Wer die Befindlichkeit von 12-bis 16-jährigen Jugendlichen erfahren und erleben möchte, dem sei der Besuch des selbst kreierten Stücks „Samples“ vom Kresch-Stadtjugendtheater empfohlen.
Unter Leitung der Artistin Claudia Schnürer hat sich ein Duzend Jugendlicher vorgenommen, die Grundfragen nach Identität, Nähe und Lebenserfüllung in Szenen darzustellen.
Die Bühne ist ein leerer, schwarz gehaltener Raum. Wie die „black box“ der unergründlichen Seele. Darin spielen sich schlaglichtartig die Szenen ab: bei einem Unfall verlässt die Seele eines Mädchens den Körper und reflektiert die Beziehung zur Mutter; zwei Mädchen verlieben sich in denselben Jungen; der Papa wird vom egoistischen Kind tyrannisiert - ist er ein guter Vater? Was ist das überhaupt, ein guter Vater?
Beeindruckend ist das Vertrauen der Darsteller auf kultivierte Sprache: kein Gerede, schon gar kein Geschwätz - sondern kompakte und sauber artikulierte Aussagesätze markieren diese Aufführung. Sahnehäubchen ist ein schönes Gedicht von Theodor Fontane, das das Verhältnis von Alt und Jung poetisch reflektiert.
Als ärgerlicher Ausrutscher wirkt hingegen der Einbezug des aktuellen Schlagers „Lieblingsmensch“, dessen Text so gar nicht zum anvisierten Verhältnis von Mutter und Kind zu passen vermag. Zum Glück der einzige Fehltritt dieses Abends.
Mangels Kulissen fokussiert sich das darstellende Spiel puristisch auf den Körpereinsatz. Das zeigt Wirkung: Pantomimische Klarheit durch Rückbesinnung auf die Grundlagen des Theaters.
Doch dann bekommen die Requisiten plötzlich doch noch ihr Recht: Kleidungsstücke vermüllen die Bühne. Aber das Sakko ist unseren Jugendlichen zu groß, das T-Shirt aus Kindertagen zu klein. Symbolischer Ausdruck der inneren Ratlosigkeit: wer bin ich? Kein Kind mehr, aber auch noch nicht reif. Und so endet denn das Stück in der suggestiven Frage: bist du glücklich? Eine Frage, die auch den Zuschauer, ob jung oder alt, zum Nachdenken bringt.
Das Publikum am Premierenabend, das zum Teil aus Erwachsenen, zum anderen aus Jugendlichen bestand, spendete begeisterten Applaus. An die jungen Darsteller verteilte der Kresch-Förderverein rote Rosen.
Informationen: www.kresch.de