Wertvolles Campendonk-Gemälde Verbleib in Krefeld gesichert

Krefeld · Die Stadt Krefeld hat eine Einigung mit den rechtmäßigen Erben eines bedeutenden Gemäldes erzielt. Im Ergebnis bleibt es dem Kaiser-Wilhelm-Museum erhalten. Besucher können es kommenden Sonntagnachmittag intensiv erkunden.

Freuen sich über den Verbleib des Bildes in Krefeld: Oberbürgermeister Frank Meyer und NRW-Kulturministerin Ina Brandes.

Foto: Stadt Krefeld/Dirk Jochmann

Am Sonntag, 19. Januar, widmet das Kaiser-Wilhelm-Museum den Nachmittag einem besonderen Gemälde: Es heißt „Wirtshaus“ und stammt von dem Krefelder Expressionisten Heinrich Campendonk.

Seit 1948 befindet sich Bild im Besitz des Krefelder Museums. Doch seine Vorgeschichte ist problembeladen.

Denn ursprünglich gehörte es dem jüdischen Schuhfabrikanten Alfred Hess. In der Zeit des Nationalsozialismus war es unter Druck der NS-Staatspolizei aus dem Ausland nach Köln beordert worden und galt nach dem Krieg als verschollen. Das Kaiser-Wilhelm-Museum kaufte es 1948 von einem Kunsthändler, ohne die Vorgeschichte zu kennen. Nun haben Herkunftsforscher die Geschichte des Bildes erhellt.

Die Stadt Krefeld erzielte daraufhin mit den rechtmäßigen Erben der Familie Hess eine Einigung: Die Stadt gab das Bild an die heutige Erbin zurück. Durch einen Rückkauf verbleibt es aber dauerhaft im Krefelder Museum.

„Ich bin froh, dass eine Einigung gelungen ist“, sagt NRW-Kulturministerin Ina Brandes, die eigens zur Unterrichtung der Öffentlichkeit nach Krefeld gekommen ist. Sie betont: „Wir haben in NRW eine Koordinationsstelle für Provenienzforschung eingerichtet. Diese unterstützt Museen bei der Suche nach der Herkunft von Kunstwerken.“ Auch Oberbürgermeister Frank Meyer zeigt sich erleichtert: „Ich freue mich, dass wir das Gemälde für unsere Sammlung sichern konnten.“ Dies gelang durch die fianzielle Förderung von Bundes- und Landesregierung sowie der Kulturstiftung der Länder.

Denn die künstlerische Bedeutung des Gemäldes ist sehr hoch. „Campendonk hat das Bild 1917 gemalt“, erklärt Museumsdirektorin Katia Baudin, „es gehört damit zu einer Übergangsphase im Schaffen des Krefelder Künstlers.“ Er löste sich damals gerade aus der bekannten Künstlergruppe Blauer Reiter. „Das Bild hat eine etwas melancholische Ausstrahlung“, vermerkt Baudin die Besonderheiten. Hinweis auf die Situation des Ersten Weltkrieges?

Sammlungskustodin Dr. Magdalena Holzhey und Kunstvermittler Thomas Janzen laden nun am Sonntag, 19. Januar, um 14.30 Uhr zu einer Dialogführung ein. Sie werden dabei das Bild, das Gesamtwerk Campendonks und die Forschungsarbeit über die Herkunft des Bildes erläutern. Überdies können die Besucher von 14.30 bis 16.30 Uhr an einem offenen Workshop teilnehmen. Darin geht es in Anlehnung an das expressionistische Gemälde vor allem um Farbgebung und Liniengestaltung.

Heinrich Campendonk lebte von 1889 - 1957. Der gebürtige Krefelder gilt als Hauptvertreter des Rheinischen Expressionismus, einer modernen Kunstform zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Mit dem Kaiser-Wilhelm-Museum, das sich der modernen Kunst widmet, fühlte sich Campendonk zeitlebens verbunden.