HanfWerk Moers steht vor großen Herausforderungen Kein Kiffen im Cannabis Club

Moers · Das Cannabisgesetz ist beschlossen. In Cannabis Clubs soll nicht konsumiert, sondern nur für Mitglieder angebaut werden. Und die Hürden, die im Vorfeld für die Umsetzung überwunden werden müssen, erweisen sich als große Herausforderung. Wir haben mit Dirk Müller vom Cannabis Social Club HanfWerk-Moers gesprochen.

Anbauen und ausgeben: ja; gemeinsam rauchen: nein. Die Cannabis Social Clubs sollen irgendwie die Arbeit der Dealer übernehmen - legal und im Vereinsrahmen, ohne Gewinn zu erzielen. Bis zum ersten Joint aus Clubanbau wird’s aber noch dauern: Frühestens ab dem 1. Juli dürfen, nach heutigem Stand, die Samen für die Aufzucht geordert werden.

Anbauen und ausgeben: ja; gemeinsam rauchen: nein. Die Cannabis Social Clubs sollen irgendwie die Arbeit der Dealer übernehmen - legal und im Vereinsrahmen, ohne Gewinn zu erzielen. Bis zum ersten Joint aus Clubanbau wird’s aber noch dauern: Frühestens ab dem 1. Juli dürfen, nach heutigem Stand, die Samen für die Aufzucht geordert werden.

Foto: Pixabay

Jeder Erwachsene in Deutschland soll voraussichtlich ab dem 1. April legal einen Joint rauchen dürfen. Ab dem 1. Juli sollen die sogenannten Cannabis Social Clubs mit maximal 500 Mitgliedern an den Start gehen dürfen. Das hört sich an, als wenn’s dann direkt losgehen könnte. Doch vieles ist tatsächlich noch unklar. „Dieses Gesetz hat zweifelsohne historischen Wert und wir sind froh, dass die Entkriminalisierung nun stattfindet. Aber das Konzept der Regierung ist sehr unausgereift“, sagt Dirk Müller, Gründer vom HanfWerk-Moers, das sich noch in Gründung befindet.

Solange die Gesetzeslage unsicher bleibt, wird der Verein nämlich noch nicht gegründet; schließlich könnte im Bundesrat Ende März noch ein Vermittlungsausschuss einberufen werden, der alles verzögert (Und das ist nach neuesten Meldungen sehr wahrscheinlich). Der Run auf die Mitgliedsplätze ist allerdings schon eröffnet: Über die Voranmeldung sind die 500 Plätze so gut wie weg. Doch um die Mitglieder auch tatsächlich mit legal angebautem Cannabis zu versorgen, sei eine Investition im sechsstelligen Bereich nötig. Eine Abfrage bei den vorangemeldeten Clubmitgliedern hat ergeben: Pro Monat würden im Durchschnitt 24 Gramm Cannabis pro Kopf abgenommen werden. Das sind insgesamt 12,5 Kilo, die im Monat geerntet werden müssten. Wer das anbauen will, braucht viel Platz, Equipment,... und Strom. Das kostet.

Der Gesetzgeber gibt den Clubs hier wenig an die Hand, um die wichtige Aufgabe zu übernehmen, den Schwarzmarkt zu verdrängen. Bei der Finanzierung sind sie auf sich allein gestellt. Doch solange zum Beispiel Zuständigkeiten rechtlich noch nicht geklärt sind, können nicht einmal Fördermöglichkeiten ausgelotet werden. „Und als Verein Kapital bei der Bank zu bekommen, ist kaum möglich“, berichtet Müller und ergänzt: „Das Thema macht es sicherlich nicht einfacher.“ Momentan sucht das HanfWerk-Moers daher auch parallel nach Sponsoren, die das Vorhaben unterstützen möchten.

Eine Räumlichkeit für die Produktion wurde bereits gefunden. Und sie lässt Dirk Müller größer denken, denn hier wäre Platz für den Anbau von insgesamt 14 Clubs. Die Idee: zweigleisig fahren - als Club und als Service GmbH, bei der andere Clubs Anbaufläche pachten können und Know-How rund ums Thema Cannabis erhalten. Das würde von der Beratung beim Anbau, der Bereitstellung der Technik und dem benötigten Equipment über die Analyse des Endproduktes bis zum Bezahlsystem bei der Abgabe gehen.

