Jürgen Kayser, Chef des NRW-Verfassungsschutzes, in MG Extremismus in der Marienschule

Mönchengladbach · Nach längerem Anlauf ist es dem Mönchengladbacher Landtagsabgeordneten Jochen Klenner gelungen, den Chef des Verfassungsschutzes NRW, Jürgen Kayser, nach Mönchengladbach zu holen. In der Marienschule hält er am gestrigen Abend einen Vortrag über Extremismus – und Schüler der zehnten Klasse stellen ihr Zivilcourage-Pilotprojekt vor.

Die Redner des Abends (v.l.): Jochen Klenner, MdB, Jürgen Kayser, Chef des Verfassungsschutzes NRW, Tim Hänel und Milena Demirkol, Schüler der 10. Klasse, Lehrer Roman Förster, Anne Embser, Bundesvorsitzende KED, und Schulleiterin Birgit Jansen.

Foto: Petra Käding

Schulleiterin Birgit Jansen begrüßt den Vortrag von Jürgen Kayser zum brandaktuellen Thema Extremismus und betont, wie wichtig es der Bischöflichen Marienschule sei, die freiheitlich-demokratischen Werte zu leben und vorzuleben.

Angriffe auf die Demokratie, angefangen von Zahlensymbolen wie „18“ (für Adolf Hitler) oder „88“ (für Heil Hitler), zu erkennen, darüber zu sprechen, Grenzen öffentlich zu machen – das sei wichtig, damit stärke man die Demokratie, erklärt auch Oberbürgermeister Felix Heinrichs, an diesem Abend zusammen mit rund 50 bis 60 anderen Interessierten Gast der Veranstaltung im Forum der Marienschule.

Jochen Klenner zeigt sich bestürzt ob der Tatsache, dass man „sich in der eigenen Partei mit rechtsradikalen Liedern beschäftigen müsse“ (*auf der Weihnachtsfeier der Jungen Union MG sollen im Dezember rechtsradikale Parolen ähnlich wie auf Sylt gesungen worden sein. Klenner hatte dies Mitte Juni öffentlich gemacht), erklärt, dass „an Schulen das stattfindet, was überall stattfindet“ und wie wichtig es sei, aufzustehen und zu handeln.

Warum das Thema gerade wichtiger denn je ist, darüber referiert dann Jürgen Kayser, Chef des Verfassungsschutzes Nordrhein-Westfalen, der mit NRW-Innenminister Herbert Reul im April den NRW-Verfassungsschutzbericht vorgestellt hat. Und der ist erschreckend. „Die Demokratie war lange nicht so verwundbar. Die Spaltlinien gehen bis in die Mitte der Gesellschaft“, sagt Kayser und benennt die Ursachen. „Die vielen Krisen, Ukraine, Nahost, steigende Flüchtlingszahlen... das alles führt zu berechtigten Sorgen und Ängsten.“ Viele seien verunsichert und wendeten sich ab von den Grundwerten der Demokratie und hin zu extremen Ideologien. Was die Lage heute so gefährlich mache, sei, dass Extremismus ganz wesentlich im Internet, insbesondere in „Sozialen Medien“ wie YouTube, Instagram und TikTok stattfinde. Dort werde Desinformation betrieben, würden Konflikte stark emotionalisiert, mit KI-erzeugten Bildern, etwa gefaketen Kriegsfotos, und Videos, z. B. aus der Predigerszene, gearbeitet und Feindbilder gezeichnet. Von manchen Beiträgen würden Rechts- wie Linksextremisten, Islamisten und Antisemiten sogar gleichermaßen getriggert. „Die gehen dann zusammen auf die Straße, obwohl sie ganz unterschiedliche Ideologien haben“, so Kayser. Seit etwa zwei Jahren würden auf diese Weise zunehmend auch Kinder und Jugendliche angesprochen. Gerade orientierungslose Kids, Außenseiter, die keinen Halt im Elternhaus, vielleicht auch keine Freunde hätten, seien dafür anfällig.

Zeit also, zu handeln. Zeit für Präventionsprogramme, für Aufklärung. „Die Verfassung und die Polizei können das Problem nicht allein lösen, es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“, betont Kayser dabei ausdrücklich.

Doch Kinder über Extremismus aufzuklären, kann auch nicht allein Aufgabe der Schulen sein. „Wir sind nur Lehrer“, sagt Roman Förster, der mit seinen Schülern der Klasse 10 ein Pilotprojekt zum Thema Zivilcourage umgesetzt hat. Rollenspiele, Workshops etc. sollen die Schüler „empowern“, sie selbst zu sein, sich zu entwickeln, kritisch zu denken, Resilienz aufzubauen und Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. „Wir sind nicht multi-professionell, wer Expertise hat, Netzwerke kennt, soll uns bitte ansprechen!“ Auch die Eltern sind gefragt. Ein wichtiger Aspekt, findet auch Anne Embser, Bundesvorsitzende der Katholischen Elternschaft Deutschlands (KED). „Wir müssen unserer Verantwortung als Eltern gerecht werden!“, sagt sie.

Extremismus – ein Thema, das bewegt, das jeden angeht. Da ist der Hauptschullehrer, der darauf aufmerksam macht, dass es Schüler gibt, „die eine andere Ausgangslage“ hätten, und die man nicht „hängen lassen“ dürfe. Die Frau, die von der Bedrohung berichtet, der sie ausgesetzt ist, seitdem sie Zivilcourage bewiesen hat. Oder auch die Minto-Centermanagerin, Janina Cho, die sich Aktionen in den sozialen Medien wünscht, um junge Menschen mit dem Thema besser zu erreichen. Und die von Klenner das Angebot bekommt, eine gemeinsame Aktion mit Schülern im Minto zu starten. Ein guter Abschluss – und hoffentlich der Anfang von viel mehr „Empowerment“.

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