Glasfaser-Ausbau auf dem Lande Tönisvorst soll „Gigabit-Stadt“ werden

Tönisvorst · Die Stadt Tönisvorst investiert mit staatlicher Unterstützung weiter in den Ausbau der Breitbandversorgung. Parallel sind mehrere Kommunikationsunternehmen im Stadtgebiet aktiv.

Foto: Pixabay

„Ob Cloud-Dienste, digitale Behördengänge, Telemedizin, Smart Home, KI-Anwendungen oder unterbrechungsfreies Streaming – ein stabiler, leistungsfähiger Internetzugang ist die Grundlage für Teilhabe und Wettbewerbsfähigkeit“, so der Tönisvorster Bürgermeister Kevin Schagen. Bereits 2017 startete der Bund das „Weiße-Flecken-Programm“, um besonders unterversorgte Gebiete mit weniger als 30 Mbit/s zu erschließen. In Tönisvorst profitierten davon über 500 Adressen, die erstmals einen modernen Breitbandanschluss erhielten.

Die Stadt beteiligte sich mit einem Eigenanteil von rund einer halben Million Euro aktiv an der Förderung. Damit legte sie den Grundstein für eine zeitgemäße Digitalisierung – selbst in den teils stark dezentral gelegenen Bereichen des Stadtgebiets. Die letzten Abschnitte gingen im Jahr 2021 in Betrieb.

Seit Mai 2025 läuft das „Graue-Flecken-Programm“ (GFP) – ebenfalls ein staatlich geförderter Ausbau. Hier geht es nicht mehr um Megabit, sondern um Gigabit, sprich 1.000 Mbit/s: Rund 220 Adressen in peripheren Lagen von Vorst und St. Tönis, die weder über Glasfaser noch über leistungsfähige Kabelanschlüsse verfügen, werden derzeit mit modernster Glasfasertechnik ausgebaut. Die Stadt Tönisvorst trägt hier einen Eigenanteil von 510.000 Euro. Der Baustart erfolgte im Frühsommer 2025 - die Bauzeit beträgt etwa ein Jahr.

Mit dem Verlegen von Glasfaser in das Straßenbett geht aber nicht automatisch ein Hausanschluss einher: „Der Anschluss bis ins Haus erfolgt in der Regel nur, wenn der Eigentümer oder Mieter einen Vertrag mit dem Unternehmen abschließt, welches die Infrastrukturmaßnahme baut oder bauen lässt. Während der Bauphase wird meist der Hausanschluss vergünstigt oder kostenlos angeboten“, erläutert Wirtschaftsförderer und Gigabit-Beauftragter Markus Hergett.

Dafür muss man sich aktiv an das Unternehmen wenden – so wie auch hier im Falle des Graue Flecken Programms. Im Zuge dieses geförderten Ausbaus besteht zudem eine Besonderheit: Man kann sich einen passiven Glasfaser-Hausanschluss (FTTH) legen lassen. Dabei wird die Glasfaserleitung direkt bis in die Wohnung oder das Gebäude verlegt. Die Signalverteilung erfolgt über passive Splitter (Verteiler) ohne strombetriebene Technik, was den Energieverbrauch senkt und die Störanfälligkeit senken soll.

Parallel zum geförderten Ausbau investiert die Deutsche Glasfaser (DG) nach Auskunft der Stadt Tönisvorst derzeit eigenwirtschaftlich in den Ortskern St. Tönis: 5.300 Anschlüsse werden in ringförmiger Anordnung rund um den St. Töniser Ortskern verlegt. Baubeginn war in diesem Herbst. Die Fertigstellung sei für Anfang 2027 geplant. „Bei einem durch die Telekommunikationsunternehmen selbst finanzierten Ausbau ist der Abschluss eines Vertrags mit dem Telekommunikationspartner Voraussetzung für den Erhalt eines Hausanschlusses. Bei Mehrfamilienhäusern ist die Zustimmung des Eigentümers wichtige Voraussetzung für einen möglichen Ausbau“, erläutert Hergett.

Ein weiteres großes Projekt in St. Tönis realisiert ab nächstem Jahr die GlasfaserPlus: 3.250 Anschlüsse (insgesamt 3.251 Haushalte an 1231 Adressen) werden ab Mai 2026 im Ortskern St. Tönis gebaut – ebenfalls eigenwirtschaftlich. Hier ist die Gesamtfertigstellung des Projektes für die zweite Jahreshälfte 2027 vorgesehen. „Auch hier gilt: Der kostenfreie Hausanschluss setzt einen Vertrag mit dem Telekommunikationsunternehmen voraus, was in diesem Fall die Telekom ist. Ohne Vertragsabschluss wird das Objekt nur bis in den Gehweg vor dem Haus erschlossen“, informiert die Stadt.

Mit dem Abschluss der aktuellen Projekte – dem staatlich geförderten Ausbau sowie dem privatwirtschaftlichen Ausbau - werden nach Angaben der Stadt in Tönisvorst 2027 über 91 Prozent aller Adressen in St. Tönis mit Glasfaser versorgt. Für einen Vollausbau im gesamten Stadtgebiet fehlen noch rund 800 der circa 8.900 Adressen, die jedoch zumindest über VDSL- oder Kabelanschlüsse verfügen. „Für Vorst sind seitens der Stadt weitere Gespräche mit den Unternehmen geplant, um auch hier eine vollständige Glasfaser-Versorgung zu ermöglichen“, so Markus Hergett abschließend. Wer Fragen zum Glasfaserausbau im Stadtgebiet hat, kann sich an den Gigabit-Beauftragten und Wirtschaftsförderer der Stadt Tönisvorst wenden, der unter 02151 999-107 oder per E-Mail erreichbar ist (markus.hergett@toenisvorst.de).