Prokrastination bekämpfen: Was tun bei Aufschieberitis?

Was als gelegentliches Aufschieben beginnt, kann sich schnell zu einem ernsthaften Problem entwickeln. Prokrastination ist nicht einfach nur Faulheit oder schlechtes Zeitmanagement. Oft stecken tiefere Ursachen wie Angst vor Versagen, Perfektionismus oder Überforderung dahinter.

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Diese psychologischen Hindernisse führen dazu, dass wichtige Aufgaben vermieden werden, selbst wenn die Konsequenzen bekannt sind. Das komplexe Zusammenspiel von Emotionen und Verhaltensmustern spielt hier eine zentrale Rolle. Häufig gibt es eine zugrunde liegende Angst, den Anforderungen nicht gerecht zu werden, was zu einem ständigen Kreislauf der Vermeidung führt.

Den Anfang machen mit der Pomodoro-Technik

Wenn eine To-Do-Liste überwältigend wirkt, bietet die Pomodoro-Technik einen bewährten Weg, wieder Herr der Zeit zu werden. Diese Methode setzt auf intensive Arbeitsphasen, gefolgt von kurzen Pausen, um Produktivität und Fokus zu optimieren. Dabei wird 25 Minuten konzentriert an einer Aufgabe gearbeitet, gefolgt von einer fünfminütigen Pause.

Kurze Arbeitsphasen senken die Hemmschwelle und regelmäßige Pausen regenerieren die Konzentration. Der Name „Pomodoro“ leitet sich übrigens vom italienischen Wort für „Tomate“ ab, da der Erfinder einen tomatenförmigen Küchenwecker nutzte. Diese Technik zerlegt große Aufgaben in verdauliche Häppchen und macht sie greifbar.

Gamification als spielerischer Ansatz

Kann der Kampf gegen Prokrastination mit etwas Spaß kombiniert werden? Gamification könnte hier Wunder wirken, wie auch Cyberghost berichtet. Indem Aufgaben in ein Spiel verwandelt werden, lässt sich die Motivation erheblich steigern. Kleine Ziele werden gesetzt und Belohnungen für deren Erledigung vergeben.

Ein Punktesystem könnte erstellt werden, bei dem für jede abgeschlossene Aufgabe Punkte gesammelt werden, die gegen kleine Belohnungen eingetauscht werden können. Die Belohnungen sollten etwas sein, auf das wirklich Freude besteht, wie eine Episode der Lieblingsserie oder ein Stück Schokolade.

Gamification kann noch weiter gehen. Es gibt Apps wie Habitica, die Aufgaben in Rollenspiele umwandeln. Jede erledigte Aufgabe bringt einem digitalen Avatar Erfahrungspunkte ein, während unerledigte Aufgaben Lebenspunkte kosten.

Dieses Belohnungssystem kann ermutigen, beständig an den Zielen zu arbeiten. Es verbindet den Spielspaß mit realer Produktivität und macht das Erreichen der Ziele zu einem täglichen Abenteuer.

Struktur schaffen mit To-Do-Listen und Prioritäten

Eine klar strukturierte To-Do-Liste kann wahre Wunder wirken. Aufgaben werden nach Prioritäten geordnet – was ist dringend und wichtig, was kann warten?

Die sogenannte Eisenhower-Matrix kann hier hilfreich sein, indem sie Aufgaben in vier Kategorien unterteilt:

  • dringend und wichtig
  • wichtig, aber nicht dringend
  • dringend, aber nicht wichtig
  • weder dringend noch wichtig

Durch diesen Überblick kann gezielt an den wichtigsten Aufgaben gearbeitet werden, und so lässt sich die Prokrastination überwinden.

Ebenso profitieren Betroffene davon, größere Aufgaben in kleinere, handhabbare Teile zu zerlegen. Diese „Methode hilft dabei, ständig Fortschritte zu sehen, was wiederum die Motivation steigert.

Aufgaben werden aufgeschrieben und jede erledigte Aufgabe markiert. Dieses kleine Erfolgserlebnis kann zu einer positiven Rückkopplungsschleife führen und helfen, konsequenter an den Zielen zu arbeiten.

