Die Thematik "Fairtrade" gingen elf Studentinnen und Studenten der Hochschule Rhein-Waal, Campus Kamp-Lintfort, im Rahmen der interdisziplinären Projektwahl an. Seit Oktober lotet die Gruppe die Möglichkeiten aus, die ihre Uni hätte, eine zertifizierte Fairtrade-Universität zu werden - wenn sie sich bei Transfair e.V. um den Titel bewerben würde. Am vergangenen Donnerstagabend wurden die Ergebnisse in der Mensa vorgestellt. Gestartet wurde mit einer Power-Point-Präsentation (PPP). Murad Tbaileh, Min-Kyung Stawski und Elisabeth Maag zeigten auf, dass die Uni Rhein-Waal das Potenzial habe, sich als Fairtrade-Uni zu bewerben. Diese Entscheidung würden auch die Studenten befürworten: Einer Umfrage zufolge wären 90 der Befragten bereit, für Fairtrade-Produkte mehr zu bezahlen.
Bisher gibt es in Deutschland allerdings nur zwei Fairtrade-Unis. Doch was haben die Uni Saarland und die Uni Rostock, was Kamp-Lintfort (noch) nicht hat? Sie haben folgende fünf Kriterien erfüllt, die das Engagement für den Fairen Handel in allen Bereichen der Hochschule widerspiegeln sollen:
1. Die führenden Gremien der Studierendenschaft und der Verwaltungen der Hochschule müssen einen gemeinsamen Beschluss zur Fairtrade-University fassen.
2. Es muss eine Steuerungsgruppe geben, die die zielführenden Aktivitäten koordiniert.
3. Bei Sitzungen und offiziellen Veranstaltungen müssen Fairtrade-Produkte angeboten werden
4. Diese müssen auch auf dem Campus in Geschäften und Cafés verfügbar sein. Hier sollten in 50 % der Geschäfte bzw. der gastronomischen Betriebe mindestens zwei Fairtrade-Produkte erhältlich sein bzw. ausgeschenkt werden.
5. Es müssen zwei Veranstaltungen pro Semester zu der Thematik abgehalten werden.
Die Chancen der Uni Rhein-Waal sich als Fairtrade-Uni bewerben zu können, schätzen sowohl die Projektgruppe als auch der anwesende Referent des Vereins Transfair als gut ein: "In der Mensa gibt es bereits Fairtrade-Produkte und die Studenten sind für das Thema sensibilisiert."
Ein kleines Filmchen von Transfair im Anschluss an die PPP sorgt für noch mehr Sensibilität, denn es wird klar: Was billig produziert wird, geht auf Kosten der Produzenten. Fairtrade will daher die Arbeits- und Lebensbedingungen von Familien in Entwicklungsländern verbessern. "Da kann man nicht dagegen sein", wirft auch Bibana Kemner, Vizepräsidentin für Wirtschafts- und Personalverwaltung, ein und lobte das Engagement der Studenten. Gleichzeitig schob sie dem Enthusiasmus aber auch einen kleinen Riegel vor: "Wir müssen die Bedingungen genau prüfen und schauen, ob es Schwierigkeiten geben kann, wenn man Fairtrade-Produkte anderen fair gehandelten Produkten vorzieht. Die Entscheidung ist letztendlich eine politische." An dem ersten Kriterium, dem gemeinsamen Beschluss, muss also noch gearbeitet werden.
Die Studenten legen ihre Projektergebnisse nun dem Hochschulpräsidium vor. Damit ist das Projekt beendet: "Wir gehen ins Praxissemester. Aber der AstA (Allgemeiner Studierendenausschuss) setzt sich dafür ein, dass die Thematik weiterhin in Projekten behandelt wird. Wir hoffen, dass sich Studenten finden, die unsere Arbeit fortführen", so Tabea Lühmann.