Neue Überwachungstechnologie im Gladbacher Bahnhof Gewalt auf dem Radar

Mönchengladbach · Zeitung, Radio, Fernsehen – alle waren sie da, als die Hochschule Niederrhein und Projektpartner am Mittwochmorgen in der Vorhalle des Mönchengladbacher Hauptbahnhofs eine Technologie namens „KIRaPol.5G“ vorstellten. Noch ist sie in der Testphase, aber in Zukunft soll sie die Polizei bei der Überwachung von kritischen Bereichen unterstützen – und das bei gleichzeitigem Datenschutz. Wie das gehen soll, erklärten Projektleiter Reinhard Kulke und die Projektpartner.

Die Sicherheit erhöhen und gleichzeitig die Privatsphäre der Bürger wahren - das ist Ziel der neuen KI-gestützten Radarsysteme, die die Hochschule Niederrhein mit Projektpartnern entwickeln und die jetzt im Hauptbahnhof Mönchengladbach zum „Lernen“ laufen.

Foto: Petra Käding

Sicherheit und Schutz vor kriminellen Subjekten wünscht sich wohl jede*r, geht es aber um die (polizeiliche) Überwachung per Videokamera, stößt man schnell auf Ablehnung.

An einer Lösung genau dieses Interessenkonflikts arbeitet das Projekt „KIRaPol.5G“der Hochschule Niederrhein und ihrer Projektpartner. Es entwickelt KI-gestützte Radarsysteme zur datengeschützten Überwachung auf öffentlichen Plätzen und in Bahnhöfen.

Vereinfacht erklärt, funktioniert das so: Radarsignale messen über Reflexion Bewegungen und stationäre Objekte – auf dem Bildschirm für Laien nur als Punkte zu erkennen. Gleicht man diese mit Videoaufnahmen desselben Szenarios ab, lassen sich – mit geschultem menschlichen Auge – anhand von Geschwindigkeitsanteilen Bewegungsmuster erkennen und – zunächst händisch – eine KI damit füttern, welche irgendwann allein vom Radar ablesen können soll, dass eine Gefahrensituation besteht, um dann die Polizei zu alarmieren.

Ein aufwendiges Projekt, das ein 5G-Netz für die Datenübertragung in Echtzeit erfordert und nach zweieinhalbjähriger Entwicklung und Vorbereitung – inklusive Drehen von „geschauspielerten“ Gefahrenszenarien (Schlägerei, Hinfallen/Liegenbleiben, Panik/Flucht) – jetzt mit Messungen in der Bahnhofsvorhalle (zwei Radar-Video-Systeme) und am Ausgang zum Platz der Republik (nur Radar) in die nächste Phase geht. Dabei gilt: Je mehr Daten ankommen, desto besser kann die KI angelernt werden. Apropos Daten: An die vom neuen System aufgezeichneten komme das Projektteam nur über die Polizei und nur alle paar Wochen – aus Datenschutzgründen, wie Prof. Dr.-Ing. Hans-Günter Hirsch, Leiter des Labors für Digitale Nachrichtentechnik an der Hochschule Niederrhein, versichert.

Datenschutz und eine transparente Information der Bürger sind ein wichtiger Punkt bei dem Projekt, in dessen Verlauf ständig Interviews vor Ort sowie Onlinebefragungen zum neuen „Überwachungssystem“ gemacht werden. Das überraschende Ergebnis so weit: „Wir haben eine große Zustimmung von über 80 Prozent“, so Thomas Patalas, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Arbeitssicherheit, Umweltschutz, Gesundheitsförderung und Ethik (A.U.G.E.) der Hochschule Niederrhein.

Selbst mit Abschluss des Projekts und Abbau der Radar-Video-Systeme zum Jahresende ist man von der Nutzung zur polizeilichen Überwachung aber noch weit entfernt. Projektleiter Dipl.-Ing. Reinhard Kulke rechnet mit „nochmal drei Jahren“ der Erprobungsphase, in der auch die Polizei lernen müsse, mit dem System umzugehen.

Dennoch, ein wichtiges Projekt. „Wir sind als Polizei immer froh, wenn neue Techniken erprobt werden, die künftig zur Erkennung von Gefahrensituationen eingesetzt werden können“, erklärt Wolfgang Röthgens von der Polizei Mönchengladbach.

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