Ruhrorter Hafenfest 2017 - und 2018? Man wird sich ins Zeug legen müssen

Ruhrort · Es war wieder herrlich auf dem Ruhrorter Hafenfest. Unübersehbar ist aber auch, dass die Luft für eine solche Großveranstaltung — die noch dazu ehrenamtlich organisiert ist — immer dünner wird.

Smutje von den Reeperboys, der Mann an der Spüle, entspannt vorm ersten Auftritt.

Foto: Stutzinger

Ein böses Wort machte die Runde auf dem 24. Ruhrorter Hafenfest: "Eintritt". Es scheint, dass im Hafenfest-Vorstand ernsthaft darüber nachgedacht wird, beim kommenden Jubiläumshafenfest Eintritt zu nehmen. Hauptsächlich die Kosten für die Sicherheit lassen sich kaum noch stemmen. Schon jetzt fressen sie so viel vom Etat weg, dass kaum noch was bleibt für das, worum's ja eigentlich geht: Programm auf dem Wasser und an Land. Einen Tag nach dem Anschlag von Barcelona war die Zahl der Polizisten noch einmal deutlich erhöht worden, aber mit den mittlerweile blauen Uniformen sehen die Damen und Herren ja beinah maritim aus ... Der Polizeibericht vermeldete jedenfalls, abgesehen von einer Frau, die wegen Platzangst von einem Schiff geholt werden musste, vier unter ungeklärten Umständen durch einen Stromschlag verletzten Kirmesbesuchern und einem gestürzten Radfahrer, keine größeren Vorkommnisse.

Nur eine Komplettüberdachung allerdings würde das Hafenfest schützen können vor einem scheinbar völlig verrückt gewordenen August, der am Wochenende irgendwie jede Art von Wetter auffuhr, nur praktisch keinen Sommer. So leer war es zum Feuerwerk am Freitagabend seit Jahrzehnten nicht. Das halbstündige Feuerwerk selbst war aber wieder allererste Sahne.

Auf der großen Bühne, die neben der kleinen Lichtermeer- und Kunstmarkt-Bühne auf dem Neumarkt die einzige Bühne war, gab es starkes Programm mit den "Erben" von The Spirit of Smokie und dem Akustik-Trio Small Is Beautiful. Am Sonntag legten die Sonny Boys — wieder mit Frontmann Heinz Robert Martin — einen ganz großen Auftritt mit 32 Nummern in über zwei Stunden hin. Am Samstagabend beim Lichtermeer war der bisher wohl beste Auftritt von Schwarz 2 zu erleben, und ein ganz großes Dankeschön von allen, die jetzt "Bodo mit dem Bagger" als Ohrwurm haben, geht an den umwerfenden Marc Dahmen aus Oberhausen.

An der Schifferbörse, Ort der Eröffnung und eigentlich sowas wie die gute Stube des Hafenfestes, hätte ohne Frank Schwarz und sein Gastro-Team möglicherweise gar nichts stattgefunden; atmosphärisch ist beim "Musikpavillon" aber noch Luft nach oben.

Das Wasserprogramm ist das große Pfund, quasi der Unique Selling Point des Ruhrorter Hafenfestes. Der Parlevinker "Time is Money" wurde am Samstag zum Sportgerät umfunktioniert, viel Wiedersehensfreude bereitete das ehemalige Kirchenschiff St. Nikolaus, und die "George Stephenson" war vermutlich das tollste Schiff, dass es bisher auf dem Hafenfest zu sehen gab: ein Maschinenraum, in dem man vom Fußboden hätte essen können, überall blitzte das Kupfer, Heizkörper mit Cognac-Wärmer-Schränkchen und ein ganzes Orchester aus Schiffspfeifen.

Als ganz starker Publikumsmagnet erwies sich der am Sonntag erstmals durchgeführte Hinterhoftrödel, bei dem zahllose Besucher tief in die idyllischen Winkel des Hafenstadtteils eintauchten. Auch der Kunst- und Kulturmarkt auf dem Neumarkt war richtig schön voll. Karl Scherf, der schon seit zwei Jahren sonntags seinen Hof öffnet und Flaggen und Andenken aus seiner reichhaltigen Schifffahrtssammlung präsentiert, konnte berichten: "Ich hab richtig was verkauft!" Im "Anker" war ebenso großer Andrang wie draußen beim Hübi, wo die drei Bands, die am Sonntagabend spielten, auch Verpflegung bekamen — im Unterschied zum "Kiosk", vor dem am Samstagabend das Lichtermeer stattfand.

(Niederrhein Verlag GmbH)