Erster Patient in Kliniken Maria Hilf nach neuer Methode behandelt Studie: Prostatakrebs gezielt bestrahlen

Mönchengladbach · Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern in Europa. Dank moderner Bildgebung und technischer Innovationen in der Strahlentherapie ist es heute möglich, Prostatakrebs sehr präzise zu bestrahlen. Daraus initiierte das Universitätsklinikum Freiburg die HypoFocal-SBRT-Studie, die die Behandlung der Betroffenen maßgeblich verändern könnte. Unter der Leitung von Prof. Ursula Nestle an den Kliniken Maria Hilf wurde jetzt der erste Patient im Rahmen dieser Studie in Mönchengladbach behandelt.

Präzisions-Bestrahlung der Prostata: Der bunte Bereich zeigt die Prostata, die Pfeile zeigen auf die Tumor-Regionen, die mit der neuen Technik gezielt mit einer höheren Dosis bestrahlt werden.

Foto: Kliniken Maria Hilf

Statt wie bisher die gesamte Prostata gleichmäßig zu bestrahlen, wird im Rahmen der HypoFocal-SBRT-Studie getestet, ob der Patient davon profitiert, wenn man zusätzlich gezielt jene Bereiche des Organs, in denen die hochpräzise Bildgebung den Tumor anzeigt, mit besonderer Intensität bestrahlt. Dadurch soll eine verbesserte, effektivere Therapie mit gleichzeitiger Schonung des umliegenden Gewebes wie Blase und Darm erreicht werden. Zudem verkürzt sich die Behandlungszeit.

In der ersten Phase der Studie wurde in Freiburg die Sicherheit dieses Vorgehens nachgewiesen. In der jetzt laufenden zweiten Studien-Phase wird in mehreren Zentren diese Behandlung mit der bereits etablierten vierwöchigen („hypofraktionierten“) Bestrahlung der Prostata verglichen. Die Kliniken Maria Hilf nehmen an dieser zweiten, internationalen Phase der Hypofocal-SBRT Studie teil. Die Planung und Durchführung der Behandlung der Studienpatienten erfolgen in enger Zusammenarbeit der Strahlentherapie (Prof. Nestle) mit den anderen Fachbereichen des Uro-onkologischen Zentrums. Insbesondere die Urologie (Prof. Sperling), die Radiologie (Prof. Ringelstein) und die Nuklearmedizin (Prof. Schäfer) sind hier beteiligt.

Das Studienteam um Prof. Nestle und Oberarzt Dr. Ristau rechnet mit einer hohen Erfolgsquote, geringen Nebenwirkungen und einer Verbesserung der Lebensqualität. „Die neue Methode verspricht eine bessere Heilungsrate bei Prostatakrebs ohne vermehrte Nebenwirkungen“ sagt Prof. H. Sperling, Leiter des Uro-Onkologischen Zentrums am Maria Hilf. „Zusätzlich hilft die Studie mit, die Bestrahlungszeit von herkömmlich acht auf vier Wochen oder später sogar auf zwei Wochen zu verkürzen“, ergänzt Dr. Ristau. Die Präzisionsbestrahlung wird perkutan, also von außen, durchgeführt. Daher ist sie wie die Bildgebung nicht invasiv und wenig belastend: die Patienten benötigen dabei weder Schmerzmittel noch eine Narkose. Innovativ ist vor allem die Einbeziehung der Bildgebung in die Strahlentherapie-Planung. Der Nuklearmediziner Prof. Schäfer erklärt: „Die PSMA PET/CT hat, auch im Rahmen unserer ASV (ambulante spezialärztliche Versorgung), zunehmend Eingang in die Routine-Versorgung von Patienten mit Prostatakrebs gefunden.“ „Wir freuen uns, dass zusammen mit der PET/CT nun auch die Prostata-MRT in die Planung der Bestrahlung einbezogen wird“, sagt der Radiologe Prof. Ringelstein.

In den letzten beiden Wochen wurde der erste Hypofocal-SBRT-Patient im Mariahilf mittels Hochpräzisionsbestrahlung behandelt. Die Behandlung verlief unproblematisch. Vor der ersten Bestrahlung wurden die Therapiepläne einer strengen Qualitätskontrolle durch das Universitätsklinikum in Freiburg unterzogen. „Wir sind stolz, dass wir diese Überprüfung gleich im ersten Anlauf bestanden haben“, freut sich Prof. Nestle. „Nun können wir die weiteren Studienpatienten mit der Gewissheit behandeln, dass ihre Therapie auf internationalem Niveau erfolgt.“

Die Hypofocal-SBRT Studie ist offen für Patienten mit bisher unbehandeltem Prostata-Krebs mit mittlerem oder hohem Risiko, der auf die Prostata beschränkt ist, also nicht gestreut hat. Mehr Info unter dekade-gegen-krebs.de und Strahentherapie@mariahilf.de. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung BMBF fördert die Studie mit rund 2,8 Millionen Euro.