Erfolgreich „gekräht“ wird in Krefeld nun schon seit vierzig Jahren: Mit ihren selbst geschriebenen Programmen gelang es dem Kabarettensemble über vier Jahrzehnte, der Grundidee eines im Lokalen verwurzelten und dennoch über den Tellerrand hinausblickenden Humors trotz wechselnder Besetzung treu zu bleiben und sich dabei in Richtung Professionalität weiterzuentwickeln – schließlich sind die Ansprüche des Publikums auch gegenüber Laienensembles stark gestiegen.
Ebenfalls nicht unwichtig: Immer wieder konnten junge Mitglieder hinzugewonnen werden, die auf und hinter der Bühne zum Gelingen beitragen – und auch das Publikum der Krähen lässt mit seiner bunt gemischten Altersstruktur für die Zukunft hoffen.
Dass dies alles auf rein ehrenamtlicher Basis und für den guten Zweck geschieht, gehört ebenfalls zur „DNA“ der Krähen: Der Reinerlös (seit der Gründung waren es sage und schreibe 410.000 Euro) geht komplett an lokale karitative Institutionen und Organisationen, während die derzeit zehn auf der Bühne aktiven Ensemble-Mitglieder und die Helfer hinter der Bühne „keine müde Mark“ mit ihrem Engagement verdienen, aber jede Menge Zeit investieren.
„Wir wollten und wollen immer dem Volk aufs Maul schauen, aber ohne uns über andere zu erheben. Im Grunde persiflieren wir uns ja selber!“ Jochen Butz
Um das Jubiläum gebührend zu feiern, gönnten sich die Krähen in diesem Jahr erstmals einen Wagen im Rosenmontagszug. Im November kehren sie – neben anderen Auftrittsorten – nach langer Zeit wieder in das Forum Corneliusfeld in St. Tönis zurück (siehe Kasten). Und schon vorher, im Juni, steht ein weiteres Highlight auf dem Programm: Die Verleihung der „Ehrenkrähe“ an Christian Ehring. „Das freut mich wirklich sehr und bedeutet mir viel“, sagt der in Krefeld aufgewachsene und unter anderem aus dem Düsseldorfer Kom(m)ödchen Ensemble und durch seine TV-Show extra 3 bekannte Kabarettist, Autor und Musiker. Sein Karrierestart hatte übrigens indirekt auch mit den Krähen zu tun: Sein Freund Ulrich Kaiser habe damals einen Auftritt der Krähen besucht und anschließend die Idee gehabt, ein Schülerkabarett zu gründen – die Geburtsstunde der „Scheinheiligen“. „Damals war ich alles, nur keine Rampensau“, schmunzelt Ehring.
„Die Leute zum Lachen zu bringen und gleichzeitig anderen zu helfen, das ist phantastisch. Ich wünsche den Krähen weiterhin viel Elan und gute Ideen!“ Christian Ehring
„Bei der Gründung hätte ich im Leben nicht gedacht, dass es uns gelingen würde, über so viele Jahre am Ball zu bleiben“, bekennt Jochen Butz. „Wir haben damals zehn Freunde zusammengetrommelt, und keiner von denen hatte vorher auf einer Bühne gestanden. Aber nach der Premiere stand fest: Das ist genau das, was Krefeld braucht.“ Der Ensemblegründer und Ehrenpräsident hält in diesem Jahr zum letzten Mal die Laudatio auf den Preisträger der Krefelder Krähe. Die Liste der bisher Geehrten liest sich wie ein Who-is-who des deutschen Kabaretts: Erster Preisträger im Jahr 2005 war Konrad Beikircher, der als Schirmherr des Kabarettpreises gewonnen werden konnte. Dann folgten unter anderem Dieter Hildebrandt, Dieter Hallervorden, Dieter Nuhr, Eckhart von Hirschhausen und Mathias Richling. „Loriot – also Vicco von Bülow – hatten wir auch angefragt“, erzählt Jochen Butz, „Der hat mich dann sehr freundlich zurückgerufen: Das freue ihn sehr, aber wir mögen es ihm doch bitte nachsehen, dass es ihm aufgrund seines Alters nicht mehr möglich sei, den Preis entgegenzunehmen.“
Besonders großen Spaß mache es den Krähen, Allgemeingültiges und Zeitgeistiges auf das lokale Geschehen „runterzubrechen“, so dass sich jeder Kabarettgast im Gesagten und Gesungenen wiederfinden könne, betont Peter Gronsfeld: „Der Krefelder und der Niederrheiner im Allgemeinen lacht ja gerne über sich selbst.“ Je nach Auftrittsort werden auch stadtteilbezogene Themen eingearbeitet. Für die Zukunft wünscht sich der erste Vorsitzende des Ensembles, dass sich weiterhin genügend engagierte Leute finden, die auf und hinter der Bühne mitwirken – aber auch, dass das Publikum wieder selbstverständlicher den Weg zu den Aufführungen findet: „Viele, die zum ersten Mal kommen, sind überrascht: Das ist ja doch viel unterhaltsamer als ein Streamingabend!“ Und damit das so bleibt, hat Peter Gronsfeld einen weiteren Wunsch: „Dass uns die Ideen nicht ausgehen – aber da habe ich gar keine Bedenken...“