Selbstdisziplin durch Routine und Gewohnheiten aufbauen

Selbstdisziplin klingt wie ein hartes Wort, aber sie ist der Schlüssel zur Freiheit von der Prokrastination. Feste Routinen schaffen ist der erste Schritt. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, und fixe Abläufe können dabei helfen, Aufgaben konsequenter anzugehen.

Der Tag könnte beispielsweise immer zur gleichen Zeit begonnen und mit einer kurzen Planungseinheit gestartet werden. Klare Arbeitszeiten sollten definiert und konsequent eingehalten werden. Auch kleine Gewohnheiten, wie das direkte Aufräumen des Arbeitsplatzes nach der Arbeit, können zu einem stimmigeren und produktiveren Alltag beitragen.

Eine andere nützliche Technik ist die „5-Sekunden-Regel“ von Mel Robbins. Wenn der Drang verspürt wird, eine Aufgabe aufzuschieben, wird rückwärts von fünf auf eins gezählt und sofort gestartet. Dieser Countdown hilft, das Gehirn zu „überlisten“ und die Entscheidung, nicht zu prokrastinieren, auszuführen.

Nützliche Tools gegen das Aufschieben

Technologie kann eine große Hilfe im Kampf gegen Prokrastination sein. Es gibt zahlreiche Apps und Tools, die speziell dafür entwickelt wurden, Produktivität zu erhöhen:

  • Tools wie Trello oder Asana helfen bei der Aufgabenverteilung und Zeiterfassung.
  • Apps wie Forest helfen dabei, fokussiert zu bleiben, indem sie Belohnungssysteme für anhaltende Konzentration bieten.
  • Ebenso kann RescueTime dabei unterstützen, Ablenkungen zu minimieren, indem es die Zeit, die für verschiedene Aktivitäten verwendet wird, trackt und analysiert.

Diese Tools bieten nicht nur Unterstützung bei der Organisation, sondern auch Motivation, durch kleine visuelle Hinweise und Belohnungen kontinuierlich an den Aufgaben zu arbeiten.

Die Macht der Visualisierung

Visualisierung ist ein kraftvoller Ansatz, um die Prokrastination zu bekämpfen. Regelmäßig wird sich vor Augen geführt, wie Aufgaben erfolgreich abgeschlossen werden. Welche Gefühle entstehen dabei? Wie wirkt sich dies auf das Leben aus?

Visualisierung stärkt die Verbindung zwischen den tagtäglichen Aufgaben und den langfristigen Zielen, was hilft, motiviert zu bleiben. Ein Visionboard, auf dem Ziele und Meilensteine festgehalten werden, kann dabei unterstützen, das große Ganze nicht aus den Augen zu verlieren.

Der Ernstfall: Wann ist psychologische Unterstützung nötig?

Manchmal können die besten Techniken und Tools nicht ausreichend helfen. Wenn das Gefühl besteht, dass die Prokrastination das Leben stark negativ beeinflusst, könnte eine professionelle Unterstützung der richtige Schritt sein.

Psychologische Beratung kann helfen, die tieferliegenden Ursachen der Prokrastination zu verstehen und individuelle Strategien zu entwickeln, um diese zu überwinden. Es ist keine Schande, Hilfe in Anspruch zu nehmen – im Gegenteil: Ein Profi kann oft gezielt und effektiv unterstützen.

Viele Menschen haben dank einer Therapie gelernt, ihre Prokrastination zu bewältigen. Es sollte daran gedacht werden, dass es sich um ein weit verbreitetes Problem handelt, das durch verschiedene Lebensumstände beeinflusst wird. Ein Therapeut oder Coach kann tiefere Einblicke bieten und auf dem Weg zur Überwindung der Prokrastination begleiten.

Fazit zum Überwinden der Aufschieberitis

Der Kampf gegen die Prokrastination ist selten einfach, aber definitiv lösbar. Ob durch klare Strukturen, spielerische Ansätze oder professionelle Unterstützung – der erste Schritt ist immer der wichtigste.

Der Teufelskreis der Prokrastination kann durchbrochen werden, und der Start in ein produktiveres, erfüllteres und sogar gesünderes Leben liegt in greifbarer Nähe, wenn man sich nicht unter Druck setzt und die Sache endlich angeht.