Verkehrsunfallstatistik 2020 Kreis Viersen „Wir müssen aufeinander aufpassen“

Kreis Viersen · Die Corona-Pandemie hat sich deutlich in der Verkehrsunfallstatistik im Kreis Viersen niedergeschlagen. Wie die Kreispolizei jetzt veröffentlichte, sank die Zahl der Verkehrsunfälle in 2020 um fast zwölf Prozent. Eine Sache bereitet der Polizei jedoch große Sorge: Die steigende Zahl von Senioren, die mit dem Pedelec verunglücken.

Sechs der zehn Verkehrstoten im Kreis Viersen im vergangenen Jahr gehen auf Unfälle mit Rad- oder Pedelecfahrern zurück. Foto: Pixabay

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  Zehn Verkehrstote hatte der Kreis Viersen im vergangenen Jahr zu beklagen (einer weniger als in 2019), sieben davon waren älter als 64 Jahre alt. Sechs der zehn Todesfälle gehen auf Unfälle mit Rad oder Pedelec zurück. „Die Zahl der verunglückten Kinder und besonders die der Rad fahrenden Kinder ist insgesamt deutlich gesunken“, resümiert Landrat Dr. Andreas Coenen die Entwicklung des Unfalllgeschehens des vergangenen Jahres. „Auf der anderen Seite kann ich mich nicht darüber freuen, wenn wir im Kreis Viersen sechs tote Radfahrer beklagen müssen.“

Bei fünf der sechs Todesfälle mit Fahrrädern oder Pedelecs waren Senioren betroffen. Grund für die Kreispolizeibehörde und ihren Abteilungsleiter Polizeidirektor Dietmar Maus besonderes Augenmerk auf die Senioren zu richten: „Nicht nur die Rad fahrenden Kinder bereiten uns Sorge: Unsere Seniorinnen und Senioren sind eine Altersgruppe, der wir uns ebenfalls mit besonderem Augenmerk widmen.“

„Immer mehr Senioren nutzen ein Pedelec“, weiß Maus und vermutet, dass „viele das andere Fahr- und Bremsverhalten ihres Gefährts im Vergleich zum Fahrrad unterschätzen und deshalb mit ihrem Pedelec verunglücken.“ Während die Zahl der verunglückten Radfahrer in den vergangenen fünf Jahren von 378 auf 277 fiel, hat sich die Zahl der verunglückten Pedelec-Fahrer fast verdoppelt (von 34 in 2016 auf 63 in 2020).

Die Entwicklung im Jahr 2020 habe man zum Anlass genommen, gemeinsam mit der Kreis VHS ein Seminar zum sicheren Pedelecfahren für Senioren anzubieten, das sehr gut angenommen worden sei. Leider werde die Polizei hierbei von der Pandemie ein wenig ausgebremst. Sobald die Infektionslage es zulasse, werden die Seminarangebote wiederaufgenommen.

Die Entwicklung auf den Straßen insgesamt ist jedoch positiv. Dies bestätigt auch Landrat Dr. Andreas Coenen: „In fast allen Bereichen haben wir erfreuliche Entwicklungen im Verkehrsunfallgeschehen festgestellt. Es gab weniger Unfälle, weniger Verletzte und einen Toten weniger zu beklagen als im Vorjahr. Und in fast allen Bereichen liegen die Ergebnisse des Jahres 2020 unter dem Fünf-Jahres-Schnitt.“

Dass dies in großen Teilen an den Auswirkungen der Pandemie liege, sei ncht von der Hand zu weisen. „Viel Homeoffice und damit weniger Präsenz an den Arbeitsstellen, lange Lockdown-Zeiten in den Schulen und im Einzelhandel haben das Jahr 2020 bestimmt. Kurzum: Im Straßenverkehr war weniger Betrieb als in normalen Jahren“, fasst Landrat Coenen zusammen.

Insgesamt zählte man im Jahr 2020 1.091 weniger Verkehrsunfälle. Dies bedeutet einen Rückgang von 11,8 Prozent. Mit insgesamt 8.149 Unfällen liegt man so um zehn Prozent unter dem Fünf-Jahres-Schnitt. Auch die Zahl der Leicht- und Schwerverletzten liegt weiterhin unter dem Fünf-Jahres-Schnitt und sank insgesamt um 7,1 Prozent.

Auch bei den Verkehrsunfällen an denen Kinder beteiligt waren, verzeichnet die Kreispolizei einen deutlichen Rückgang um 24,8 Prozent. Ein Kind kam als Fußgänger ums Leben. Während die Gesamtzahl der verunglückten Kinder minimal unter dem Landesschnitt liegt, sieht dies speziell bei den Rad fahrenden Kindern anders aus. Hier sind die Zahlen zwar auch rückläufig (2019: 49, 2020: 40), man liegt damit jedoch erheblich über dem Landeswert.

Bei den Hauptunfallursachen hat sich in den vergangenen Jahren kaum eine Veränderung ergeben. Weiterhin sind Vorfahrtsverstöße und Fehler beim Abbiegen für die meisten Unfälle mit Getöteten und Verletzten verantwortlich. Im Jahr 2020 waren von den 486 Verkehrsunfällen mit Personenschaden 317 (65,2 Prozent) Vorfahrt- und Abbiegeunfälle.

Die Polizei im Kreis Viersen will weiterhin an ihrer Strategie zur Bekämpfung der Verkehrsunfälle arbeiten. „Jeder Verkehrsunfall ist einer zu viel und wir werden mit allen Mitteln weiter daran arbeiten, Verkehrsunfälle zu verhindern und die Unfallfolgen zu minimieren“, betont Landrat Dr. Andreas Coenen und fügt hinzu: „Wir müssen aufeinander aufpassen! An oberster Stelle steht für alle: Gegenseitige Rücksichtnahme, vorausschauendes Fahren, das Achten der Verkehrsregeln und des besonderen Schutzes der schwächeren Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer. Dies verhindert Unfälle und damit auch Leid für alle Beteiligten.“