Mit dem Thema Cannabis beschäftigt sich Dirk Müller nämlich bereits seit über zwei Jahren. Seriös und nicht dauer-breit. Diese Vorurteile gelte es endlich mal abzubauen. „Cannabis muss aus der Schmuddelecke raus“, sagt er. Der HanfWerk-Gründer hat sich tief in die „Wissenschaft Cannabis“ eingearbeitet. Zu seinem großen Netzwerk gehört zum Beispiel eine Forschungsstation in der Nähe von Venlo, mit der er noch enger zusammenarbeiten möchte. „Wir wollen qualitativ hochwertiges Cannabis anbieten“, lautet das Ziel, an dem gemeinsam geforscht wird. Daher soll rein biologisch in Living Soil Böden angebaut werden, was ein „astreines Produkt“ gedeihen lässt: „Die Intensität und der Geschmack werden so sehr außergewöhnlich“, verspricht Müller.

Bis die Mitglieder davon profitieren, wird allerdings noch einige Zeit vergehen. Sollte das HanfWerk tatsächlich am 1. Juli an den Start gehen dürfen und für die Produktion ausgestattet sein, ist ja noch kein Cannabis da. Mit Start darf erst mit dem Anbau aus Samen (keine Setzlinge!) begonnen werden, die aus einem EU-Staat bezogen werden dürfen. Bis zur Ernte vergehen mindestens drei Monate - wenn man mit kleinen ertragreichen Pflanzen und ohne Veredlung durch Fermentierung plant. Ob es in diesem Jahr schon legal produziertes Cannabis in den Clubs geben wird, ließe sich nicht mit Sicherheit beantworten, so Dirk Müller.

Mit Vorurteilen aufräumen: Konsumieren statt kiffen
Dass es jetzt nur noch um Produktion und Abgabe in den Clubs gehen soll, findet der HanfWerk-Gründer bedauerlich. Er und viele andere hätten sich gewünscht, dass ein „richtiges Vereinsleben“ entsteht - und dazu hätte halt das gemeinsame Konsumieren in den eigenen Clubräumen gehört. Wie der Vereinsgedanke nun mit Leben gefüllt werden kann, wird sich zeigen. Wichtig bleibt dem Gründer, dass das HanfWerk-Moers dafür sorgt, dass Cannabis endlich in der Gesellschaft normalisiert wird. Dazu muss mit gewachsenen Vorurteilen aufgeräumt werden. Das fange schon bei der Wortwahl an: Statt vom negativ behafteten Kiffen spricht Dirk Müller lieber vom Konsum - und dieser solle für alle sicherer und transparenter gestaltet werden.

Was nicht bedeutet, Cannabis zu verharmlosen: „Es ist und bleibt ein Rauschmittel, welches auch seine Schattenseiten hat, wenn man unverantwortlich damit umgeht.“ Das HanfWerk will sich daher aktiv Themen wie Suchtprävention, Aufklärung und Jugendschutz widmen. Es sollen sowohl Sucht- als auch Präventionsbeauftragte ausgebildet werden, die zum Beispiel „auf Augenhöhe“ aufklären. Das Mindestalter für eine Mitgliedschaft liegt bei 21 Jahren: „Wir wollten zunächst sogar der Wissenschaft folgen und erst ab 25 Jahre aufnehmen. Doch dann hätten wir genau das gefördert, was es zu verhindern gilt: Die jungen Leute würden sich weiter an den Schwarzmarkt wenden.“ Voranmeldungen gibt’s von 21 bis 70 Jahren, die meisten befinden sich in den 40ern. Und nicht alle sind Konsumenten. „Ich hatte auch schon Anrufe von Leuten, die das Konzept gut finden, und uns daher einfach unterstützen wollen“, erzählt Müller und findet’s großartig: „Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind!“

Mehr Infos zum HanfWerk-Moers gibt’s unter https://www.hanfwerk-moers.de/ oder auf Instagram hanfwerk.moers/

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