"Man muss mit den Geflüchteten arbeiten - vom ersten Tag an", ist Rainer Tyrakowski-Freese, Geschäftsführer der Grafschafter Diakonie, überzeugt. "Auch mit denen, die eine unsichere Bleibeperspektive haben. Denn hier können wir mit beruflicher Qualifikation eine Form der Entwicklungshilfe leisten."
Die Diakonie, die u.a. in Neukirchen-Vluyn für die Flüchtlingsbetreuung zuständig ist, und das SCI:Moers erstellen daher Profile von den neuen Mitbürgern, in denen berufliche Vorstellungen und Talente erfragt werden, um sie an Arbeitgeber vermitteln zu können. "Entweder sprechen wir dann gezielt Unternehmen an, von denen wir glauben, dass die Leute dort gut aufgehoben wären, oder die Betriebe melden sich bei uns", erklärt Konrad Göke, der die Flüchtlingshilfe der Diakonie unterstützt.
Mit Kreishandwerksmeister Günter Bode gibt es einen weiteren starken Partner. Der Obermeister der Maler- und Lackiererinnung sucht mit großem Engagement Ausbildungsplätze für Flüchtlinge. Zwölf Kandidaten konnte er bereits vermitteln. "Das ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein", weiß Bode, "aber ich hoffe, das hat Signalwirkung für andere Unternehmen." Bürokratie und Behördengänge schrecken einige Betriebe noch ab, zudem müssen die neuen Mitbürger ihre Sprachkurse weiterhin besuchen - auch auf Kosten der Arbeitszeit.
Für Heike Marschmann von der Marschmann GmbH aus Moers ist dies alles eine Frage der Organisation. Sie ist überzeugt, dass es wichtig sei, Flüchtlingen eine berufliche Perspektive zu bieten - besonders wenn sie sich als so talentiert erweisen wie John und Johnson: "Die Beiden sind motiviert und passen gut ins Team." Sie selbst kümmert sich auch außerhalb der Arbeitszeiten, hat zwei Patinnen besorgt und bei der Wohnungssuche geholfen. Auf der Baustelle selbst hat Tanja Meitzner das Sagen: "Daran mussten die Beiden sich erstmal gewöhnen", erzählt die Gesellin und Rainer Tyrakowski-Freese fügt hinzu: "Es müssen auch kulturelle Barrieren überwunden werden, z.B. muss klargestellt werden, dass bei uns Männer und Frauen gleichberechtigt sind."
John und Johnson finden ihren Job super. Letzte Woche hatten sie eigentlich frei. Aber weil der ehemalige Speisesaal des CJD in Neukirchen-Vluyn für die Flüchtlingsarbeit umgestaltet werden musste, hatten sich beide bereit erklärt, mit anzupacken. "Flüchtlinge arbeiten für Flüchtlinge", heißt die Idee, die hinter dem Ganzen steckt. Und so haben nun die rd. 300 Flüchtlinge, die an der Wiesfurthstraße untergebracht sind, einen neuen multifunktionalen Raum für spielerische, kreative, Sport- und Turnangebote.