Anschließend brachen alle Dämme…
Es war das würdige Ende eines packenden Fights. 21:21 stand es nach 59 intensiven, von Kampf und Nervosität auf beiden Seiten geprägten, Minuten zwischen dem Tabellenführer MTV und dem Zweiten Gladbach. Die gut 150 mit zwei Bussen und etlichen Privat-Pkw angereisten MTV-Fans, die, bewaffnet mit Pauken, Trommeln und Trompeten, aus dem Auswärts- ein klares Heimspiel gemacht hatten, hielt es schon lange nicht mehr auf den Sitzen. "Dinslaken" "Dinslaken" schallte es durch die voll besetzte Jahn-Halle. Mitten drin tigerte auch Kreisläufer Dennis Backhaus, der seit der 46. Minute und der dritten Zwei-Minuten-Strafe dazu verdammt war, das packende Geschehen von außen zu beobachten, hin und her.
Der Gladbacher Spielzug über Linksaußen verpuffte und die Gäste setzten zum wohl letzten eigenen Angriff an. Nach schönem Tuda-Zuspiel kam Steffen Hahn an den Ball und frei zum Wurf. Jener Steffen Hahn, der zuvor die Nervosität am wenigsten ablegen konnte und dem das Pech an den Fingern zu kleben schien, schnappte sich das Leder und versenkte nervenstark mit seinem ersten Treffer des Spiels von Rechtsaußen — die Gästetribüne kollabierte fast vor Jubel. Ein Angriff der Gladbacher noch, ein Angriff, dem der MTV noch standhalten musste um den vor der Saison nicht für möglich gehaltenen Triumph perfekt zu machen. Die Spannung war kaum zu ertragen als der bärenstarke und von der MTV-Defensive kaum zu stoppende Niklas Berner zum letzten Wurf des Spiels hochstieg — und von Max Reede und Philipp Tuda krachend geblockt wurde. Das war's, das Spiel war aus — und auf der Tribüne gab's endgültig kein Halten mehr.
Der MTV-Anhang stürmte das Feld, verteilte satte Bierduschen und hüpfte und jubelte mit der Mannschaft. "Aufsteiger" Aufsteiger" skandierte der feiernde Mob auf der jetzt schon komplett bierdurchtränkten Platte.
Die Spieler wussten sehr wohl, welchen Anteil ihre Fans am Erfolg hatten. "Ohne euch hätten wir das nicht geschafft", verkündete der richtig starke Keeper Marco Banning stellvertretend für den frisch gebackenen Aufsteiger. Der verbeugte sich vor seinem feiernden Anhang. Dann gab es noch das obligatorische "Humba" mit Fans und Mannschaft, der Rest waren Raketen, laute Musik, Tanz und ganz ganz viel Bier.
Mittendrin stand MTV-Trainer Harald Jakobs, wie immer der ruhende Fels in der Brandung, und war "einfach nur unglaublich glücklich." Zuvor hatte Jakobs ein Spiel zwei starker Teams gesehen, denen man aber auch anmerkte, dass sie das entscheidende Spiel der Saison bestritten. "Gladbach musste gewinnen und wir wollten unbedingt heute den Deckel drauf machen, das hat man dem Spiel schon angemerkt. Beide Teams sind relativ wenig Risiko gegangen und haben relativ wenig offensiven Druck erzeugt", hatte auch Jakobs beobachtet.
Während die Borussia sich zu großen Teilen auf ihren besten Mann Niklas Berner verlassen musste, war es beim Oberliga-Meister mal wieder die mannschaftliche Geschlossenheit, die den Ausschlag gab. Auf leichte Tore durch die zweite Phase, sonst ein Markenzeichen des MTV, wartete der Dinslakener Anhang diesmal allerdings fast vergeblich. Und hätten Steffen Hahn und Jens Niehoff nur ein paar ihrer sicherlich zehn freien Würfe von Rechtsaußen rein gemacht, die Partie hätte früher zugunsten des MTV kippen können. Am Ende war das aber alles egal. Und es war auch irgendwie bezeichnend, dass Steffen Hahn dann im entscheidenden Moment doch die Nerven bewahrte. "Ein Unentschieden wäre eigentlich das gerechte Ergebnis gewesen. Aber wir nehmen den Sieg natürlich gerne mit", schmunzelte Harald Jakobs nach dem Abpfiff.
Durch den Erfolg ist Rheinwacht bei noch zwei ausstehenden Spieltagen nicht mehr von der Tabellenspitze zu verdrängen. Die verbleibenden Partien gegen Überruhr am kommenden Samstagabend, 20 Uhr Douvermannhalle, und das Derby in Wesel werden also zum Schaulaufen. "Es war eine lange Saison, in der wir früh oben standen, dann immer Druck hatten und uns eigentlich zu keinem Zeitpunkt ausruhen durften. Jetzt fällt viel von uns ab", verkündete Jakobs und machte sich auf in Richtung seiner entfesselt feiernden Spieler.