Wandel, Wende oder Umbruch: Mobilitätstrends in Deutschland

Energiewende, Verkehrswende, Mobilitätswende – es gibt viele Bezeichnungen, für das, was gerade auf deutschen Straßen los ist.

Alles soll elektrischer, flexibler und nachhaltiger werden. Dieser Umschwung in der Mobilität kommt auch am linken Niederrhein an, beispielsweise durch den Ausbau der E-Mobilität in Krefeld oder durch mehr Ladepunkte für Nettetal.

Wir schauen genauer hin: Wie ist es um die Verkehrswende in Deutschland bestellt und welche Rolle spielen Mobilitätstrends wie Carsharing und Auto-Abos?

Wie steht es um die deutsche Mobilität in 2025?

Vor dem Blick in die Zukunft kommt die Bestandsaufnahme, daher schauen wir uns zunächst die Ziele an, die laut Bundesregierung erreicht werden sollen:

  • Ziele: Geht es nach Klimaschutzgesetz, dann soll es viel mehr nachhaltige Mobilität geben. Ein Etappenziel ist die CO2-Reduzierung um 65 Prozent bis 2030. Wichtige Bausteine bilden hier die für 2030 anvisierten 15 Millionen E-Autos, eine Million Ladepunkte und eine effizientere Batteriewertschöpfungskette.
  • Realität: Aktuell kommt die deutsche E-Mobilität im Schneckentempo voran. So wurden im Jahr 2024 „nur“ 380.600 E-Autos zugelassen. 27,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Von den geplanten 15 Millionen E-Autos gab es 2024 zudem „nur“ 1,4 Millionen. Laut Ladesäulenregister der Bundesnetzagentur finden sich zudem von der geplanten Millionen „nur“ 154.037 Ladepunkte deutschlandweit.

Warum steht die Mobilitätswende in Deutschland im Stau?

Schauen wir über Deutschland hinaus, wird klar: Weltweit wächst die E-Mobilität kontinuierlich. 2024 betrug der weltweite Gesamtbestand ganze 42 Millionen E-Autos. 17,1 Millionen E-Autos kamen im selben Jahr hinzu. Als wichtigste und am schnellsten wachsende Märkte gelten die USA und mit großem Abstand China, wo 2024 ganze 7,11 Millionen E-Autos verkauft wurden.

Warum E-Mobilität in Deutschland zwar kontinuierlich, aber vergleichsweise langsam vorankommt, lässt sich insbesondere auf zwei Gründe zurückführen:

  • Kosten: Aktuell kosten E-Autos im Vergleich zu Verbrennern zwischen 5.000 bis 15.000 Euro mehr. Das soll sich dank sinkender Batteriekosten, strengerer EU-Regeln zur CO2-Reduzierung und einer größeren Auswahl an günstigen E-Automodellen ab 2025 ändern.
  • Infrastruktur: Die Ladeinfrastruktur wächst zwar kontinuierlich, trotzdem müssen sich aber derzeit durchschnittlich 17 E-Autos und Plug-in-Hybride einen Ladepunkt teilen. Laut Bundesnetzagentur und KBA fehlen zudem in einem Drittel der deutschen Gemeinden öffentliche Ladepunkte und in drei Vierteln der Gemeinden mangelt es an Schnellladesäulen.

Diese Mobilitätstrends gewinnen in Deutschland an Bedeutung

Die Zahlen lassen befürchten, dass Deutschland die E-Mobilität und den Verkehrswandel verschläft. Wir sind jedoch optimistisch, denn trotz verlangsamten Wachstums etablieren sich verschiedene Mobilitätstrends – nicht nur durch E-Mobilität.

Wir geben einen Überblick zu den aktuellen Mobilitätstrends in Deutschland:

  • Mehr E-Autos: Mit dem Ende der BAFA-Förderung ging ein absehbarer Einbruch der E-Autoabsätze im Jahr 2024 einher. Auch der Umstieg vom Verbrenner auf E-Autos halbierte sich zwischen 2023 und 2024. Das ändert jedoch nichts daran, dass E-Mobilität EU- und weltweit betrachtet, zunehmend zum Standard wird. Laut Europäischem Herstellerverband ACEA sollen demnach Neuzulassungen für E-Fahrzeuge in 2025 um 25 Prozent steigen.
  • Alternative Hybrid: Es muss nicht gleich vollelektrisch sein. Hybride haben hinsichtlich Umsatzzahlen sogar die Nase vorn. So wurden Ende 2024 mit 70.570 Neuzulassungen doppelt so viele Hybridfahrzeuge zugelassen wie E-Autos mit 33.561 Zulassungen.
  • E-Mobilität auf zwei Rädern: E-Scooter und E-Bikes sind emissionsfreie Alternativen, die in den meisten Großstädten anzutreffen sind – sei es gekauft oder geliehen. So fuhr laut ADAC im Jahr 2023 jeder sechste Befragte ab 16 Jahren in Deutschland bereits E-Scooter. 45 Prozent besaßen sogar einen E-Scooter.
  • Mehr Unabhängigkeit im Abo: Nicht nur die Art des Antriebs, auch die Art der Nutzung wandelt sich. Viele wünschen sich mehr Flexibilität auch ohne eigenes Auto oder ÖPNV. Die Antwort lautet hier „Abonnieren“. So ermöglichen es Auto-Abo-Anbieter, ein Wunschfahrzeug aus einem breiten Sortiment auszuwählen und gegen eine Monatsgebühr im vereinbarten Abo-Zeitraum zu nutzen. Die Gebühr deckt Kosten wie Versicherung, Anmeldung und Wartungen ab und spart somit hohe Anschaffungskosten und bürokratischen Aufwand. Das Abo lässt sich zudem flexibel kündigen oder verlängern, inklusive der flexiblen Abo-Option auf neue Fahrzeugmodelle. Besonders spannend ist das Auto-Abo für jene, die schon immer E-Autos oder Hybride ausprobieren wollten, bisher jedoch aufgrund der Anschaffungskosten vor einem Neukauf zurückschreckten.
  • Teilen, statt besitzen: Carsharing hat den Vorteil, dass sich Fahrzeuge an festen Stationen abholen und zurückbringen lassen – ohne Miete, Leasing oder Abo. Das bedeutet, dass pro Minute oder per Pauschale gezahlt wird – je nach Nutzungsdauer oder Entfernung. Alternativ gewinnen auch Freefloating-Sharingmodelle an Bedeutung, bei denen Apps helfen, freie Fahrzeuge in einem festen Radius zu finden.
  • Autonom fahren lassen: Bis sich Autonomes Fahren im deutschen Straßenverkehr etabliert, gilt es einige Hürden zu nehmen. Während in den USA Firmen wie Waymo eigene Flotten an autonom fahrenden Taxis anbieten, wird es in Deutschland aufgrund von Gesetzen und Mangel an Angebot noch dauern. Das Bundeswirtschaftsministerium will mit einer Finanzspritze von 40 Millionen Euro nachhelfen, denn auch Autonomes Fahren gilt als bedeutender Zukunftstrend.