Kita-Kinder machten den Hundeführerschein Schokolade ist nichts für Hunde
M‘gladbach/ Korschenbroich · Was kann man tun, um Missverständnisse zwischen Kind und Hund gar nicht erst entstehen zu lassen? Julia Reichelt, Fachkraft für hundegestützte Interventionen aus Lürrip, geht in Schulen und Kitas und bringt beide Seiten zusammen. Am Ende bekommen die Kids den „Hundeführerschein“.
Schäferhund ist eine Rasse, Polizeihund eher nicht. Schokolade ist für Hunde giftig und Schneehunde heißen nicht Eskimo, sondern Husky. Woran erkennt man, wenn ein Hund Angst hat oder sauer ist? Wie putzt er sich die Zähne? Und wie kann man mit Hunden spielen, so dass beide Spaß haben? Julia Reichelt, Erzieherin mit Fort- und Weiterbildung für die tiergestützte Therapie und Pädagogik, tingelt seit einem halben Jahr durch Grundschulen und Kitas der Region und bringt Kindern die Vierbeiner näher. Ihre Helfer dabei sind die Therapiehunde Terrier-Mischlings-Rüde Lucky und Havapoo-Hündin Flocke, sowie „Azubi“ English Springer Spaniel-Hündin Happy. Sechsmal war die Trainerin schon in der städtischen Kita Am Hallenbad in Korschenbroich, hat 18 Kindern in zwei Gruppen „Hundeunterricht“ gegeben. „Ich bin total erstaunt, wie ruhig und konzentriert alle mitgemacht haben“, sagt Kita-Leiterin Karin Manolakis, und so manches der Vorschulkinder habe durch den Kontakt mit den Vierbeinern ganz schön viel Selbstvertrauen bekommen.
„Hopp“ sagt Marcel und Flocke hüpft zu seiner erhobenen Hand. Marcel war am Anfang skeptisch, doch jetzt hat er sichtlich Spaß an der Arbeit mit den Hunden und ist richtig „aufgetaut“. Ben-Luca findet sogar, dass der Unterricht mit den Hunden das Beste sei, was jemals in der Kita geboten wurde.
„Es gibt einige Kinder, die im frühen Alter unschöne Erfahrungen mit Hunden gemacht haben“, sagt Julia Reichelt, „Tutnixe“ nennt sie solche Hunde, die gerne mal Kinder anspringen oder ihren Kopf in den Kinderwagen stecken, und deren Besitzer der Meinung sind, „der tut nichts, der will nur spielen“. Manch ein Kind hat nach solchen Begegnungen große Angst vor Hunden. Deshalb bringt die Trainerin zur ersten Stunde auch nur Transportkisten mit Plüschhunden aus Stoff mit. Und auch beim zweiten Treffen bleiben die echten Hunde noch in den Kisten.
Am Tag der Hundeführerschein-„Prüfung“ ist das alles längst Schnee von gestern. Die Kinder fürchten sich nicht einmal mehr, wenn Lucky und Flocke bellen. „Bis jetzt ist noch kein Kind schreiend aus meinem Unterricht gelaufen“, sagt Julia Reichelt augenzwinkernd. Und für ängstliche Kinder hat sie noch immer einen Weg gefunden. „Ich hatte einmal einen Jungen, der aus Angst sehr geweint hat“, so Reichelt. Neugierig sei er aber trotzdem gewesen. So hätte ihm die gelernte Erzieherin eine „Burg“ aus Gummimatten gebaut, hinter der er vorsichtig und sicher dem Hundeunterricht folgen konnte. „Am Ende hat er genauso den Hundeführerschein gemacht, wie die anderen“, sagt Julia Reichelt, die übrigens mit ihren Hunden auch schon bei Hephata mit erwachsenen Menschen mit Behinderungen gearbeitet hat.
„Wahnsinn, was die Hunde bewirken können“, sagt sie, und instinktiv würden sich die Hunde immer dem nähern, der es gerade am meisten brauche.