Die Begründung lautet: „Bis zum Jahr 2013 war das Wochenende im Park ein Highlight im Jahr für viele Moerser:innen als auch Menschen aus der Umgebung. Vielen Menschen ist das Moers Festival in seiner ursprünglichen Form vor 2014 in Erinnerung als ein Ort, an dem Menschen verschiedenster Herkunft miteinander lachten, sangen, musizierten, tanzten, aßen, tranken und für wenige Tage den Alltag einer tristen Welt in ein buntes Fest verwandelten. Die Besucher tauchten ein in eine farbenfrohe Alternativwelt und konnten für einige Stunden den Alltag hinter sich lassen. Die Kinder bekamen einen Einblick in fremde Kulturen und lernten, dass ein friedliches, liebevolles Miteinander an jedem Ort der Welt möglich sein kann, wenn man es nur will. Alle Altersgruppen spazierten tagsüber durch den Park, bewunderten an den kleinen Ständen Kleidung, Instrumente, Teppiche, Schmuck und verschiedenste Dinge aus aller Welt. Mit Anbruch der Dunkelheit erhellten Feuerstellen und bunte Lichter die Nacht. Vor den Zelten wurden Instrumente jeglicher Form gespielt, gegrillt, getrunken und gelacht. Es war ein vertrautes Miteinander und oft der Beginn einer neuen Freundschaft. Viele Künstler, die vorher ein grandioses Konzert im Festzelt gespielt hatten, gesellten sich zu den Menschen auf dem Zeltplatz und genossen diese spezielle Atmosphäre des Moers Festivals.
Dabei ist es wichtig festzustellen, dass ein Großteil der Besucher:innen des Rahmenprogammes keine Festival-Besucher:innen im direkten Sinne waren. So gesehen war das Festival mit den auftretenden Bands ein getrenntes Event, das eigene Besucher:innen anzog. Dies wird nicht zuletzt dokumentiert durch die Zahl von ca. 35.000 Übernachtungen im letzten Jahr des freien Campings (Auskunft von Jeanne-Marie Varain aus ihrer Zeit als GF der Moers Kultur GmbH), wohingegen das letztjährige – erfolgreiche – Moers Festival 15.000 Besucher*innen angezogen hat. Uns ist es wichtig den Moerserinnen und Moersern IHR Festival wieder zu geben. Ein Festival, das aus viel mehr als „nur“ den musikalischen Acts bestand. Ein Festival, das mehrere Generationen auch über die Grenzen von Moers hinaus Jahr für Jahr in den Park gezogen hat. Insbesondere der derzeit erfolgende Umbau des Parks wird die Attraktivität des alten Flairs zusätzlich in die Gegenwart holen. Die Gründe, vor allem Kostengründe, das Festival in die Eventhalle umziehen zu lassen, sind schlüssig; gerne soll das Festival dort verbleiben. Das auf den Hallen-Parkplatz umgesiedelte Rahmenprogramm hatte dabei jedoch sein spezielles Flair verloren. Hier ist im Jahr 2022 eine große Korrektur vorgenommen worden, speziell das Ambiente am Rodelberg ging sehr in die richtige Richtung. Allerdings fehlt nach wie vor das Campen, das wie gesagt als eigene, quasi selbstorganisierte Veranstaltung parallel zum Festivalgeschehen zu sehen ist bzw. war. Die eingerichtete Möglichkeit zum Campen auf dem Solimare-Gelände ist zu begrüßen, verfolgt aber eine andere Zielsetzung: Hier werden bezahlbare Übernachtungsmöglichkeiten für Besucher des eigentlichen Festivals geschaffen, die erhalten bleiben sollen, aber mit dem skizzierten „Parallelfestival“ nichts zu tun haben. Schauen wir uns an, warum im Rahmen des Umzugs des Festivals auch das Campen gestrichen wurde, fallen drei Schlagworte: Reinigungskosten, Sicherheit, Lärm. Dazu der Reihe nach: 1. Eine Anfrage bei der ENNI, beantwortet von Herrn Stefan Krämer, hat ergeben, dass die Kosten für die Reinigung der zum Campen genutzten Parkflächen zuletzt mit 13.000 Euro veranschlagt waren. Diese Summe, auch mit anzusetzender Teuerung seit 2013, akzeptieren wir. 2. Die Sicherheitsdiskussion entbrannte „damals“ aufgrund einer (!) Messerstecherei. Wenn dies ein Grund sein soll, etwas ohne weitere Diskussion zu schließen, muss sofort der Moerser Bahnhof gesperrt werden… 3. Im Kontext Lärmschutz war damals das „laute-Tage-Urteil“ ein Killerkriterium. Dieses soll gesagt haben, dass es nur zehn laute Tage pro Jahr im Freizeitpark geben darf. Hier ist zunächst die durchaus erstaunliche Feststellung zu treffen, dass dieses Urteil trotz intensiver Recherche von Sinan Aydin nicht in den Akten der Stadt Moers zu finden ist und auch in den Urteils-Datenbanken aller infrage kommenden Gerichte nicht existiert. Sollte es dennoch real sein, so hat es angeblich auf dem Freizeitlärmerlass des Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen beruht. Dieser ist im Jahr 2016 auf 18 Tage erweitert worden.“