"Im Ruhrgebiet sehr gut, im Norden auch, im Süden nicht so", sagt Sönke Wortmann über die ersten zwei Wochen, die "Sommerfest" in deutschen Kinos zu sehen ist. "Aber so'n Nord-Süd-Gefälle haben wir ja öfter. Es gibt auch bayerische Filme, von denen wir hier nichts mitkriegen." Und "Sommerfest" ist ein Heimatfilm, "das stand sogar so im Drehbuch", nur halt nicht mit Bergen. "Für mich war ganz klar, dass ich hier drehe, hier kenne ich mich besser aus", sagt der gebürtige Marler. Wie seine Hauptfigur kam auch Wortmann einst "mit einem exotischen Beruf" aus München zurück. "Anfangs merkt man das, da gibt es die ersten fünf Minuten so einen merkwürdigen Respekt. Man wird so'n bisschen gecheckt, 'dreht er jetzt durch?', aber dann ist das weg, und man ist sofort wieder auf Augenhöhe. Das gefällt mir." Ansonsten hätte die Geschichte von "Sommerfest" auch anderswo spielen können, es sollte auch kein Film übers Ruhrgebiet werden. "Ich hab jetzt nicht nach diesen 'besten Motiven' gesucht, aber bestimmte Sachen mag ich hier schon. Zechenhäuser, Schrebergärten, und sowas ähnliches wie den Landschaftspark gibt's auch, die Zeche Hannover." Aber vor allem: die Menschen hier.
Als Kammerspiel sieht er "Sommerfest" nicht. "Die große Leinwand, das ist schon adäquat. Er ist vielleicht doch etwas größer, als Sie ihn sich jetzt vorstellen." Visuell hat "Sommerfest" tatsächlich einiges zu bieten, das beginnt schon mit dem langen Gang durch die Kulissen des Münchner Theaters.
"Eine große Ehre" sei es, das Sommerkino eröffnen zu dürfen. "Das macht mir wahnsinnig Spaß. Ich mag die Kulisse hier, das Arbeiterambiente", sagt Wortmann, der hier schon "Frau Müller muss weg" persönlich vorgestellt hat. Und als er dann bei Kai Gottlob auf der Bühne vor der Leinwand sitzt, da wirkt der Mann, der mittlerweile im Düsseldorfer Norden — "also praktisch im Duisburger Süden" — zuhause ist, wie ein guter alter Bekannter.
Und der Film selbst auch. Das Publikum hat viel gelacht und applaudiert. Mir persönlich war es manchmal dann doch zu nah am Klischee, also eher so, wie man sich im Süden vielleicht immer noch das Ruhrgebiet denkt. Aber lachen musste ich auch. Und über das Kapielski-Zitat habe ich mich gefreut. Weil es zum Treffendsten gehört, was in den letzten Jahren übers Ruhrgebiet geschrieben wurde, hier nochmal zum Nachlesen (aus: Thomas Kapielski, "Mischwald"):
"Nun pflegt der Mensch des Ruhrgebietes einen ganz eigenen Makel, es ist dies eine gänzlich verkitschte, rückwärts gewandte Staublungenromantik, irgendwie auch mit elegischer Taubenscheiße verquirlt, immer sauber verbrämt mit schinkenplatt verpilster Jammerei über das verlorene Idyll [...] und dann kommen bei freiem Eintritt nur zwei Figuren zum Orgelkonzert." Das Sommerkino war allerdings ausverkauft.