Büchse, Ballon d`Or und Netzers Kasse
Mönchengladbach · Seit heute, 10 Uhr, ist Borussias Vereinsmuseum „FohlenWelt“ geöffnet. Rund 1000 Exponate geben einen detaillierten Einblick in Borussias bewegte Geschichte.
Die erste Idee zum Projekt wurde im Jahr 2000 anlässlich des 100-jährigen Vereinsbestehens geboren. Beim Bau des neuen Stadions bekam sie kurz Drive, doch entpuppten sich die vorgesehenen Räumlichkeiten als zu klein. Mit den Planungen eines neuen Gebäudekomplexes vis à vis zum Borussia-Park war sie wieder aktuell, die Idee von einem Vereinsmusem. Vor fünf Jahren tagte der Arbeitskreis zum ersten Mal, an diesem Wochenende wurde sie endlich eröffnet: Die „FohlenWelt“ mit rund 1000 Ausstellungsstücken, die einen beeindruckend tiefen Einblick in die Geschichte von Borussia Mönchengladbach geben.
„Mit der FohlenWelt haben wir sicher das derzeit modernste Vereins-Fußballmuseum in ganz Europa“, sagt Markus Aretz, Direktor Unternehmenskommunikation bei Borussia. Und das ist nicht übertrieben, denn im Zuge der Planungen des eigenen Museums haben sich die Mitglieder des Arbeitskreises, allen voran Klub-Archivar Elmar Kreuels, andere Vereinsmuseen in ganz Europa angeschaut, um sich inspirieren zu lassen. Die wohl wichtigste Entscheidung, die aus diesen Bildungsreisen erwuchs: Borussia plante ihr Museum selbst, ohne einen externen Dienstleister zu beauftragen. So wurden zum einen Kosten gespart, zum anderen ist die FohlenWelt genauso geworden, wie es sich die Verantwortlichen vorgestellt haben.
Alle unzähligen Arbeitsstunden bei der Sichtung der Ausstellungsstücke und der Planung der modernen Konzeption des Museums haben sich mehr als gelohnt. „Wer hier tief in die Geschichte von Borussia eintauchen will, hat wochenlang zu tun“, unterstreicht Elmar Kreuels. Wer will, kann sich alle Tore, die Borussia erzielt hat (und von einer Fernsehkamera aufgezeichnet wurden), in der FohlenWelt ansehen. Er kann jede Ausgabe der bislang rund 1100 Ausgaben des „Fohlen-Echo“ durchblättern. Oder er kann Teil seiner eigenen Borussen-Pressekonferenz werden und sich von Manager Max Eberl als neuen Top-Transfer vorstellen lassen; das entsprechende Kurz-Video kann man sich dann per Mail nach Hause schicken lassen.
Jede Ecke des 1150 Quadratmeter großen Museums atmet Borussia-Historie, von den Anfängen bis heute. Natürlich sind alle Meisterschalen und Pokal, die Borussia bislang gewann, hier ausgestellt. Drei Jahre lang hat Kreuels Allan Simonsen bekniet, dem Verein seinen „Ballon d`Or“ zu überlassen, seine Auszeichnung zu Europas Fußballer des Jahres im Jahr 1977. Und die legendäre Cola-Dose – Stichwort Büchsenwurf – ist natürlich auch ausgestellt.
Der überwiegende Teil der Exponate stammt von privaten Sammlern, die ihre Erinnerungsstücke für die FohlenWelt zur Verfügung gestellt haben. „Geld haben wir nur in den seltensten Fällen bezahlt – wie etwa dem Gladbacher, der uns die Kasse von Günter Netzers Disvo `Lovers` Lane´ angeboten hatte und sie uns nur verkaufen wollte“, lacht Kreuels.
Die FohlenWelt verbindet Historie und Moderne auf einzigartige Weise. „Wir wollten einen Ort schaffen, an dem sich der 80-Jährige, der schon damals `An der Kull´ im Lehm stand, genauso wiederfindet wie der 16- oder 20-jährige Fan mit hoher Technik- und Social Media-Affinität“, betont Aretz. Wer möchte, kann sich mittels Tablet von Borussia-Kennern durch die Ausstellung „führen“ lassen, zum Beispiel Vizepräsident Rainer Bonhof, Profi Christoph Kramer oder Borussen-Fan und TV-Star Joko Winterscheidt. Eine Tour auf niederländisch hat Roel Brouwers eingesprochen, auf englisch der Liverpool- und VfL-Fan Barney Sykes.
Freitagabend wurde die FohlenWelt offiziell und im Beisein vieler Stars, die der Verein hervorgebracht hat, eröffnet. Vorerst ist das Museum ab heute jeden Tag zwischen 10 bis 18 Uhr (sonntags 16 Uhr) geöffnet.