Bürgerinitiative wehrt sich gegen vier nahe dem Buchholzer Wald geplante Windkrafträder Windkraft kriegt Gegenwind

Mönchengladbach · Über Windkrafträder lässt sich streiten: Die einen sagen: besser als Atomkraftwerke. Die anderen: Umweltverschandelung, Gesundheitsgefährdung und massive Schädigung für Natur und Tierwelt. Die Bürgerinitiative „Gegenwind MG-West“ wehrt sich gegen vier für die Flächen zwischen Buchholz, Wickrathhahn, Beckrath und Herrath geplante Windkrafträder.

Kurt Sasserath, Vorsitzender vom Nabu MG, und Hans Janßen von der Bürgerinitiative Gegenwind MG-West, auf der Fläche zwischen Buchholz, Beckrath, Herrath und Wickrathhahn. Vier Windkrafträder drohen hier gebaut zu werden – in unmittelbarer Nähe zu Mensch und Natur. Foto: Petra Käding

Foto: Petra Käding

Es wären „nur“ vier von vielen Windkrafträdern, die „dank“ dem am 7. Juli 2022 geschnürten „Osterpaket“ zum Ausbau der erneuerbaren Energien entgegen den Bebauungsplänen der Kommunen genehmigt werden. Doch, da sind sich die Mitstreiter der seit November 2024 aktiven Bürgerinitiative „Gegenwind MG-West“ sicher: Bei der vor ihrer Haustür vom „Windradwahn“ gefährdeten Fläche handelt es sich um eine besondere Lage, einen „Mikrokosmos“, mit dem Buchholzer Wald, dem erst vor wenigen Jahren renaturierten Mühlenbach und den Ortschaften Buchholz, Wickrathhahn, Beckrath und Herrath, wo sich „Menschen niedergelassen haben, weil sie darauf vertraut haben, dass hier keine Windräder gebaut werden“, wie Gregor von Contzen betont. Mit „vertrauen“ bezieht er sich auf den 2004 von der Stadt Mönchengladbach aufgestellten Bebauungsplan (Plan B), der eine entsprechende Bebauung ausdrücklich ausschließt. Eine Umsetzung der Windradpläne würde für die Immobilien im Umkreis einen Wertverlust von bis zu 30 Prozent ausmachen, schätzt Hans Janßen, ebenfalls Mitglied der Bürgerinitiative.

Auch fürchten Anwohner Folgen für Natur und Mensch. Zu den drei bereits durchgeführten Infoveranstaltungen der Bürgerinitiative, zu denen sich auch Politiker wie Michael Hildemann (SPD, im Regionalrat Düsseldorf), Vanessa Odermatt (CDU, MdL) und Dr. Günter Krings (CDU, MdB) eingefunden hätten, seien bereits an die 400 Bürger gekommen, 300 Unterschriften seien manuell und 1 225 online bei der „Petition Windradwahn“ gesammelt worden. Welch schwerwiegende Schäden für Mensch und Natur tatsächlich drohen, lässt sich nur erahnen. „Mir ist kein Standort bekannt, wo die Windkrafträder so nah stehen“, äußert sich von Contzen besorgt.

Tatsächlich kann von den ursprünglich einmal 1 000 Metern vorgeschriebener Entfernung von Windkrafträdern zur Bebauung hier keine Rede sein. Doch selbst die für die zurzeit gebauten 180 bis 250 Meter hohen Windkraftanlagen bemessenen 540 und 750 Meter Abstand werden hier laut Bürgerinitiative noch unterschritten, wie sie mit einer Skizze veranschaulicht.

„Die Entfernung zu unserem Haus wären von beiden Windrädern aus etwa 450 Meter“, sagt Janßen. „Beckrath und Wickrathhahn liegen in etwa 500 Metern Entfernung zu einem Windrad – und der Buchholzer Wald nur rund 300 Meter!“

Kurt Sasserath, Vorsitzender vom Nabu Mönchengladbach, findet es „ungemein enttäuschend“, dass der Buchholzer Wald erst ein halbes Jahrhundert ignoriert, dann endlich renaturiert worden sei – und jetzt wieder bedroht werde. „Für sensible Arten ist es tödlich, was da geplant ist“, sagt er, zählt bedrohte Arten wie das Schwarzkehlchen, den Kiebitz die Wachtel und andere auf, und fragt sich darüber hinaus: „Und warum ist der Mensch eigentlich keine naturschutzrelevante Art...?“

Für letzteren könnten die Windkrafträder zu einer erheblichen Belastung werden. Direkt spürbar sind der Lärm und der je nach Wetterlage mehr als 1,4 Kilometer lange Schattenwurf, welche unter anderem zu Stress, Schlafstörungen und Konzentrationsproblemen führen können. Und dann sei da noch der sogenannte Infraschall, unsichtbar und in seinen Folgen – zumal auf diese geringe Entfernung – noch gar nicht einzuschätzen.

„Für Fledermäuse sind die Windräder tödlich“, weiß Sasserath. „Die Lungen reißen durch die Druckwellen“, erklärt Janßen ergänzend. Und dann sei da noch die große Frage: Was machen die Dinger mit den Menschen...?

Für alle, die Windkrafträder bislang nur aus der Entfernung gesehen haben, hat von Contzen einen Rat: „Man muss sich nur mal in 450 Meter Entfernung zu so einem Windkraftrad stellen.“ Auch ein Vergleich helfe sicher bei der Vorstellung. „Diese Windkraftanlagen sind rund 220 Meter hoch – der Kölner Dom keine 158 Meter, der Düsseldorfer Rheinturm etwa 240 Meter.“

Betroffen seien zudem nicht nur die Anwohner, sondern auch erholungssuchende Spaziergänger und die hier entlangführenden überregionalen Radrouten nutzenden Radfahrer. Denn, auch das gehöre zu den aus der Entfernung „ruhig und friedlich“ wirkenden Windkrafträdern: die Zerschneidung der Flächen, der Bau von Trassen für die Anlieferung der mächtigen Bauteile und das technische Equipment für die Wartung. Vom in gerade mal 20 Jahren anfallenden „hochgradig teuren Sondermüll“ (Sasserath) einmal ganz zu schweigen.

„Gegenwind MG-West“ ist entschlossen, zu kämpfen. Im nächsten Schritt will die Bürgerinitiative der Stadt Mönchengladbach ein Schreiben mit weiteren Fakten vorlegen und sie auffordern, ihre erste, eher kurz gehaltene Stellungnahme zur Sache noch einmal zu überarbeiten. Vor der entscheidenden Sitzung des Regionalrates in Düsseldorf wird die Bürgerinitiative ihre Petition unter anderem den politischen Vertretern in Mönchengladbach und im Regionalrat vorlegen.

Hans Janßen hat noch eine Idee, wie sich das Problem schneller lösen ließe: „Durch den Verzicht der Grundbesitzer!“ Ob die sich aber zum Wohle ihrer Nachbarn und zukünftigen Generationen die geschätzt über hunderttausend Euro Pacht pro Jahr und Windrad entgehen lassen...?

Infos unter www.big-mgwest.de