Vorsicht Abzocke! Handwerker um die Ecke sind günstiger

Mönchengladbach · Mönchengladbachs bekanntester Versorgungstechniker ist Detlef Poullie. Er unterrichtet nicht nur den Nachwuchs der Branche bei der Kreishandwerkerschaft, sondern fühlt auch im Auftrag des ZDF-Verbrauchermagazins WISO Kollegen bundesweit auf den Zahn. In Brandenburg hat er gerade wieder betrügerische Rohrreinigungsfirmen entlarvt. Wir haben mit ihm gesprochen.

„Bei kleineren Verstopfungen von Rohrleitungen kann man auch erstmal selber Hand anlegen – mit Omas Hausmittelchen“, findet Detlef Poullie, Dozent für Versorgungstechnik der Mönchengladbacher Kreishandwerkerschaft.

Foto: Andreas Baum

Um es gleich vorweg zu schicken: Mönchengladbach hat mehrere sehr seriöse Rohrreinigungsfirmen. Jemanden aus dem Internet zu beauftragen, der aus weit entfernten Orten anreist und sich das auch üppig bezahlen lässt, ist also gänzlich überflüssig. „Die wenigsten Installateure machen Rohrreinigung heute noch selber“, sagt Detlef Poullie, Dozent für Versorgungstechnik, Gutachter und Experte bei der ZDF-Verbrauchersendung WISO. Dennoch können sie einem weiterhelfen, indem sie eine Empfehlung aussprechen. Auch bei der Kreishandwerkerschaft könne man nachfragen. „Und wenn man schon im Internet sucht, dann wenigstens im Impressum nachschauen, wo die Leute herkommen“, sagt Poullie.

In seiner letzten TV-Aufzeichnung in Brandenburg haben alle zu Testzwecken bestellten Rohrreinigungsfirmen Wucherpreise verlangt: „Zwischen 800 und 900 Euro wollten die für einen simulierten einfachen Schaden haben“, so Poullie. Ein später bestellter seriöser Anbieter habe die selbe Verstopfung mit 150 Euro berechnet. Und noch ein dicker Hammer: Mit der WISO-Redaktion hat Poullie recherchiert, dass viele der vermeintlichen Spezialfirmen aus dem Internet auch „zufällig“ gleichzeitig Schlüsseldienste sind, „die Nummer zwei auf der Liste der Abzocker-Königsklassen“, sagt er.

Die Tricks der Preistreiber sind vielfältig: Da wird nach utopischen Rohrmetern mit Fantasiepreisen berechnet, da werden Rohrmeter und noch Arbeitsstunden berechnet, obwohl nur eins von beidem statthaft ist, da wird schweres Gerät rangeschafft, unnötige teure Rohr-Kameras eingesetzt und im Bad bei der „Reparatur“ oft mehr Kollateralschaden an Kacheln, WC und Wanne angerichtet, als nötig.

Gerade jetzt, wo die Menschen überwiegend zu Haus aufeinander hockten, lägen die Nerven blank, wenn zum Beispiel auch noch die Toilette ausfalle, so Poullie. Gerade bei Familien mit kleinen Kindern, sei da öfter mal was in der Pipeline. Er rät deshalb, es erstmal selbst zu versuchen. Mit einem Müllsack über dem Arm könne man etwa eine Toilettenverstopfung, die meistens vorne liege, oft einfach selber lösen. Auch der berühmte Pömpel koste nur 5 Euro. Wer ein Hochdruckgerät besitze, könne das Ganze noch professioneller angehen: Für rund 30 Euro gebe es einen Spülspitzen-Aufsatz. Und dann wisse er da auch noch einige Hausmittelchen. „Unsere Großeltern haben das Problem schon gelöst, bevor es ätzende Rohrreiniger gab“, sagt Detlef Poullie. Die nämlich würden den Leitungen mitunter mehr schaden als nützen.