Gastwirte, haltet durch!

Mönchengladbach · Die Coronazahlen steigen und damit auch die Angst vieler Gastwirte vor der Schließung und um die Existenz. In den benachbarten Niederlanden ist für Gaststätten bereits wieder Lockdown. In Düsseldorf gibt es neuerdings eine Sperrstunde. Wir haben nachgefragt, wie es in der Mönchengladbacher Altstadt aussieht.

„Eine Sperrstunde ab 23 Uhr in Mönchengladbach wäre eine wirtschaftliche Katastrophe“: Altstadtwirte Marco Raspe vom Foormat, Igor Zonjic vom SunSide, Hauke Jakob vom Manamana (v.l.).

Foto: Andreas Baum

. Noch bietet sich Besuchern eigentlich in der Gladbacher Altstadt ein Bild wie immer: Ab und zu gibt’s mal einen Leerstand, zum Beispiel zwischen Anatolien Kebap und dem Foormat, aber nichts Spektakuläres. Der flüchtige Eindruck: Der Laden läuft.

Stimmt das? Wir haben nachgefragt. Die Situation sei sehr unterschiedlich, sagt Hauke Jakob, Wirt des Manamana und Sprecher des Clubs der Wirte. „Wir haben auf der einen Seite die Clubbetreiber, die seit dem Lockdown nicht in ihren gewohnten Betrieb können. Dann gibt es einige Kollegen und Kolleginnen, die mit einer deutlich verringerten Kapazität arbeiten müssen. Wir hoffen, dass sie und die Clubbetreiber durchhalten und mit einem blauen Auge davon kommen.“ Es gäbe aber auch Gastwirte, die aufgrund günstiger baulicher Bedingungen gut mit der Situation umgehen könnten. Für alle aber sei die Zeit eine große finanzielle Herausforderung, besonders im Hinblick auf den nahenden Winter. „Es gibt überall Einnahmeausfälle, da jeder Betrieb auf Kapazitäten verzichten muss. Konkret in absoluten oder relativen Zahlen kann man es leider nur bei unseren Clubbetreibern ausdrücken, die bisher nicht öffnen können: 100 Prozent Ausfall, 0 Euro Umsatz“, so Jakob.

Eine Sperrstunde ab 23 Uhr für sämtliche Nachtgastrobetriebe sei mit einem neuen Lockdown gleichzusetzen und somit eine wirtschaftliche Katastrophe, sagt Hauke Jakob, Sprecher vom Gladbacher Club der Wirte.

Grundsätzlich haben die Altstadtwirte mit dem Thema Sperrstunde bereits seit vier Jahren Erfahrung. Eingeführt worden sei sie im Herbst 2016 als Lärmschutz für die Anwohner und gelte von Montag- bis Freitagmorgen. „Da die Altstadt unter der Woche nicht stark frequentiert wird, klappt es zumeist reibungslos“, so Jakob.

Manchmal, wenn zwei bis drei Lokale gleichzeitig zu machten, werde es etwas lauter und voller auf der Straße.
Genau so sei die Situation bei einer coronabedingten Sperrstunde am Wochenende zu erwarten. Nur seien es dann nicht mehr zwei bis drei sondern 20 bis 25 Lokale, aus denen die Gäste gleichzeitig auf die Straße kämen. Ob und inwiefern es zu unübersichtlichen Situationen kommen werde, das würde dann die Erfahrung zeigen.

Natürlich sind auch bei den Altstadtwirten Investitionen für Reinigung und Desinfektion, Plexiglaswände und andere Schutzmaßnahmen gestiegen. Das seien im Großen und Ganzen aber tragbare Ausgaben, so die Wirte. „Wir tun alles dafür, dass wir die Verordnungen einhalten und tragen unseren Teil dazu bei, dass das Ausgehen coronakonform ist“, sagt Altstadtwirt Jakob. Schwierig umzusetzen seien indes die ständigen Anpassungen der Coronaschutzverordnung. Die Wirte der Gladbacher Altstadt hätten aber größtes Verständnis dafür, hätten die Entwicklungen doch oft eine so große Dynamik , dass die Politik schnell reagieren müsse. „Ob die Maßnahmen übertrieben oder angemessen sind, können wir nicht beurteilen“.

Über die Zusammenarbeit mit lokaler Politik und dem Ordnungsamt zeigen sich die Wirte zufrieden. Der Club der Wirte sei auch vor der Pandemie in einem guten Dialog mit dem Ordnungsamt gewesen. Das habe sich während „Corona“ nicht geändert.

Von der Landespolitik wünschen sie sich allerdings trotz aller Widrigkeiten eine klarere Linie, um Verwirrung und Verunsicherung bei Betreibern und Gästen zu vermeiden.

Trotz allem: Die Wirte wollen sich nicht unterkriegen lassen, blicken positiv in die Zukunft – nach Corona.