Also nur ein Sturm im viel beschworenen Wasserglas? Sicherlich dann, wenn man die Situation an der Emscherstraße am Rande des Landschaftsparks sieht, doch auf den bundesweiten Straßen, Radwegen und Parkanlagen sind im vergangenen Jahr 396 Fahrradfahrer nach Unfällen gestorben. In Nordrhein-Westfalen gab es allein 18.650 Radunfälle mit 2.900 schwer verletzten Radlern. 79 Fahrradfahrer überlebten ihren Unfall nicht. Sicherlich hat dies nicht nur daran gelegen, dass sie keinen Helm trugen, doch 95 von diesen getöteten Radfahrern trugen keinen stabilen Kopfschutz.
Für Kerstin Kühnau, Polizeioberkommissarin, sprechen diese Zahlen aber eine eindeutige Sprache: "Wahrscheinlich könnten rund 50 Prozent dieser tödlich Verunglückten noch leben", und verweist auf Skandinavien, wo es seit rund zwei Jahren eine Helmpflicht für Radler gibt: "Da ist die Rate der tödlichen Radfahr-Unfälle um etwa die Hälfte zurück gegangen!"
Und so steht sie zusammen mit ihrem Kollegen, Polizeihauptkommissar Rolf Holz, am Mittwochmorgen am Grünen Pfad, um die zahlreichen Radfahrer zu loben — mit Helm — oder über den Helm zu informieren — kein Helm. "Es ist ein Versuch, an das schlechte Gewissen zu appellieren", beschreibt Rolf Holz: "Rein objektiv wissen ja die allermeisten, dass ein Helm deutlich für Sicherheit auf dem Fahrrad sorgt."
Dementsprechend ist auch die Resonanz, denn keiner der "Ohne-Helm-Radler" widerspricht der Tatsache, dass ein Helm für Sicherheit bei Unfällen sorgt, aber! Und die Liste ist lang: "Der Helm behindert", "mit Brille und Helm passt es nicht", "mein Kopf ist zu groß, ich finde keinen passenden Helm" und "Ich passe schon selbst auf mich, damit mir nichts passiert!" Doch gerade das in dieser Liste zuletzt genannte, ist nur bedingt richtig, denn viele Unfälle auf dem Rad sind schlicht "Alleinunfälle", an denen kein anderer beteiligt ist, wissen die beiden Polizeibeamten aus Erfahrung. "Schätzungsweise um die 40 Prozent sind Unfälle an denen kein anderer beteiligt war", berichtet Kerstin Kühnau und fügt an: "Die allermeisten Handynutzer schützen ihr Mobiltelefon mit Stoßhülle und meist einer Panzerfolie, nur ihren Kopf nicht!"
Und auch das Argument, man finde keinen passenden Helm, sieht Kerstin Kühnau eher kritisch, denn der einschlägige Fachhandel habe eine Auswahl mit passender Beratung, dass jeder das richtige finden könne. In den kommenden Ferien wird die Polizei ihre Beratung auch fortsetzen: So findet man die Stände unter anderem an der Walsumer Fähre, an der Regattabahn, an der Dorfkirche Friemersheim und der Rheinaue in Rheinhausen. "Wir suchen alle beliebten Fahrradstrecken auf, um unsere Informationen an den Mann, die Frau oder auch Jugendliche zu geben", bemerkt Rolf Holz und hat dabei besonders die Jugendlichen im Blick: "Dort heißt es, der Helm ist nicht cool" ‘Cool‘ muss es aber sein, sich zu schützen!"