Festspiele Neersen präsentieren „Non(n)sens“ Non(n)sens: „The Show must go ‚Non’“

Neersen · Festspiele Neersen und diesmal mit „Non(n)sens“ - eine Musical-Revue, die es in sich hat. Von einem Dauerschmunzeln bis zu lautem Lachen - die sogenannte Benefiz-Show der leicht unkoordinierten Nonnen vom Orden der „Kleinen Schwestern aus Neersen“ ist kurz gesagt einfach super.

Die „Kleinen Schwestern“ mal ganz ernst - eine Momentaufnahme, die eher selten vorkam.

Foto: Mark Mocnik

Muss man wirklich gesehen haben und ist wieder ein besonderes Highlight bei den Festspielen. Neben viel Witz und Humor ist auch für Musik- und Musical-Fans einfach alles dabei. Von Jazz über Gospel, von Ballett-Einlagen über Stepp-Tanz bis hin zu den Showeinlagen a la Andrew Sisters lässt „Non(n)sens“ musikalisch fast keine Wünsche offen.

Doch fangen wir vorne an. Die Geschichte kurz erklärt: Von den 57 Ordensschwestern sind 52 auf tragische Weise durch eine schlechte Bouillabaisse ums Leben gekommen. Fischvergiftung halt. 48 Nonnen wurden bereits beerdigt. Doch vom Geld für die Beisetzung der letzten vier Nonnen hat sich Mutter Oberin Schwester Maria Regina (gespielt von Inez Timmer) einen Beamer gekauft. Also fehlt das Geld. Kurzum wurden die restlichen vier verstorbenen Nonnen in der Tiefkühltruhe vorerst buchstäblich auf Eis gelegt. Jetzt muss also Kohle her: Mäuse Kröten, Piepen - irgendwie, damit auch die Beerdigung der letzten vier Nonnen bezahlt werden kann. Und da das Gesundheitsamt sich angekündigt hat, hängt den fünf Hinterbliebenen auch noch die Zeit im Nacken.

Mutter Oberin hat also die Idee zur Benefiz-Show. Und hier zeigen die fünf ihre Talente - so gut es eben geht. Fünf Nonnen - das sind neben Mutter Oberin noch Schwester Maria Hubert (Tamara Wörner), Schwester Robert Anne (Tina Podstawa - auffallend in ihren schwarzen Turnschuhen), Schwester Maria Amnesia (Vanessa Wilcek - ihr ist ein Kreuz auf den Kopf gefallen, deswegen weiß die Guteste weder ihren Namen noch sonst irgendetwas über ihre Vergangenheit) und Novizin Schwester Maria Leo (Clarissa Bruhn). Und was die fünf Darstellerinnen in Neersen auf die Bühne zaubern, garantiert absolutes Broadway-Flair, Musical-Feeling auf höchstem Niveau. Gesanglich bieten die fünf Darstellerinnen einen echten Ohrenschmaus - Solo wie auch als Quintett.

Doch das tatsächlich unterhaltsame am Musical „Non(n)sens“, das seine Premiere im Februar 1986 am Broadway und ein Jahr später am West-End in London feierte, sind vor allem die fünf unterschiedlichen Charaktere. Jede Nonne hat ihre Geschichte, ihr Geheimnis und/oder einen besonderen Wunsch. Mutter Oberin beispielsweise träumt von einer Showkarriere, bleibt jedoch pflichtbewusst und versucht, den restlich wildgewordenen Nonnenhaufen zusammen zu halten - oftmals mit einer ‚gütigen Strenge‘. Schwester Anne möchte nicht immer nur die Zweitbesetzung sein und bei Schwester Amnesia stellt sich später raus, dass sie ein großer Country-Star gewesen ist.

Ein wenig Lokalkolorit darf natürlich auch nicht fehlen. So ruft Mutter Oberin dann auch mal ‚Schwester Pakusch‘ zum Verhör (hier wartet das Publikum aber vergeblich auf den Bürgermeister im Habit) oder Schwester Hubert träumt davon, aus den kleinen Schwestern aus Neersen, die großen Schwestern aus Anrath zu machen.

Und so hangelt sich das wirklich lustige Quintett von Showeinlage zu Showeinlage oder wie Mutter Oberin sagt: „The Show must go ‚Non‘“. Und das tut sie auch - unter anderem mit Ballett a la „Nonnensee“, mit Stepp-Tanz oder durch das Anpreisen des Kloster-Kochbuches mit dem Titel „Der katholische Weg zur unbefleckten Empfängnis“. Von Heiter bis makaber ist eben alles dabei - so auch zum Beispiel als eine verzweifelte Mutter Oberin an die abenteuerliche Klosterreise in eine Lepra-Kolonie denkt und den Satz raushaut: „Ich fühle mich wie in der Lepra-Kolonie - alles zerfällt“.

Doch so viel sei hier verraten: Am Ende wendet sich alles zum Guten - und das dank Schwester Amnesia. Die überzeugt nicht nur mit ihrer Vergesslichkeit, denn mehr mit ihrer Stimme und Gesang. Im Gepäck hat die gute Vergessliche nämlich noch ihre Schwester Annette, eine Handpuppe. Bauchrednern, das kann Schwester Amnesia nämlich auch noch und sogar „Bauchsingen“ - denn im „Zwiegesang“ zwischen Amnesia und Annette (hier besingt die Schwester sich also quasi selbst) liegen einige Oktaven unterschied.

Warum Handpuppe Schwester Annette später so wichtig ist, soll hier nicht ganz verraten werden. Vielleicht nur ein Zitat von Schwester Anmesia: „Das Geld steckt in Annette“. Somit sind auch die Beerdigungen der letzten Schwestern gesichert. Und damit endet der ganze Nonnen-Spektakel - und zwar in einer Show mit Pyrotechnik, Glitzervorhang, beleuchteter Showtreppe und Nonnen in Glitzer-Pailletten-Kostüm. Einfach ein fulminanter „Non(n)sens“ den man unbedingt gesehen und nicht verpasst haben sollte.

Verantwortlich für die Kostüme ist Kostümbildnerin Nuschin Rabet, die sich hier hat einiges einfallen lassen. Das Bühnenbild gestaltet Christian Baumgärtel, der die Bühne perfekt nicht nur in die Kulisse des Schlosses Neersen, sondern auch in die des Kinderstückes „Mulan“ integriert hat. Alles passt perfekt.

An heißen Tagen kann das Stück durchaus besucht werden. Im Schatten des Schlosses weht eine kühle Brise, so dass sich ein Besuch auch bei sommerlichen Temperaturen gut aushalten lässt.