten des größten Erfolg sei er stets bescheiden geblieben, die eigene Herkunft habe er nie vergessen. „Er war vorausschauend, verhandlungsgeschickt und typischer Vertreter der Wiederaufbau-Generation nach dem Zweiten Weltkrieg“, so der Bürgermeister.

Auch als großer Förderer der heimischen Vereine war Franz Schütz beliebt und geschätzt. Die Büdericher St. Sebastianus-Schützenbruderschaft, die Franz Schütz 1952 bis zu seinem Tode 1970 als Protektor maßgeblich unterstützte, verehrt ihn bis heute als Freund des Brauchtums. Zum 10. Todestag des Ehrenbürgers am 30. April 1980 wurde der Büdericher Dorfplatz nach Franz Schütz benannt.