Nabucco im Theater Duisburg Ode an die Freiheit

Duisburg · Die Premiere von „Nabucco“ im Theater Duisburg sorgte für Jubel und stehende Ovationen: für herausragende Solisten, einen gewaltigen Chor, ein starkes Orchester - und ein bisschen auch für die fristgerecht fertiggewordene Sanierung des schönsten Theaterbaus am Niederrhein ...

„Va, pensiero“ - Flieg, Gedanke! Der Chor der Rheinoper macht „Nabucco“ im Theater Duisburg zum starken Statement für Versöhnung und Freiheit.

Foto: Sandra Then

Es sind viele Gründe, deretwegen Giuseppe Verdis „Nabucco“ die passende Oper für den späten, aber termingerechten Saisonstart im Theater Duisburg ist: Zeitlosigkeit wie Aktualität des Stoffes, die Popularität des Stücks und hier an der Rheinoper die Inszenierung als Appell zur Versöhnung und Ode an die Freiheit in einem ebenso gewaltigen wie klugen Bühnenbild von Dorota Caro Karolczak inklusive reibungslos laufender Technik - dafür braucht es eben einfach ein so Großes Haus.

Die Inszenierung holt uns ab, wie man so sagt, mit den mittlerweile alltäglich gewordenen Fernsehbildern zerstörter Häuser; nach der Ouvertüre verschwindet die Videoleinwand und hebt sich stattdessen eine gewaltige Wand aus Spiegeln, die das am Bühnenboden liegende Haus reflektieren. Die herabgelassene Tribüne, von der aus die Mächtigen „ihre“ Völker agitieren, geht alsbald zu Bruch, die Ränkespiele verlagern sich in den weiß und golden vertäfelten Keller, Abigaille wirkt wie eine Mischung aus Diva und Ölscheichsgattin, definitiv wohlstandsverwahrlost ...

Die von den Babyloniern unterdrückten Hebräer, das waren für Giuseppe Verdi und seinen Librettisten Temistocle Solera natürlich die Italiener unter der Knute Habsburgs, entsprechend schwarz-weiß fällt das Freund-Feind-Denken hier aus. Regisseurin Ilaria Lanzino ist schlau genug, nicht in die Kommentarfalle zu treten und „Nabucco“ zum Statement in irgendeinem der aktuellen Konflikte zu degradieren. Mit kleinen Eingriffen bricht sie im Gegenteil das Schwarz-Weiß der Vorlage auf. Während die jeweiligen Machthaber noch farblich zu unterscheiden sind (Kostüme: Carola Volles), lassen sich Soldaten und sonstige Fußvölker kaum auseinanderhalten. Nichts ist hier größer als die Sehnsucht, die Waffen fallen zu lassen. „Va, pensiero - flieg, Gedanke“: Der berühmte Gefangenenchor, die Freiheitshymne wird hier zum Ausdruck der Sehnsucht nach einer alles umfassenden Menschlichkeit, letztendlich: nach Musik.

Die Ränkespiele finden im weiß und golden vertäfelten Keller statt ... Svetlana Kasyan (Abigaille) und Alexey Zelenkov (Nabucco).

Foto: Sandra Then

Die kommt, von den Duisburger Philharmonikern unter Rheinopern-GMD Vitali Alekseenok, blitzsauber und klangstark aus dem Graben. Mit dem vielen Blech kommen Chor und Extrachor spielend mit, aus dem durchweg guten Sängerensemble ragen Alexey Zelenkov in der Titelrolle und Shavleg Armasi als Abigaille mit ihren sich wahlweise in die Höhe oder in die Tiefe schraubenden Wahnsinnsarien heraus. Auch deswegen: Theater muss sein!

Nabucco im Theater Duisburg: Sa 29.11.2025, Mi 03.12.2025, So 07.12.2025, 23.12.2025, Fr 26.12.2025
Karten gibt es an/in der Theaterkasse, Opernplatz/Neckarstraße 1, 47051 Duisburg, Telefon 0203 28362100 oder online unter www.operamrhein.de/spielplan/kalender/duisburg/