„Ich bin der Ansicht, dass wir uns mit unserem Programm diesmal selbst übertroffen haben“, sagt Gitarrist, Komponist und Kurator Thorsten Töpp stellvertretend für das Platzhirsch-Team. Und auf jeden Fall ist beim Blick ins Programm die schiere Masse an Konzerten, Ausstellungen, Lesungen, Performances und Partys schon überwältigend. Ob zartbesaitet, kunstbeflissen oder auf Lärm aus – drei bis zum Rand ausgefüllte Tage können Duisburger und Gäste vom 2. bis 4. September auf dem und rund um den Dellplatz verbringen.
Einen ausgewachsenen Schwerpunkt im vielfältigen Programm bildet der Kulturaustausch Duisburg-Vilnius-Minsk. Und so, wie das Festival selbst rein ehrenamtlich, also in Privatinitiative gestemmt wird, verdankt sich auch dieser Kulturaustausch der Initiative der freien Szene; insbesondere das Lokal Harmonie und Tim Isfort haben hier viel Vorarbeit geleistet; finanzielle Unterstützung kam vom Goethe-Institut und der Fasel-Stiftung. Der Duisburger Komponist, Bassist und Produzent Tim Isfort war mit verschiedenen Formationen in den beiden postsowjetischen Hauptstädten unterwegs und bringt „postsozialistische Musik“ auf den Dellplatz: Im „Post Sozz Kompleks“ kommen elf Musiker aus den drei Ländern zusammen, aus Duisburg spielen Töpp, Isfort und Saxofonist André Meisner mit; aus Vilnius Ieva Baranauskaite, die mit ihrem Trio „in albedo“ (2015 auch schon beim Platzhirsch) auch im Movies spielt, aus Minsk der „Champions-League-Saxofonist“ Pavel Arakelian, der als Überraschungsgast auch den Auftritt des Stoppok-Trios bereichern wird. Der weißrussische Akkordeonvirtuose Yegor Zabelov spielt den Soundtrack zum Stummfilmklassiker „Ménilmontant“ und mit Isfort zum Start in die Nachtmusik in St. Joseph – der Kirche, die durch das Platzhirsch-Festival als Konzertort entdeckt wurde.
Neben Postsozialismus ist Post-Punk ein weiterer Schwerpunkt. Das Pop-Feuilleton arbeitet sich an diesem Begriff ab; beim Platzhirsch präsentieren die genannten Pisse, Gewalt und Karies verschiedene Spielarten im Djäzz.
Die ehrenamtliche Organisation ist löblich, aber eigentlich auch traurig und sollte zumindest dazu führen, dass man sich auch als Umsonst-und-draußen-Besucher auf dem Dellplatz ein Festivalticket zulegt.