Ilia Gruev hat so seine Gewohnheiten. Eine davon ist, sich zum Saisonfinale von nichts und niemanden mehr und noch viel weniger als sowieso schon von seinem Fokus ablenken zu lassen. Mit Schlagzeilen beschäftigt sich der MSV-Coach von daher aktuell nicht mehr, der Pressespiegel bleibt in der Schublade. Das hat in der vergangenen Saison geholfen, das soll es auch diese Saison wieder tun. In anderen Punkten hat er seine Wortwahl angepasst. Von der magischen 40-Punkte-Marke will der Deutsch-Bulgare vor dem Union-Spiel genauso wenig reden wie davon, dass die Null hinten stehen muss. Die bereinigte Version klingt jetzt so: "Wir wollen stabil stehen und punkten." Aber er hat recht, der Mann. Mit zusätzlichem Druck braucht er seiner Mannschaft aktuell nicht kommen. Denn der Druck ist auch so schon verdammt hoch.
Durch die Krise zur Unzeit und vier Pleiten in Folge steckt der MSV wieder knöcheltief im Abstiegskampf. Diesen, so Gruev, gilt es jetzt anzunehmen. "Das Gerede vom Aufstieg von außen und innen hat uns nicht gut getan. Jetzt müssen wir uns wieder auf unsere Grundtugenden konzentrieren." Und die heißen laut Gruev: "Kampf, Wille, Leidenschaft." Die Analyse zum Lautern-Spiel hat ergeben, dass für die Zebras auch viel Pech im Spiel war. Als Ausrede will Gruev das nicht gelten lassen. Aber: "Wir müssen das Glück jetzt wieder mit aller Macht erzwingen." Auffällig in den vergangenen Partien: Die Duisburger schaffen es oftmals nicht, nach eigenen Ballverlusten im Aufbauspiel die Situationen zu verteidigen. Schaltet der Gegner schnell um, sind die Abstände zwischen den Positionen beim MSV zu groß. "Wir müssen die Lücken nach Ballverlusten viel schneller schließen", so Gruev mit Nachdruck.
Die Niederlage gegen den Tabellenletzten im eigenen Stadion hat die MSV-Spieler aufgewühlt. Gerade Fabian Schnellhardt brennt auf Wiedergutmachung: "Wir haben unsere komfortable Situation verspielt und wollen den Bock jetzt endlich wieder umstoßen. Wir wissen, worum es geht. Jetzt wird es Zeit, das auch umzusetzen", so der Mittelfeldregisseur, der seine eigene Leistung gegen Kaiserslautern nicht schön reden will. "Das war ein ganz schwaches Spiel von mir." Die Zehn-Tage-Pause wegen seiner Sprunggelenksprobleme will er als Entschuldigung nicht gelten lassen. "Ich war fit. Es lief einfach richtig beschissen."
Das soll bei den kriselnden Unionern, die eigentlich in die Bundesliga aufsteigen wollten, aber jetzt aufpassen müssen, dass sie nicht runter in Liga drei gehen, wieder anders werden. "Schnelli" wird spielen, denn, so Gruev: "Seine Präsenz, seine Balleroberungen und seine Spielweise helfen uns. Wir brauchen ihn." Nicht in der Startelf wird sich dagegen wohl Enis Hajri wiederfinden. Gruev vermeidet es stets, Spieler raus zu picken und öffentlich zu kritisieren. Aber mit den zuletzt gezeigten Leistungen seines Rechtsverteidigers kann Gruev nicht zufrieden sein. "Es kann gut sein, dass es Änderungen in der Startelf gibt", sagt Gruev vielsagend. Nico Klotz und Andy Wiegel werden diese Wort vermutlich gerne hören...