Sich auf Veränderungen einzulassen, fällt häufig schwer. Und so rief die Vorstellung, dass Real- und Hauptschule durch eine Gesamtschule ersetzt werden sollen, vor einigen Monaten noch Unbehagen aus. Schließlich gehören die beiden Schulen doch ebenso zur Stadt wie der Klingerhuf. Schließlich war man doch selbst mal auf der Real oder der Haupt. Schließlich kennt man das doch nicht anders. Nostalgie hin oder her: Mit der Gründung der Gesamtschule wird sich die Schullandschaft in Neukirchen-Vluyn entscheidend weiter entwickeln - eine Einschätzung, die sich bei Eltern und Kinder durchgesetzt hat. Doch wie soll das konkret aussehen? Mit zunehmenden Informationsfluss konnten die ersten Ängste genommen werden. Der Fakt, der für die meiste Erleichterung gesorgt hat: Die Schulen lösen sich nicht in Luft auf! Alle Schülerinnen und Schüler der jetzigen Real- und Hauptschule können ihren geplanten Schulabschluss machen.
Und spätestens seit dem Tag der offenen Tür am vergangenen Wochenende wurden aus diffusen Vorstellungen konkrete Bilder. Wer im kommenden Schuljahr die Gesamtschule Neukirchen-Vluyn besucht, findet seinen Klassenraum im Gebäude der Theodor-Heuss-Realschule. Dort wird ein eigener Flur für die 5. Klässler zur Verfügung stehen. In unmittelbarer Nähe finden sich die Fachräume.
Dass eine Schule nicht mehr nur aus Deutsch, Mathe, Englisch besteht, dürfte bekannt sein. Am Tag der offenen Tür konnten die Kinder daher auch an einem Mikroskopier-Kurs teilnehmen oder in einer verrückten Chemieshow staunen, wie man Bananen einfriert. Die offene Art der "großen" Schüler, die sich sehr engagiert zeigten, konnte dabei schon einige Berührungsängste abbauen.
Die Eltern mussten sich währenddessen mit etwas trockenerem, aber nicht weniger interessantem Stoff "rumschlagen": Sie wurden informiert, wie sie sich die Gesamtschule vorzustellen haben. Und zwar so: Die Gesamtschule wird zu einer gebundenen Ganztagsschule, in der die Schüler auch am Nachmittag Unterricht haben. Der Tagesablauf bietet in rhythmisierter Form Lern- und Entspannungsangebote. Die Förderung von ganzheitlichem und eigenverantwortlichem Lernen steht dabei im Mittelpunkt. Wie es das Konzept einer Gesamtschule mit sich bringt, wird die Schullaufbahn möglichst lange offen gehalten. Um eine Übergangslösung für eine Art kleiner Mensa zu schaffen, soll das pädagogische Zentrum um ein Drittel verkleinert werden. Geplant ist für das Schuljahr 2017/18 eine Mensa in Betrieb zu nehmen.
Beim Tag der offenen Tür wurden bereits 70 Termine für Anmeldungen reserviert. "Daher sind wir sehr positiv gestimmt, die 100 Anmeldungen zu erreichen, die für die Gründung der Gesamtschule erforderlich sind", so Cornelia Hüsch vom Amt für Schulverwaltung, Kultur, Sport und Soziales der Stadt Neukirchen-Vluyn. "Gespannt sind wir, ob wir 4-zügig oder 5-zügig starten." Die Chancen stehen aber gut, dass es fünf fünfte Klassen geben wird. Die vierten Klassen der Grundschulen bieten genug Potenzial: "Nicht nur die Kinder, die sonst auf Real- oder Hauptschule gegangen wären, werden zu Gesamtschülern, auch diejenigen, die sich für eine auswärtige Gesamtschule entschieden hätten, können jetzt am Ort bleiben. Zudem gehören zum Einzugsgebiet auch Rheurdt, Schaephuysen und Tönisberg." Werden Neukirchen-Vluyner Kinder denn bevorzugt aufgenommen, wenn die Gesamtschule aus allen Nähten zu platzen droht? "Wir behandeln alle gleich und weisen niemanden ab. Eine 6-Zügigkeit halten wir jedoch für unwahrscheinlich. Aber wir müssen natürlich abwarten, wie sich die Eltern entscheiden und dann schauen, was wir umsetzen können."
Auch die Zusammensetzung des Lehrerkollegiums hängt von der tatsächlichen Anmeldezahl ab. Erst wenn es die Schule wirklich gibt, wird sich die Bezirksregierung mit der Zuteilung beschäftigen.
Anmeldeinfo:
Es wird empfohlen sich einen Termin für die Anmeldung zu reservieren, da die ersten beiden Tage schon gut ausgebucht sind. Terminreservierungen können bei Cornelia Hüsch unter Tel.: 02845/391238 vorgenommen werden.
Die Anmeldungen selbst sind vom 2. bis zum 4. Februar, von 9 bis 12 sowie von 14.30 bis 16.30 Uhr im Rathaus möglich.