Sozial „Robin Hood“ im Herzen tragen

Dülken · Das Sozialunternehmen Robin Hood hat in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen gefeiert. Das Projekt der Diakonie Krefeld & Viersen wurde für Langzeitarbeitslose gegründet.

Janine Rössler (Leiterin Robin Hood) und Andreas Goßen (Diakonie Krefeld & Viersen) freuen sich über Nachschub in der Secondhand-Boutique.

Foto: Claudia Ohmer

„Bei uns ist es immer lebendig. Wir alle arbeiten hier mit Herzblut und es gibt schöne Aufgaben“, beschreibt Janine Rössler ihren Arbeitsplatz. Seit März 2023 ist die 46-Jährige Leiterin von „Robin Hood“. Das Sozialunternehmen der Diakonie Krefeld & Viersen, das in 2024 sein Jubiläum feierte, ist seit vielen Jahren im Herzen von Dülken ein beliebter Treffpunkt am Alter Markt 3.

Das Café, gemütlich wie in einem zweiten Wohnzimmer, ist gut besucht, bietet neben frischem selbstgebackenem Kuchen und Getränken auch WLAN und Zeitungen. Auch in der bei Stammkunden beliebten Secondhand-Boutique stöbert man schon früh am Morgen nach Schnäppchen. Und in der ausgelagerten Sortierstelle werden auf 450 Quadratmetern, Waren geräumt und Spenden angenommen.

„Das Robin Hood ist ein Arbeitsförderungsprojekt, wir bekommen vom Jobcenter regelmäßig Praktikanten zugewiesen, die durch die sechsmonatige Arbeit wieder ins Arbeitsleben finden sollen“, erklärt Janine Rössler. Momentan arbeiten für „Robin Hood“ neun Festangestellte und acht Praktikanten in Café, Boutique, im Lager und Fahrdienst. Auch Ehrenamtliche oder Sozialstündler engagieren sich im Unternehmen, das 1984 für langzeitarbeitslose Menschen gegründet wurde. „Es ist schön, Menschen Chancen zu geben, die ein stückweit das Vertrauen in die Gesellschaft verloren haben“, sagt Rössler. Und es gebe viele Erfolgsbeispiele.

Mitarbeiterin Marina Holz bietet frische selbstgemachte Torten und Kuchen im Café an. Im Hintergrund die „Räuberhöhle“.

Foto: Claudia Ohmer

Auch Andreas Goßen von der Diakonie Krefeld & Viersen stellt die bedeutende soziale Rolle von „Robin Hood“ für Dülken heraus. „Das Miteinander ist wichtig, man spürt, man gehört mitten in die Gesellschaft, auch um Einsamkeit vorzubeugen.“ Man werde im Sozialkaufhaus als Kunde empfangen, nicht als Bedürftiger. „Hier spürt man nicht, dass eine andere Struktur dahinter steckt, man ist einfach Kunde“, ergänzt der Leiter des DülkenBüros.

Seit dem Umzug 2006 findet der Verkauf von Secondhand-Textilien, aber auch von Haushaltswaren, Dekoartikeln, Büchern und mehr am Alter Markt statt, das alles zu erschwinglichen Preisen und ohne Bedürftigkeitsausweis. Es gibt auch einen Web-Shop. Auch die „Räuberhöhle“ ist bei Familien sehr beliebt und offeriert Kleidung, Spiele, Bücher und weiteres Spielzeug für Kinder. „Wir legen darauf Wert, dass es bei uns keinen Ramsch gibt“, weiß Janine Rössler. Unter Organisation von Oksana Weinberger sei alles gut sortiert, außerdem gut erhalten, manchmal fast neuwertig. „Das zeigt, dass der Secondhand-Gedanke nicht schmuddelig sein muss, er kann auch sehr attraktiv sein“, bestätigt Andreas Goßen.

Doch ohne ein tolles Team würde das Unternehmen so nicht existieren, sagt Janine Rössler über das gute und enge Arbeitsklima. „Die Menschen sind ans Herz gewachsen. Es ist eher keine Arbeit, sondern Aufgabe. Robin Hood trägt man im Herzen“, so die Leiterin, die mit viel Herzblut Aktionen bietet und offen für neue Ideen ist. So hat die 46-Jährige, die selbst Trauerbegleiterin ist, vor einem Jahr das monatliche Trostcafé im Café zusamen mit Hospiz Haus Franz ins Leben gerufen. „Das ist an jedem zweiten Donnerstag im Monat gut besucht“, so Rössler. Volkmar Hess lädt im Café einmal im Monat zum Musikcafé mit Tanz ein. „Das hat schon Tradition. Dafür hat uns Piano List ein Piano überlassen“, freut sich Janine Rössler.

Das Robin Hood ist auf Spenden angewiesen. „Aber eher Sachspenden werden abgegeben, offen ist man jedoch auch für Geld-Spenden, und auch Sponsoring und Private Partnership sind willkommen und denkbar, um diese wichtige Arbeit zu sichern“, berichtet Andreas Goßen.