Feiern wäre an der Stelle das falsche Wort. Denn in Zeiten, in denen Frauenhäuser noch immer vonnöten sind, gibt es eigentlich nichts zu feiern. Das Engagement der vielen freiwilligen und fünf hauptamtlichen Mitarbeiterinnen sollte aber gewürdigt werden - und das wurde es...
Auch Karin Schlichte war zwiegespalten. Seit 32 Jahren ist sie Vereinsfrau bei „Frauen helfen Frauen“, dem Verein, der sich am 6. Mai 1980 zur Unterstützung von gewaltbetroffenen Frauen gegründet hatte, und der am 16. Februar 1981 das autonome Frauenhaus Dinslaken eröffnete. Denn eigentlich sei das 35-Jährige ja ein großes Jubiläum. „Aber können wir feiern in Zeiten, in denen das Frauenhaus stets überfüllt ist und Frauen immer noch vor häuslicher Gewalt fliehen müssen?“, fragt sie in die Runde. Die passende Antwort gibt sie so gleich: „Dieses Jubiläum bedeutet aber eben auch 35 Jahre Schutz für Frauen und Kinder, 35 Jahre großes Engagement.“ Und das gelte es zu würdigen. Für die Zukunft wünsche sie sich, dass sie und ihre Mitstreiterinnen weiter erfolgreich arbeiten dürfen. Und dass es immer mehr Mitmenschen gibt, die eben nicht wegsehen.
Wegsehen ist auch der Punkt, der mit zur Entstehungsgeschichte des Frauenhauses gehört. „Denn weggesehen wurde in den 80er Jahren gerne und auf breiter gesellschaftlicher Front“, erinnerte Marianne Lauhoff. So sehr das Frauenhaus und der Verein heute auf breite gesellschaftliche Unterstützung zählen dürfen, so sehr hatten die Vereinsfrauen zu Beginn mit Diffamierungen und völlig fehlender Unterstützung zu kämpfen. Bürgermeister Michael Heidinger erinnerte, dass es ohne den Einsatz von Ratsfrauen wie Margarethe Humpert und dem Machtwort von Bürgermeister Karl-Heinz Klingen damals auch keine politische Unterstützung gegeben hätte. Heute ist die Stadt eine der fünf finanzierenden Säulen des Hauses, dessen Adresse natürlich anonym ist, und dass bis heute 2684 Frauen und 2947 Kinder aus über 30 Nationen Schutz geboten hat. Nicht nur für Michael Heidinger eine Leistung, die man gar nicht hoch genug einschätzen könne: „Das sind 35 Jahre Einsatz für ein besseres Leben in Dinslaken.“
In die gleiche Kerbe schlug auch Landrat Dr. Ansgar Müller. „Ich will einfach Danke sagen. Das, was Sie leisten, ist von unschätzbarem Wert.“ In Zeiten, in denen ein Mann zum US-Präsidenten gewählt würde, der sich beleidigend und herabwürdigend gegenüber Frauen äußere und verhalte, gelte es, so Müller, „umso mehr klar Flagge zu zeigen, dass das nicht unsere Vorstellung vom Zusammenleben der Menschen ist.“