Die ersten 150 Angestellten der Stadtverwaltung dürfen im neu angemieteten Trakt im Gebäude der Santander Bank im Nordpark schonmal reinschnuppern, wie sich moderne Arbeitsplätze anfühlen. „Die finden das gut“, sagt Dirk Schmitz, Leiter der Arbeitsgruppe Raumkonzept bei der Stadt. Digitalisierung und Flexibilität sollen in Zukunft moderne Arbeitswelten auch bei der Stadt prägen. Das heißt, Verwaltungsangestellte sitzen nicht mehr mit Blumentopf und Familienfoto in ihrem Büro, sondern reservieren variable Arbeitsplätze, ziehen sich zum Telefonieren in schalldichte Bereiche zurück und arbeiten – wo das möglich ist – auch zu Hause. Manch einer muss da schlucken, aber die allermeisten mögen das.
Modernes Arbeiten ist auch das Stichwort, unter dem die Planung des Bauvorhabens Rathaus-Neubau Rheydt und Rahmenplan Verwaltungsstandorte derzeit Fahrt aufnehmen. Mitte Dezember soll im Rat der Weg frei gemacht werden für den Bauteil A des neuen Verwaltungsgebäudes Rheydt und auch die Planung für Bauteil B im Erdgeschoss des ehemaligen Karstadtgebäudes schreitet voran.
Derzeit arbeiten 2 500 Angestellte bei der Stadtverwaltung, mit ebensovielen Arbeitsplätzen. Sie sind auf 30 Standorte verteilt, von denen 16 angemietet sind und 14 im Besitz der Stadt. Bis 2034 wird damit gerechnet, dass die bisher steigende Zahl der Angestellte stagniert, also bei 2 500 bleibt. Die Arbeitsplätze sollen mittels Desk-Sharing – mehrere Angestellte wechseln zwischen flexiblen Arbeitsplätzen und Homeoffice – allerdings auf etwa 1 800 reduziert werden. Auch die Anzahl der Standorte soll auf 13 oder 14 reduziert werden. Zehn oder elf wären dabei in städtischer Hand. Die Überlegungen seien von Plänen zur Kosteneffizienz, Nachhaltigkeit und Energieeinsparung geprägt gewesen, so Oberbürgermeister Felix Heinrichs.
Teil der Planungen ist natürlich auch die neue Verwaltung rund um das historische Rheydter Rathaus und die Kommandantur mit 600 Arbeitsplätzen für 850 Menschen. Der Eingangsbereich soll eine große offene Bürgerhalle werden, die auch Begegnungsstätte sein soll und für Veranstaltungen bespielt werden kann.
„Es ist uns vor allem wichtig, dass die Bürger schnelle Hilfe bekommen“, so Baudezernentin Claudia Schwan-Schmitz. Langes Rumsuchen nach den richtigen Räumen solle der Vergangenheit angehören. Die Idee sei, dass die Verwaltung zum Kunden komme, und nicht umgekehrt“, so der Leiter Neues Verwaltungsgebäude Rheydt, Alexander Vogel. Geplant sind dabei natürlich auch smarte Lösungen etwa zur schnellen Abholung des Personalausweises. Außerdem wird im Gebäude unter anderem eine Kita integriert sein.
In Sachen Klimaschutz sind Geothermie, Photovoltaik, flächendeckende Dachbegrünung, Regenwasserrückhaltung und eine direkte Anbindung an das Fahrradnetz geplant.
Die Kostenberechnung mit Grundstücks-, Herstellungs- und Nebenkosten beläuft sich auf knapp 120 Millionen Euro.
Im Gebäudeteil B, dem ehemaligen Karstadtgebäude ist für das Erdgeschoss die langfristige Unterbringung der Stadtteilbibliothek in Planung. „Angelehnt an die Zentralbibliothek soll
eine moderne Bibliothek entstehen. „Wir können die Fläche eins zu eins übernehmen“, sagt Kerstin Schaaf, EWMG-Geschäftsbereichsleiterin Immobilienentwicklung. Wenn alle „mitspielten“ könne Ende des Jahres auch dafür die Kostenberechnung stehen.