Krefelder Grundschulen Immer öfter Ganztag
Krefeld · An Krefelder Grundschulen werden immer mehr Gruppen eingerichtet, die nachmittags betreut werden. Doch die Kosten sind hoch. Wie sieht die Zukunft des Ganztages aus?
Viele Eltern wünschen sich, dass ihr Kind in der Grundschule auch nachmittags betreut wird. Vom Jahr 1926 an haben die Erstklässler sogar einen gesetzlichen Anspruch auf einen Ganztagsplatz in der Schule. Dieser Anspruch erweitert sich dann Jahr für Jahr auf die übrigen drei Grundschulklassen.
Nun ist ein solcher Anspruch allerdings leichter erhoben als in die Praxis umgesetzt. Schließlich sind die Kosten hoch und das Personal muss auch gefunden sein.
Die Stadt Krefeld liegt beim Ganztagsangebot im kommenden Schuljahr 2024/25 bei 57,5 Prozent Deckung. Das sind 5.068 Ganzstagsplätze in 210 Gruppen bei einer Anzahl von 8.818 Grundschülern.
„Im Rahmen der Ausbauplanung sollen jährlich 375 Schüler zusätzlich aufgenommen werden“, erklärt Stadtdirektor Markus Schön. Somit werde Schritt für Schritt bis zum Schuljahr 2027/28 eine Deckung von rund 70 Prozent erreicht. Zählt man die Übermittagsbetreuung hinzu, erreicht die Stadt dann sogar 80 Prozent. Damit wäre der Bedarf in Krefeld auch erfüllt.
Leicht zu stemmen ist der Ganztagsausbau nicht. „Die Stadt Krefeld finanziert 61,2 Prozent der Kosten für den Offenen Ganztag, mit steigender Tendenz“, rechnet Markus Schön vor. In absoluten Zahlen: Der Ganztag kostet derzeit pro Jahr 19,4 Millionen Euro. Das Land NRW übernimmt davon 7,5 Millionen Euro. Den Rest stemmt die Stadt, wobei in ihrem Anteil rund 2,3 Millionen Euro Elternbeiträge eingerechnet sind.
Die Verwaltung hat nun eine Umfrage unter den Eltern durchgeführt, deren Kinder zwischen Oktober 2018 und Juni 2023 geboren sind. Dabei ergab sich, dass 41 Prozent eine Betreuung auch außerhalb der heutigen Kernzeiten wünschen, also vor 8 Uhr und nach 16 Uhr.
Allerdings sind alle Zahlen der Umfrage mit Vorsicht zu genießen. Denn nur 28 Prozent der über 10.000 angeschriebenen Haushalte haben auf die Fragen der Stadt geantwortet. Die Statistiker werten die Umfrage im Hinblick auf vergleichbare Befragungen dennoch als Erfolg.
Vor allem wollte die Verwaltung wissen, ob die Eltern mit dem heute praktizierten System des Offenen Ganztags zufrieden sind oder einen Gebundenen Ganztag wünschen. Beim Offenen Ganztag ist die Teilnahme des Kindes freiwillig, im anderen Fall macht die ganze Schule mit.
Ergebnis: 42 Prozent der Eltern votieren für das bisherige Modell des Offenen Ganztages, nur 12 Prozent für einen Gebundenen Ganztag. Allerdings sprechen sich 41 Prozent für beide Modelle zur Auswahl aus.
Stadtdirektor Schön deutet die Zahlen so: „53 Prozent der Eltern wollen kein Weiter so“. Mehr Flexibilität sei für die Zukunft gefragt. Angesichts des erhöhten Finanzbedarfs dürfte eine Umsetzung aber schwierig sein.